So fühlt sich Leben an (German Edition)
welche!«
Was ist dein Job als Türsteher? Natürlich reingehen und nachsehen. Zufällig stattet mir mein bester Freund Marek an diesem Abend einen Besuch ab, einfach, weil er dieses Türsteher-Ambiente cool findet. Auch Marek ist einigermaßen mit Muskeln bepackt.
» Kommst du mit?«, frage ich ihn.
» Ja, alles klar.«
Wir rennen los, den Gang runter.
Tumult. Eine riesige Menschentraube. Und in der Mitte zwei Typen. Einer von beiden derjenige, den ich nicht reinlassen wollte. Den greifst du dir jetzt, denke ich. Und während Marek sich des zweiten annimmt, arbeite ich mich durch die Menge, schnappe mir den Kerl und drehe ihm den Arm auf den Rücken. Im selben Augenblick schleppt Marek den anderen an.
Wie’s aussieht, ist der zweite das Opfer. Also konzentriere ich mich auf Rambo. Bis der andere schreit: » Lasst mich los! Guckt euch das an!« Er reißt sein T-Shirt hoch, und da sehe ich: überall Stiche. Alles voller Blut. An einigen Stellen wölbt sich das Gewebe schon vor. Und der Typ voll auf Adrenalin. » Guckt euch das an! Die Sau hat mich abgestochen!«
Ich habe nur einen Gedanken: das Messer. Ich trage zwar einen Stichschutz, aber der reicht nur bis zur Hüfte. Ich schlage mit aller Kraft auf den Kerl ein; hinterher wird sein Kopf aussehen, als wäre ihm ein Tennisball halb durch den Schädel gewachsen. Das Messer ist weg. Ich führe ihn im Bullengriff nach draußen ab, übergebe ihn Steffen und Ronny und gehe zurück. Steffen hat bereits die Polizei gerufen.
Ich übernehme von Marek das Opfer und lege den Ärmsten auf einer Bank im Vorraum ab. Ich sehe ihn mir näher an. Das Messer hat mehrmals die Lunge getroffen. Ich setzte mich neben ihn, bette seinen Kopf auf meinen Schoß und versuche, die schlimmsten Stichwunden mit meinen Fingern zu verschließen. Vielleicht hält er durch, bis der Arzt kommt. Noch ist er bei Bewusstsein. Meine Finger stecken in den Wunden, durch die es bei jedem Atemzug pfeift. Nebenan höre ich Mädchen weinen und Jungs davon reden, den Kerl zu lynchen. Und plötzlich atmet er nicht mehr. Ich ziehe meine Finger aus seiner Brust, sie triefen von Blut, und ich denke: In deinen Armen ist gerade ein Mensch gestorben. Eben hat er noch gelebt, jetzt ist er nicht mehr da. Als der Notarzt kommt, kann ich ihm nur noch einen Leichnam übergeben. Dann gehe ich aufs Klo, die Hände waschen.
Ich stand unter Schock. Ich war wie benommen, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Meine Hände waren wieder sauber, aber ich sah immer noch meine Finger in seiner Brust stecken. Ich ging zum Eingang.
» Wo ist der Typ, Steffen?«
» In Gewahrsam. Die ersten Zivilbullen waren schon da und haben nach dem Hergang gefragt.«
Wir gingen zurück, weil ich den Eindruck hatte, dass sich drinnen was zusammenbraute. Ich verriegelte die Tür zum Gang und setzte mich davor. Über der Tür hing ein Monitor, der Bilder von draußen lieferte, wo jetzt immer mehr Polizisten eintrafen.
Kurze Zeit später kamen sie, eine Horde von etwa fünfzehn Typen, angeführt von Jumbo. Wir kannten ihn als Gast, ein aufbrausender Kreuzberger, der als Rädelsführer für eine ganze Gang zuständig war. Sie stürmten an, Jumbo vorweg, und wir saßen da, Steffen, Marek und ich, und bewachten den Ausgang.
» Ey, Rilla, lass uns raus, wir wollen den Typ kaschen. Wir schlagen den jetzt tot.«
» Bist du geisteskrank? Draußen ist alles voller Bullen.«
» Lass uns jetzt raus!«
» Reißt euch zusammen!«
Es wurde laut. Der Tote war ihr Freund gewesen, und alle waren sehr aufgebracht. Weil ich nicht weiterwusste, habe ich Jumbo eine reingehauen. Damit er endlich die Schnauze hielt. Auch, um die Masse in den Griff zu kriegen. Immer mit einem Auge auf dem Bildschirm. Draußen fuhren Mannschaftswagen vor, Bullen mit Helmen sprangen raus. Bei einer Diskothek müssen sie schon mit mehreren Mannschaftswagen kommen.
Auf einmal klopfte es. Schläge gegen die Stahltür, bam, bam, bam. » Polizei! Öffnen Sie sofort!« Auf dem Monitor nichts als Helme, und auf dieser Seite der Tür Jumbo mit seinen Kumpeln. Der flennte:
» Du Idiot, Rilla. Wie würdest du denn reagieren?«
» Jumbo, det macht keenen Sinn. Der Typ ist tot. Wat soll denn det werden?«
Und die Bullen klopften weiter. Ich löste die Kette und sprach durch den Spalt.
» Das ist jetzt eine sehr schlechte Idee. Hier stehen fünfzehn Mann, die rauswollen. Die wollen den Täter haben.«
» Das ist uns egal. Machen Sie jetzt die Tür auf.«
Ich mit einem
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