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So funktioniert die Wirtschaft

So funktioniert die Wirtschaft

Titel: So funktioniert die Wirtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Haering
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und deshalb schließen müssen oder dass weniger Betriebe neu eröffnet werden, wenn die Lohnuntergrenze steigt.
    Wichtig
    Moderate Mindestlöhne verbessern empirischen Studien zufolge die Einkommen der Geringverdiener, ohne deren Arbeitsmarktchancen nennenswert zu verschlechtern. Sehr hohe Mindestlöhne erhöhen die Arbeitslosigkeit der unerfahrenen oder aus anderen Gründen weniger produktiven Arbeitnehmer.
    Kündigungsschutz
    Neben zu hohen Löhnen werden der Kündigungsschutz und ähnliche Arbeitnehmerrechte gern verdächtigt, eine Mitschuld an der Arbeitslosigkeit zu tragen: Sie machten Arbeitgebern das Leben schwer und nähmen ihnen daher die Lust, mehr Leute einzustellen. Tatsächlich muss man fragen, ob es vernünftig ist, Arbeitgeber zu zwingen, Arbeitsverhältnisse beizubehalten, die sie gerne beenden möchten.
    Im Wesentlichen gibt es drei (unterschiedlich respektable) Gründe für Arbeitgeber, ein Arbeitsverhältnis beenden zu wollen. Je nachdem, welcher Grund vorliegt, ist eine erzwungene Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses aus gesellschaftlicher Sicht unterschiedlich zu bewerten. Die Gründe sind:
Den Vorgesetzten mancher Arbeitnehmer passt deren Nase nicht, oder sie sind ihnen nicht willfährig genug.
Manche Arbeitnehmer verhalten sich nicht so, wie der Betrieb es von ihnen erwarten kann, oder können die vereinbarte und erwartete Leistung beim besten Willen nicht erbringen.
Der Arbeitgeber braucht nicht mehr so viele Mitarbeiter wie gedacht, sei es weil der Absatz stockt oder aus anderen Gründen.
    Willkürliche Entlassungen werden vermieden
    Die erste Möglichkeit ist ein starkes Argument für Kündigungsschutz. Denn soweit er nur willkürliche Entlassungen verhindert, kann der Kündigungsschutz kaum die Einstellungsbereitschaft der Arbeitgeber dämpfen, da diese kein geschäftliches Interesse daran haben, dass ihre Führungskräfte die Belegschaft nach Gutsherrenart behandeln können. Das schadet nur der Produktivität. Ein Arbeitnehmer, dem der Arbeitgeber – in der Praxis der Vorgesetzte – jederzeit ohne Angabe von Gründen kündigen kann, wird ständig bestrebt sein, sich abzusichern, alternative Stellen auszukundschaften und wenig Neigung zeigen, sich an den Arbeitgeber zu binden. In den USA, wo es fast keinen gesetzlichen Kündigungsschutzgibt, haben sich deshalb viele Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern gegenüber verpflichtet, sie nur aus nachprüfbar gutem Grund zu entlassen. Ganz abgesehen von der Wirkung auf die Produktivität hebt es die Lebensqualität der Arbeitnehmer, wenn sie nicht damit rechnen müssen, dass sie jederzeit aus beliebigem Grund entlassen werden könnten.
    Pflichtvergessene Mitarbeiter werden geschützt
    Der zweite Fall liefert das stärkste Argument gegen einen weitgehenden Kündigungsschutz. Wenn ein Teil der Beschäftigten starke Arbeitnehmerrechte ausnutzt, um eigene Interessen zulasten des Arbeitgebers zu verfolgen, so schädigt das die ganze Firma, also Eigentümer, Manager und pflichtbewusste Arbeitnehmer, denn das Unternehmen verdient weniger und damit gibt es weniger zu verteilen. Unter diesem Aspekt könnte ein starker Kündigungsschutz die Arbeitsmarktchancen derjenigen verschlechtern, bei denen Arbeitgeber das Risiko als besonders hoch einschätzen, dass sie den Schutz auf unfaire Weise ausnutzen. Das trifft v. a. Berufseinsteiger, weil diese weder über Erfahrungen im Arbeitsleben noch über aussagefähige Referenzen aus früheren Tätigkeiten verfügen.
    Wichtig
    Wenn Mitarbeiter ihre Entlassung kaum noch fürchten müssen, kann es schwierig werden, unerwünschte Verhaltensweisen abzustellen. Das schadet einerseits der Produktivität, andererseits führt es bei Arbeitgebern, die Einstellungen planen, zu übermäßiger Vorsicht. Das ist das stärkste Argument gegen einen ausgeprägten Kündigungsschutz.
    Interessen werden abgewogen
    Etwas anders sieht es aus, wenn sich das Arbeitsverhältnis für den Arbeitgeber aus Gründen nicht mehr lohnt, die beim Arbeitgeber oder dessen Geschäftsumfeld liegen. In diesen Fällen ist aus gesellschaftlicher Sicht eine Interessenabwägung erforderlich. Das Interesse des Arbeitgebers allein kann nicht der Maßstab sein. Die Arbeitnehmer haben meist keine gleichwertige Stelle in Aussicht, wenn sie entlassen werden. Und selbst wenn sie eine neue Stelle finden,

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