So frei wie der Himmel
Phoenix überfallen hat, mit dir zusammen war? Nennst du das Wahrheit, Mom?"
Ayanna erbleichte, ihre Augen füllten sich mit Tränen. "Cash war in dieser Nacht mit mir zusammen."
"Mutter, der Überfall ist aufgezeichnet worden. Überwachungskameras lügen nicht."
"Das muss ein Fehler gewesen sein. Irgendwas stimmte mit der Kamera oder dem Film nicht oder sonst was ..."
"Hör auf, mich anzulügen, Mutter. Und hör endlich auf, dich selbst zu belügen. Falls du in dieser Nacht mit Dad zusammen warst, hast du den Fluchtwagen gefahren! "
Noch nie zuvor hatte Ayanna Cheyenne geschlagen, doch nun verlor sie zum ersten Mal die Nerven. Mit flacher Hand schlug sie ihrer Tochter ins Gesicht. Einen Moment starrten die beiden Frauen einander an, dann stürzte Cheyenne die Verandatreppe hinauf. Doch das Geräusch eines ankommenden Wagens ließ sie innehalten.
Jesse.
Oh nein, dachte Cheyenne.
Ayanna, die noch immer im Vorgarten stand, sah mit Tränen in den Augen zu ihr hinauf. Jesse bremste ab, und Mitch lachte ihnen durch die Fensterscheibe zu.
"Ich dachte, Mitch wollte mit Bronwyn nach Sedona fahren", überlegte Cheyenne laut.
"Das dachte ich auch", sagte Ayanna. "Offenbar haben wir uns geirrt."
Stumm sahen die beiden Frauen zu, wie Jesse aus dem Truck stieg, den Rollstuhl auslud und Mitch hineinsetzte. Cheyennes Bruder war ganz zerzaust, als ob er den ganzen Tag in einem Cabriolet durch die Gegend gebraust wäre. Und er strahlte über das ganze Gesicht.
"Fragt mich, was ich heute gemacht habe", rief er glücklich.
"Was hast du heute gemacht?", fragte Ayanna sehr leise.
Mitch stieß die Faust in die Luft. Ich bin geritten. Nicht einfach nur in einem Gehege, sondern im freien Gelände. Jesse und ich sind die Berge hinaufgeritten."
Cheyenne sah erst Jesse und dann Mitch an. "Das ist ein Scherz, oder? Sag mir, dass du nicht wirklich
"Er war gut", sagte Jesse ruhig.
"Cheyenne, lass es", fügte Ayanna hinzu.
Verstand denn keiner, um was es hier eine? Noch eine Rückenverletzung könnte Mitch umbringen oder ihn von Kopf bis Fuß lähmen, was vielleicht noch schlimmer war als sterben. Ohne ein weiteres Wort wirbelte Cheyenne herum, riss die Tür auf und stürmte hindurch. Mit einem Quietschen fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
Jesse fuhr zusammen, als die Tür zuknallte. Schwer zu glauben, dass das dieselbe Frau sein sollte, mit der er in der Nacht zuvor geschlafen hatte.
"Danke, Jesse", sagte Ayanna sanft, während Mitch die Rampe hinauffuhr. "Dass Sie meinen Jungen mit zum Reiten genommen haben, meine ich."
Ayanna war dankbar. Mitch war dankbar. Nur Cheyenne führte sich auf wie eine Wilde.
Jesse seufzte. "Gern geschehen", sagte er bedrückt.
Die ältere Frau lächelte. "Cheyenne hat viel durchgemacht. Sie ist es einfach nicht gewöhnt, dass mal etwas gut gehen kann. Immer wartet sie darauf, dass etwas Schlimmes passiert - geben Sie Ihr Zeit, Jesse. Und dann fragen Sie sie nach Nigel."
Den ganzen Tag über war es ihm gelungen, nicht an dieses ungute Gefühl zu denken, das Mitchs Worte ausgelöst hatten. Auf dem Rücken eines Pferdes vergaß er so ziemlich alles. Aber nun kehrte sein Unbehagen mit einem Schlag zurück.
"Nigel?", wiederholte er. Ihr ehemaliger Chef?"
"Fragen Sie Cheyenne", wiederholte Ayanna. Dann sah sie sehr lange auf das Haus. Als sie sich wieder Jesse zuwandte, erkannte er in ihren Augen uralte Sorgen. "Ich würde Sie ja hereinbitten. Aber im Moment ist hier alles ein wenig kompliziert."
"Kompliziert ist gar kein Ausdruck", sagte er. "Aber egal, ich muss sowieso zu einem Pokerspiel nach Flagstaff."
Es gab kein Spiel in Flagstaff, aber er würde schon eines finden, wenn er danach suchte. Auf dem Highway fuhr er Richtung Indian Rock, durchquerte die Stadt und entdeckte Keegans Jaguar und den SUV von Rance auf dem Parkplatz vom Roadhouse. Einem Impuls folgend und weil er aus unerfindlichen Gründen keine Lust auf Poker hatte, hielt er an. Seine Cousins saßen in ein ernstes Gespräch vertieft an einem Ecktisch.
Als Roselle ihn zum Tisch begleiten wollte, winkte Jesse ab.
"Ist das ein privates Gespräch?", fragte Jesse und zog sich einen Stuhl heran. "Oder kann ich mich euch anschließen?"
Rance lehnte sich abrupt zurück.
Daraufhin sah Keegan ihn amüsiert an. "Aber bitte, setz dich doch", sagte er dann zu Jesse, obwohl dieser längst Platz genommen hatte.
"Was ist hier los?", fragte Jesse und griff nach der Speisekarte.
"Nichts", erwiderte Rance knapp.
"Scheint aber nicht
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