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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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nur, weil sie noch keine Zeit gefunden hatte, das echte Päckchen darin unterzubringen. Oder aber sie hatte es erst kürzlich herausgeholt.
    Falls es kein zweites Schließfach gab, befand es sich aller Wahrscheinlichkeit nach noch in ihrer Wohnung.
    Am vergangenen Abend hatte er Abbys Wohnung gründlich durchsucht und auch die Kleider, die sie getragen hatte. Ihren Pass hatte er vorsichtshalber mitgenommen, damit die Schlampe das Land nicht verlassen konnte.
    Doch falls es irgendwo ein weiteres Schließfach gab, hätte er den Schlüssel oder irgendeinen anderen Hinweis darauf finden müssen. Er hatte die Wohnung Zentimeter für Zentimeter durchkämmt, sämtliche Möbel verschoben, jedes lose Dielenbrett hochgestemmt. Er hatte die Rückseite des Fernsehgerätes abgenommen, die Polstermöbel aufgeschlitzt, die Lüftungsgitter abgeschraubt und die Lampen auseinandergebaut. Aus seiner Zeit im Drogenhandel wusste er, wie gründlich die Polizei eine Wohnung auseinandernahm, und kannte alle Verstecke, die ein kluger Dealer benutzen würde.
    Andererseits war aber auch denkbar, dass Abby das Päckchen bei einer Freundin gelassen hatte. Der Name auf der Kuriersendung war allerdings falsch gewesen, das hatte er überprüft. Vermutlich hatte sie seit ihrer Rückkehr Kontakte gemieden. Wenn nicht einmal ihre eigene Mutter wusste, dass sie wieder in England war, hatte sie sich wohl kaum bei Freundinnen gemeldet.
    Nein, inzwischen war er überzeugt, dass sie alles noch in der Wohnung aufbewahrte.
    So clever Abby auch sein mochte, hatte sie doch wie jeder andere eine Achillesferse. Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Eine Armee marschiert nur so schnell wie der langsamste Soldat.
    Abbys Mutter war das schwächste Glied und der langsamste Soldat.
    Plötzlich wusste er genau, was er zu tun hatte.
     
    *
     
    Der Renault, der seit längerer Zeit vor Abbys Wohnung parkte, wollte nicht anspringen. Gerade als Ricky die Hoffnung aufgeben wollte, zündete er dann doch, erwachte stotternd zum Leben und stieß eine ölige Qualmwolke aus.
    Er fuhr aus der Parklücke und setzte den gemieteten Ford hinein. Wenn Abby zurückkäme, würde sie den Wagen entdecken und glauben, er sei in der Wohnung. Er lächelte. Somit würde sie die Wohnung vorerst nicht betreten. Da am Wagen kein Anwohnerparkausweis klebte, würde er vermutlich irgendwann einen Strafzettel bekommen, vielleicht sogar eine Parkkralle, aber das scherte Ricky nicht.
    Er holte das GSM 3060 Intercept aus dem Ford und legte es in den Lieferwagen. Dann fuhr er wieder nach Eastbourne und hielt unterwegs nur kurz an, um einen Burger und eine Cola zu kaufen. Jetzt ging es ihm besser. Er hatte die Situation wieder im Griff.
    78
    OKTOBER 2007 Um halb sieben begann die vierte Besprechung der Operation Dingo. Als Roy Grace dem versammelten Team die Zusammenfassung der jüngsten Ereignisse vorlesen wollte, zögerte er, weil Glenn Branson ihn so merkwürdig anschaute. Auch zuckte der Kollege mit der Nase, als wollte er ihm einen Wink geben.
    »Stimmt etwas nicht?«
    Grace bemerkte, dass andere Kollegen ihn ebenfalls seltsam anschauten.
    »Du riechst ein bisschen streng, Boss«, erwiderte Glenn, »falls ich mal persönlich werden darf. Vorsichtig ausgedrückt, es ist nicht dein übliches Eau de Cologne. Bist du in irgendetwas reingetreten?«
    Entsetzt begriff Grace, worauf sein Kollege hinaus wollte. »Ach so, Entschuldigung. Ich – ich komme gerade aus der Hundeschule. Der kleine Scheißer hat mich im Auto vollgekotzt. Ich dachte, ich hätte es abgewaschen.«
    Bella Moy wühlte in ihrer Handtasche und reichte Grace ein Parfümspray. »Das dürfte es überdecken.«
    Widerwillig sprühte Grace Hose, Hemd und Jackett ein.
    »Jetzt riechen Sie wie ein ganzes Bordell«, bemerkte Norman Potting.
    »Danke vielmals«, beschwerte sich Bella mit einem funkelnden Blick.
    »Nicht dass ich mich in solchen Etablissements auskenne«, murmelte Potting entschuldigend und fügte hinzu: »Kürzlich habe ich übrigens gelesen, dass Koreaner Hunde essen.«
    »Das reicht jetzt, Norman«, ermahnte ihn Grace und wandte sich wieder seinen Unterlagen zu. »Okay, Bella, bitte berichten Sie, was Sie über Joanna Wilsons Amerikareise wissen. Mein Kontakt hat bisher nichts herausgefunden.«
    »Ich habe mit dem Herrn von der New Yorker Staatsanwaltschaft gesprochen, Roy. Vor einer Stunde hat er mir eine E-Mail geschickt. Früher wurden sämtliche Einwanderungsangelegenheiten von der Immigration and

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