So frei wie der Himmel
Mitch den Sattelknauf, doch sein Gesicht strahlte heller als die Lichter am Stall.
"Nimm die Zügel." Jesse stand in der Mitte des Geheges. "Aber zieh nur ganz leicht. Gerade genug, damit er weiß, in welche Richtung er gehen soll."
"Ist es okay, wenn ich schreie?", fragte Mitch.
Besorgt machte Jesse einen Schritt auf Pferd und Reiter. "Warum? Hast du Angst?"
"Nein. Ich bin glücklich."
Da strahlte Jesse. "Dann schieß los."
Und Mitch Bridges gab ein Yippeee von sich, auf das jeder Cowboy stolz gewesen wäre.
Irgendjemand schrie, aber Cheyenne achtete nicht weiter darauf. Die Stelle, die Keegan ihr beschrieb, klang besser als gut. Es gab nur ein Problem - die Möglichkeit, dass McKettrickCo in einem Jahr vielleicht an die Börse ging. Wenn das geschehen sollte, konnte Keegan nicht garantieren, dass sie ihren Arbeitsplatz behielt. Doch bis dahin bot er ihr ein anständiges Gehalt und eine Arbeit, die ihr Spaß machen würde.
Ihr Vertrag mit Nigel lief jedoch erst in ein paar Monaten aus, und vermutlich wäre er nicht bereit, sie vorher gehen zu lassen. Es sei denn, seine Firma ging in der Zwischenzeit pleite.
"Denk in Ruhe darüber nach", sagte Keegan. "Du musst dich nicht heute Abend entscheiden."
Cheyenne nickte. Dann sah sie sich um. Sie waren praktisch allein. Selbst die Band hatte zu spielen aufgehört und war verschwunden, die Instrumente lagen unbeaufsichtigt auf der Bühne. Auch Keegan wirkte verwirrt, als er es bemerkte. Dann sah Cheyenne, dass das Licht vom Stall das Gehege hell erleuchtete. Und dort entdeckte sie Mitch auf einem Pferd.
Auf einem Pferd.
Mit rasendem Herzen rannte sie los, quetschte sich durch die Zuschauer zum Zaun und stellte sich neben ihre Mutter.
"Ganz ruhig", flüsterte Ayanna. "Er macht das richtig gut."
Eigentlich hatte Cheyenne über den Zaun klettern wollen. Doch nun schluckte sie und zwang sich, Mitch anzusehen. Seine armen nutzlosen Beine baumelten an den Seiten des Pferdes herab, aber er saß aufrecht, mit erhobenem Kopf, und er strahlte. Irgendwie war es ihm gelungen, das Pferd zum Traben zu bringen.
"Sachte", warnte Jesse ihn, lächelte aber zufrieden.
"Ich bringe ihn um", wisperte Cheyenne. Mochte Jesse McKettrick auch grenzenloses Vertrauen in seine eigene körperlichen Kräfte haben - und das vermutlich aus gutem Grund - gab ihm das noch lange nicht das Recht, Mitchs Gesundheit so unbesonnen aufs Spiel zu setzen.
"Er weiß, was er tut", versicherte Ayanna ihr.
"Ich spreche von Jesse, nicht von Mitch", sagte Cheyenne.
"Ich auch. Sieh ihn dir an. Er wirkt sehr ruhig, aber wenn irgendetwas schieflaufen sollte, hätte er das Pferd in einer Millisekunde unter Kontrolle."
Eine Millisekunde, dachte Cheyenne bitter, hatte gereicht, um Mitchs Rückgrat zu brechen. Heute Morgen hatte ihr Bruder noch einmal Glück gehabt, doch ein Unfall, bei dem ein gesunder Mensch vielleicht mit ein paar Kratzern davonkam, konnte Mitch umbringen.
"Ist eigentlich jeder hier verrückt geworden?"
Darauf lächelte Ayanna nur. Voller Stolz sah sie zu, wie Mitch das Pferd vorsichtig zügelte.
"Ich glaube, das reicht", sagte Mitch. Dann tat er so, als würde er den Hut ziehen und den Zuschauern damit winken, wie ein Cowboy nach dem Rodeo. Die Leute lachten und applaudierten.
Jesse schob den Rollstuhl ins Gehege, half Mitch herunter und brachte Ponyboy zurück zum Stall. Während Mitch sich noch in der Bewunderung der Gäste sonnte, stürmte Cheyenne zum Stall.
"Das war absolut bescheuert und überheblich", schrie sie Jesse an, die Hände in die Hüften gestemmt.
"Vielleicht", räumte Jesse ein, sah sie an und führte dann das Pferd in die Box.
"Du hast doch gesehen, wie Mitch vom Traktor gefallen ist!"
Ganz ruhig schloss Jesse die Tür der Box, dann streichelte er anerkennend Ponyboys langes Gesicht. Das stimmt. Und wenn Mitch heute nicht auf den alten Ponyboy gestiegen wäre, hätte er vielleicht bis zum Ende seines Lebens Angst gehabt."
Seit sie nach Indian Rock zurückgekommen war, hatte Cheyenne ihre Gefühle erfolgreich unter Kontrolle gehalten. jetzt strömten plötzlich Tränen über ihre Wangen, und alle Schleusen schienen sich zu öffnen.
"Es war genauso wie bei seinem ersten Unfall", schluchzte sie. "Da lag er unter einem Four-Wheeler und ... "
Nur für den Bruchteil einer Sekunde zögerte Jesse, dann ging er zu ihr, nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich. "Ich weiß", murmelte er. "Ich weiß."
Und obwohl Cheyenne es besser wusste, riss sie sich
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