Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So frei wie der Himmel

So frei wie der Himmel

Titel: So frei wie der Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Laell Miller
Vom Netzwerk:
Doch ganz offensichtlich wollte sie das nicht. Das Schlafzimmer suchen? Sich ausziehen, hinlegen und darauf warten, dass er sich auf sie stürzte? Sie schüttelte den Kopf, entsetzt von der Vorstellung.
    Jesse sah sie neugierig an.
    "Mir geht's gut", sagte sie.
    Lügnerin.
    Sanft strich er ihr mit dem Handrücken über die Wange. "Du könntest natürlich auch mit mir zusammen duschen", schlug er vor.
    Merkwürdigerweise löste diese Bemerkung Cheyennes Anspannung. Sie lachte. "Ich glaube, ich werde stattdessen lieber das Haus erkunden."
    Einladend breitete er die Arme aus. "Mi casa es tu casa", sagte er. Und damit ließ er sie stehen.
    Cheyenne rührte sich noch ein paar Sekunden nicht vom Fleck, dann war sie bereit für die große Tour. Zuerst ging sie in die Richtung, die Jesse genommen hatte, und entdeckte ein rustikales Esszimmer mit deckenhohen Fenstern und einem herrlichen Blick auf den sich schlängelnden Bach und den Bergrücken in der Ferne, auf den sie mit Jesse geritten war. Der Tisch war aus schwerem dunklen Holz und mindestens vier Meter lang. An der Wand stand eine passende Vitrine mit altem Geschirr, ein steinerner Kamin nahm die ganze gegenüberliegende Wand ein.
    Darüber hing das riesige Ölporträt eines gut aussehenden blonden Mannes Mitte dreißig. Neben ihm stand eine umwerfende schöne rothaarige Frau in einem blauen, spitzenbesetzten Kleid. In ihren Augen funkelte Übermut.
    Jeb und Chloe McKettrick, die ursprünglichen Besitzer des Hauses. Die Ähnlichkeit zwischen Jeb und Jesse verblüffte Cheyenne. Man müsste Jesse nur in ein Hemd mit steifem Kragen und in eine Weste stecken, dann hätte man die beiden miteinander verwechseln können.
    Chloe hingegen, dachte Cheyenne seltsam wehmütig, sieht mir überhaupt nicht ähnlich. Die erste Mrs. McKettrick - beziehungsweise die erste Herrin dieses Schlosses aus Stein und Holz -hatte blasse Haut, große intelligente Augen und feuerrotes Haar, das auf ein keltisches Erbe schließen ließ. Cheyenne hingegen war zu einer Hälfte Apache, was nur schwer zu übersehen war.
    Pocahontas, nannte Nigel sie.
    Da dies ganz entschieden nicht der beste Zeitpunkt war, um an Nigel zu denken, wandte sich von dem Bild ab und trat ins nächste Zimmer, das Wohnzimmer. Es war in etwa so groß wie eine Turnhalle, aber nicht deswegen stockte ihr der Atem, sondern wegen der Aussicht. Durch eine Fensterfront, mindestens dreimal so lang wie die im Esszimmer, hatte man einen atemberaubenden meilenweiten Blick über die Ranch. Nachts erkannte man sicher die Lichter von Indian Rock als glitzernde Punkte im Tal am fernen Horizont.
    Lange stand Cheyenne wie verzaubert da. Das große Haus war so still, dass sie beinahe ihren eigenen Herzschlag hörte. Endlich drehte sie sich um und betrachtete den Rest des Raums. Noch ein Kamin, über dem ein Porträt hing, diesmal ein Foto und kein Gemälde.
    Cheyenne erkannte Jesses Eltern und seine atemberaubend schönen Schwestern. Und auch Jesse, einen kleinen verschmitzten Jungen von ungefähr acht oder neun Jahren - ein kurzer Augenblick seines wunderbaren Lebens, festgehalten für die Ewigkeit. Damals war sein Haar heller und länger. Es fiel ihm über ein Auge, doch das berühmte Grinsen war schon deutlich zu erkennen.
    "Ich war ein gut aussehender Teufel, was?", bemerkte der erwachsene Jesse hinter ihr. Erschrocken fuhr Cheyenne herum.
    Frisch geduscht und rasiert trug er nun eine saubere Jeans und ein weißes T-Shirt.
    "Kann ich dir etwas bringen? Vielleicht etwas von dem Sprudelwasser, das du so gern trinkst?"
    "Äh ... nein ... danke. Das ist ein wunderschönes Haus."
    "Ziemlich groß."
    "Fühlst du dich hier nie einsam?" Cheyenne zuckte zusammen. Wie konnte sie nur eine so dumme Frage stellen? Höchstwahrscheinlich gab es Unmengen von Frauen, die hier ein und aus gingen. Ganz abgesehen natürlich von seiner Familie.
    "Doch", antwortete Jesse zu ihrer Überraschung. "Manchmal schon."
    Auf einmal bekam Cheyenne panische Angst. Was sollte sie jetzt tun? Was sollte sie sagen?
    "Ich würde mir gern die Zähne putzen", sagte sie völlig unvermittelt und wünschte umgehend, auf Nimmerwiedersehen in dem schönen Holzboden zu versinken.
    "Hier entlang." Jesse führte sie an der Hand durch einen kurzen, breiten Flur mit museumsreifen Bildern an den Wänden.
    Russell. Remington. Alles Originale.
    Dahinter lag ein riesiges Schlafzimmer. Das Bett war rund, die hohe Decke zierten Malereien von Rinderherden unter einem düsteren, nur durch Blitze

Weitere Kostenlose Bücher