So frei wie der Himmel
Kredite zurück. Wenn ich - wenn wir - dieses Geschäft nicht an Land ziehen, dann war's das für mich mit dem amerikanischen Traum. Daher werde ich alles tun, was ich tun muss, damit das nicht geschieht. Und ich zähle auf deine Unterstützung."
"Vielleicht solltest du mit deiner Großmutter sprechen. Und nicht mit mir."
"Meine Großmutter lebt in Knightsbridge in England und überlegt, wie sie mir am besten die Eier abschneiden kann."
"Wie oft muss ich es dir noch sagen? Ich werde keinen Schmutz ausgraben, damit du Jesse McKettrick erpressen kannst. Weil es nämlich keinen Schmutz gibt, Nigel. Geht das endlich in deinen Dickschädel hinein?"
"Nun sei mal nicht so überheblich", er-widerte Nigel scharf. "Wenn du irgendetwas unternimmst, was der Firma schadet, werde ich dich bis an dein Lebensende verklagen. Ich hoffe, das geht in deinen Dickschädel hinein."
"Keine Chance", sagte Cheyenne.
"Hör zu. Ich bekomme jede Menge Anrufe von Investoren. Sie haben die Entwürfe gesehen und sind begeistert. Sie wollen wissen, wann wir endlich loslegen können. Mit jedem Tag, der vergeht, glauben sie etwas weniger daran, was für ein Wunderknabe ich bin."
"Bau deine Apartmentanlage woanders", sagte Cheyenne. Doch da sie ihm diesen Vorschlag schon öfter gemacht hatte, wusste sie, dass Nigel nicht auf sie hören würde.
"Die Investoren wollen dieses Stück Land. Und ich will es auch."
Sie blinkte und bog rechts ab. "Weißt du, was dein Problem ist, Nigel? Du hast den Sinn für die Realität verloren. Das Land gehört Jesse. Er liebt es und wird es nicht verkaufen, okay? Lass es einfach."
"Ihm gehört ein Drittel von Triple M", wandte Nigel ein. "Er braucht diese fünfhundert Morgen überhaupt nicht."
"Dort oben liegt eine Quelle", erklärte Cheyenne müde.' "Sie speist einen Bach, der durch das Ranchgebiet läuft. Und auf dieses Wasser sind sie angewiesen, zumindest zu manchen Jahreszeiten."
"Dann sichere ihm die Wasserrechte zu."
"Das habe ich bereits versucht. Aber Jesse ist nicht doof. Er weiß, dass so eine Abmachung überhaupt nichts wert ist."
Wieder klingelte es in ihrer Tasche. Ihr fiel das zweite Handy ein, das Keegan ihr heute Morgen überreicht hatte. Außer ihm kannte vermutlich noch keiner die Nummer.
"Ich muss auflegen", sagte sie. "Mein Chef ruft gerade an."
"Ich bin dein Chef!", bellte Nigel.
Cheyenne parkte vor dem Haus, schickte Nigel per Daumendruck ins Satelliten-Nirwana und angelte nach dem anderen Telefon. "Hallo?"
"Ich wollte nur ausprobieren, ob das Handy funktioniert", rief Keegan fröhlich. "Ich hoffe, ich störe nicht."
Im Rückspiegel sah sie, wie Ayanna in ihrem ramponierten Wagen angeruckelt kam. "Nein, gar nicht. Ich bin froh, dass du anrufst, Keegan. Ich muss mit dir sprechen.«
"Dann sprich."
"Nicht am Telefon."
"Schön. Wir können uns irgendwo treffen. Im Büro. Bei dir? Bei mir?"
"Ich bin bei Sierra zum Pokern verabredet."
"Gut, dann komme ich dorthin."
"Aber ich möchte nicht, dass jemand davon erfährt. Es betrifft nur dich und Rance."
"Ich komme morgen früher ins Büro", sagte Keegan. "Wie wäre es denn so gegen acht? Ich bring uns Frühstück mit."
Inzwischen war Ayanna ausgestiegen und reagierte auf den Cadillac mit übertriebener Begeisterung wie eine Pantomimin.
"Prima, um acht dann", stimmte Cheyenne zu.
Ayanna klopfte gegen die Fensterscheibe.
"Ich muss los", sagte Cheyenne.
"Bis morgen."
"Ich habe ein großes Problem", erklärte Cheyenne ihrer Mutter, nachdem sie ausgestiegen war.
"Das sehe ich", zog Ayanna ihre Tochter auf. "Du fährst auf Kosten von McKettrickCo einen Cadillac. Schlimmer kann es nicht kommen."
Cheyenne seufzte. "Du weißt, was ich meine." Sie ging aufs Haus zu. In weniger als einer Stunde musste sie bei Sierra sein. Bis dahin wollte sie sich umziehen, ihr Haar lösen und Mitch fragen, wie sein Tag gewesen war.
"Ich vermute, du hast Keegan heute nicht die Wahrheit gesagt", mutmaßte ihre Mutter, die neben ihr herging.
"Dann hätte ich wohl kaum diesen Cadillac", erwiderte Cheyenne mit einer Stimme die so streng war wie ihre Frisur.
"Es ist wichtig, die Wahrheit zu sagen, Cheyenne."
"So wie du immer die Wahrheit gesagt hast, Mom? Immer dann, wenn du für Dad gelogen hast? Wenn du die Gläubiger angelogen hast oder seine Chefs, falls er mal zufällig einen Job hatte? Oder wenn du der Polizei gesagt hast, du wüsstest nicht, wo er ist? Wenn du vor Gericht behauptet hast, dass er in der Nacht, als er einen Lebensmittelladen in
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