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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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und fädelte sich in den Verkehr ein.
    Ricky zuckte zusammen. Hatte er sie verpasst? Hatte der Hilfspolizist das Taxi weitergewinkt?
    Er ließ den Motor an und fuhr hinterher. Das Taxi bog irgendwann nach rechts ab. Ricky blieb auf Distanz und folgte dem dämlichen, altersschwachen Idioten von einem Fahrer, der im Schneckentempo durch die Stadt kroch. Sie fuhren an der Promenade entlang, dann den Hügel hinauf in den Nationalpark, zwischen Äckern hindurch und über die herrliche Straße, die an den Klippen entlangführte. Vorbei am Selbstmörder-Mekka von Beachy Head.
    Ricky hatte einen Doppeldeckerbus hinter sich, der ungeduldig auffuhr. »Komm schon, Blödmann!«, brüllte er dem Taxifahrer durch die Scheibe zu. »Gib Gas, du Arsch!«
    Im selben unerträglich langsamen Tempo passierten sie das Pub von Beachy Head und fuhren die gewundene Straße bis nach East Dean. Qualvoll langsam schlichen sie durch offenes Gelände, vorbei an den Seven Sisters genannten Klippen und hinein nach Seaford, vorbei am Fährhafen von Newhaven und den Hügel hinauf nach Peacehaven. In der Ferne bemerkte er einen langhaarigen jungen Mann und ein Mädchen, die an einer Straßenecke standen und winkten. Zu Rickys Erstaunen schaltete der Taxifahrer sein Frei-Schild ein und hielt am Straßenrand.
    Ricky fuhr ebenfalls links heran, und die Wagen, die sich hinter ihm gestaut hatten, schossen vorbei.
    Er sah, wie das Pärchen hinten einstieg.
    Er war einem leeren Taxi gefolgt.
    Scheiße, Scheiße, Scheiße.
    So, Schlampe, jetzt bist du reif.
    76
    OKTOBER 2007 Ein steiler Zahn mit scharlachrotem Haar, einem violetten Fähnchen von einem Kleid, endlosen Beinen und Riesenbrüsten, die aus dem BH quollen, zwinkerte Roy Grace zu.
    Er betrachtete die Karte. Als das Licht darauf fiel, zwinkerte ihm das andere Auge zu. Er klappte die Karte auf. Eine schmalzige Stimme, die entfernt an eine bekannte Sängerin erinnerte, stimmte »Happy Birthday« an.
    »Die ist ja wunderbar! Für wen war die gleich?«
    DC Esther Mitchell war nicht nur die attraktivste Ermittlerin in Sussex House, sondern auch eine der fröhlichsten.
    »Für DI Willis«, antwortete sie munter. »Er wird vierzig.«
    Grace musste grinsen. Baz Willis, ein übergewichtiger Kloß, der es seiner Ansicht nach niemals zum Detective Inspector hätte bringen dürfen, war weithin als Grabscher bekannt. Daher erschien die Karte mehr als passend. Er quetschte seinen Namen zwischen all die anderen Unterschriften und gab Mitchell die Karte zurück.
    »Er schmeißt eine Party. Heute Abend gibt es im Black Lion Freibier für alle.«
    Grace verzog das Gesicht. Das Black Lion in Patcham, die Stammkneipe von Sussex House, mochte er gar nicht, und die Vorstellung, zwei Abende hintereinander dort zu verbringen, war mehr, als er ertragen konnte. Außerdem hatte er ein sehr viel besseres Angebot.
    »Danke, mal sehen, ob ich es schaffe.«
    »Jemand hat einen Kleinbus gemietet. Falls Sie mitfahren möchten –«

»Nein, danke.« Er warf einen Blick auf die Uhr. Noch fünf Minuten, dann musste er mit diesem verfluchten Köter zum Welpenkurs. Er lächelte Mitchell an. Ihre Energie wirkte ansteckend, und sie war – nicht nur wegen ihres Aussehens – bei den Kollegen schnell beliebt geworden.
    »Ach, Detective Superintendent Pewe hat mich übrigens gebeten, Sie wegen der Reisevorbereitungen für Australien zu fragen.«
    »Wie bitte?«
    »Tut mir leid. Man hat mich ihm zugeteilt, zusammen mit DC Robinson. Es geht um die ungelösten Fälle.«
    »Sagten Sie Australien?«
    »Ja, ich soll Sie fragen, mit welchen Fluggesellschaften die Sussex Police ein Business-Class-Abkommen getroffen hat.«
    »Business-Class-Abkommen?«, fragte Grace fassungslos. »Für wen hält der sich eigentlich? Eine Anwaltskanzlei?«
    Mitchell lächelte verlegen. »Ahm, ich dachte, Sie wüssten Bescheid.«
    »Ich muss mal kurz weg. Ich schaue unterwegs bei ihm vorbei.«
    »In Ordnung.«
    »Danke, Esther.«
    Im Gehen warf sie ihm einen Blick zu, der so viel hieß wie: Ich kann ihn auch nicht leiden.
     
    *
     
    Fünf Minuten später betrat Grace sein altes Büro mit der mäßigen Aussicht auf das Untersuchungsgefängnis. Cassian Pewe saß in Hemdsärmeln da und führte ein offenkundig privates Gespräch, was Grace überhaupt nicht kratzte. Er nahm sich einen der Stühle, die um den winzigen Besprechungstisch gruppiert waren, und setzte sich genau vor den Schreibtisch.
    »Ich rufe zurück, Engelchen«, sagte Pewe, schaute Grace argwöhnisch an

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