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So funktioniert die Wirtschaft

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Titel: So funktioniert die Wirtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Haering
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anständiges Konsumniveau der Menschen in den Entwicklungsländern verkraften kann.
    Menschen neigen dazu, ihre Standards hinsichtlich dessen, was sie für fair halten, auch danach auszurichten, was ihnen selbst nutzt. Wer in der Vergangenheit viel Schaden angerichtet hat, neigt zu der Sichtweise, dass allein die Zukunft zählt, die anderen halten die Vergangenheit moralisch durchaus für relevant. Wer viel hat, neigt eher zu der Vorstellung, jeder solle gleich viel beitragen. Wer wenig hat, hält eher einen prozentual ausgeglichenen Verzicht für fair. Das sorgt dafür, dass globale Klimaverhandlungen in einer Welt, in der eine Gruppe von Ländern zehn Mal so reich ist wie die andere und schon seit 150 Jahren große Mengen an Schadstoffen in die Luft bläst, so ungemein schwierig sind.
    Beispiel
    Die Wirtschaftsforscher Tavoni, Dannenberg u. a. (2011) haben in einem Experiment nachgewiesen: Wenn Gruppen, die gemeinsam einen vorgegebenen Betrag für „Klimaschutz“ aufbringen sollten, alle gleich viel Spielgeld hatten, gelang es ihnen deutlich häufiger, sich auf die Beiträge der einzelnen Mitglieder zu einigen und die ausgelobte Belohnung zu erhalten, als wenn die Ausgangsverteilung ungleich war.
    Wenn es jedoch keine Einigung auf internationaler Ebene gibt, können Marktprozesse die Anstrengungen einzelner Staaten oder einzelner Bürger teilweise oder sogar vollständig zunichtemachen.
    Wenn z. B. die deutsche Regierung den Unternehmen teure Energiesparmaßnahmen auferlegt, sinkt dadurch die Nachfrage nach Energie und damit auch deren Preis. Dadurch können alle anderen Länder billiger energieintensive Produkte herstellen und konsumieren. Wenn die energieintensiven Produkte nach Deutschland exportiert werden können, verlieren die deutschen Produzenten Marktanteile, der Konsum energieintensiv hergestellter Produkte geht aber nicht einmal in Deutschland zurück.
    Wichtig
    Ohne internationale Vereinbarungen könnten nationale Anstrengungen zum Klimaschutz verpuffen, weil andere sich die Preiswirkungen des Verzichts des Vorreiters zunutze machen und mehr produzieren oder konsumieren.
    Umweltpioniere machen Gewinn
    Es gibt allerdings einen wichtigen Grund, der dafür spricht, dass sich Alleingänge in Sachen Umweltschutz auszahlen können. Wenn durch Vorschriften zum Umweltschutz ein großer heimischer Markt für umweltschonende technische Neuerungen entsteht, der anderenorts fehlt, dann haben heimische Hersteller einen Vorteil auf diesem Gebiet. Sie können bei Produktion und Vermarktung dieser Techniken Erfahrung sammeln und eine Größe erreichen, die ihnen eine kostengünstige Produktion erlaubt, bevor Anbieter in anderen Ländern überhaupt in Erscheinung treten. Wenn weitere Länder mit ähnlichen Vorschriften nachziehen, haben die heimischen Anbieter einen beträchtlichen Vorsprung und können dort dauerhaft Marktanteile gewinnen.
    Beispiel
    Durch die frühe Nutzung der Windenergie hatten deutsche Rotoren laut Sawhney und Kahn (2011) 1989 einen Anteil von über einem Drittel an den Importen der USA. Bei Solarzellen, deren Einsatz seit einigen Jahren kräftig gefördert wird, stieg der deutsche Marktanteil bis 2010 auf fast 20 %.
    Gerade in Deutschland, das eine Vielzahl technisch hochstehender, exportorientierter Unternehmen besitzt, ist dieser Vorteil nicht zu unterschätzen.
    Wichtig
    Wenn die Umweltschutzanstrengungen eines Vorreiters technologischer Art sind, kann das Land durch seine Vorreiterrolle einen Startvorteil in einer Zukunftstechnologie erlangen.
    Mehr Freizeit schützt die Umwelt
    Es gibt neben der Umweltqualität einen wichtigen Aspekt des menschlichen Wohlbefindens, der nicht in die Wachstumsmessung eingeht: die Freizeit, oder wie die Ökonomen gerne sagen: der Konsum von Freizeit.
    Wenn sich die Menschen dort, wo die materiellen Grundbedürfnisse in hohem Maße erfüllt sind, entscheiden (können), statt immer höheren Konsums immer weniger zu arbeiten, so ist das schlecht für das gemessene BIP-Wachstum, aber gut für den Wohlstand in einem vernünftig definierten Sinne. Für die Umwelt ist es hervorragend.
    Auf einen Blick: Wachstum
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist kein Wohlstandsmaß, sondern ein Aktivitätsmaß. Nützliche und schädliche Aktivitäten werden nicht unterschieden. Daher sollte die Mehrung des BIP nicht zum Ziel erhoben

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