So gut wie tot
Bargeld brauchte? Bei derartigen Summen muss doch jemand Fragen gestellt haben.«
»Die Bank fragt grundsätzlich nach, wenn Kunden große Summen abheben und unter seelischem Druck zu stehen scheinen«, erklärte DC Mackie. »Als man Lorraine darauf ansprach, entgegnete sie, die Bank habe sie nicht unterstützt, als ihr Mann starb, und sie werde den Teufel tun und ihnen das Geld anvertrauen.«
»Ganz schön mutig«, sagte Lizzie Mantle.
»Ich glaube, ich erkenne ein gewisses Muster«, sagte Norman Potting. »Wilsons erste Frau erbt, erzählt ihren Freunden, sie wolle nach Amerika gehen, und endet in einem Abflusskanal. Seine zweite Frau erbt und endet im Ärmelkanal.«
Grace nickte ihm zu und erinnerte sich an die Information, die er von Cassian Pewe erhalten hatte. »Ich habe hier noch etwas, das Licht in die Sache bringen könnte. Im vergangenen Monat hat die Polizei in Geelong bei Melbourne eine Frauenleiche gefunden. Sie lag im Kofferraum eines Wagens, der in einem Fluss versenkt worden war. Die Autopsie hat ergeben, dass sie höchstens zwei Jahre tot ist. Die Frau hatte Brustimplantate, die im Juni 1997 im Nuffield Hospital in Woodingdean eingesetzt wurden. Die Seriennummer stimmt mit der von Lorraine Wilsons Implantaten überein.«
Er legte eine Pause ein, damit seine Kollegen die Information verdauen konnten.
»Sie ist also vom Ärmelkanal nach Australien und dort in einen Fluss geschwommen?«, bemerkte Glenn Branson. »Mit über drei Millionen im Badeanzug?«
»Das ist noch nicht alles«, fuhr Roy Grace fort. »Sie war im vierten Monat schwanger. Die australische Polizei konnte die DNA der Mutter nicht in ihren Datenbanken finden, ebenso wenig Hinweise auf den Vater. Daraufhin wandte sie sich an die nationale britische DNA- Datenbank. Wir warten auf das Ergebnis. Mit etwas Glück wissen wir morgen Bescheid.«
»Houston, wir haben ein Problem«, sagte Norman Potting.
»Oder eine Spur«, ergänzte Grace. »Die Autopsie in Melbourne weist auf Erdrosseln als mutmaßliche Todesursache hin. Man gelangte dort zu dem Schluss, weil Lorraine Wilsons Zungenbein gebrochen war. Das ist der u-förmige Knochen unten im Hals.«
»Die gleiche mutmaßliche Todesursache wie bei Joanna Wilson«, sagte Nick Nicholas.
»Gut aufgepasst, Sie sind heute in Hochform, Nick«, lobte ihn Grace. »Wie ich sehe, haben die schlaflosen Nächte Ihrem scharfen Verstand nicht geschadet.«
Nicholas errötete, sichtlich erfreut.
»Für einen Toten hat Ronnie Wilson das gut gedeichselt«, sagte Norman Potting. »Immerhin ist es ihm noch gelungen, seine Frau zu erdrosseln.«
»Für diese Annahme haben wir nicht genügend Beweise, Norman«, sagte Grace, obwohl er ähnlich dachte. »Also, wir machen wie folgt weiter. Wenn Lorraine Wilson in nur wenigen Monaten über drei Millionen Pfund ausgegeben hat, wird es jemand gemerkt haben. Glenn und Bella, das hat absoluten Vorrang. Geht noch einmal zu den Klingers. Findet alles über die Kreise heraus, in denen die Wilsons verkehrten. Wofür haben sie Geld ausgegeben? Haben sie gespielt? Ein Haus im Ausland gekauft? Oder ein Boot? Dreieinviertel Millionen Pfund sind eine Menge Geld, und vor fünf Jahren war es noch mehr.«
Branson und Bella nickten.
»Steve, könnten Sie noch einmal Ihren guten Bankkontakt bemühen und herausfinden, was aus Joanna Wilsons Erbe geworden ist? Mir ist klar, dass es zehn Jahre zurückliegt und unter Umständen keine Akten mehr vorhanden sind. Tun Sie Ihr Bestes.«
Grace warf einen Blick auf seine Notizen und fuhr fort: »Ich fliege morgen nach New York und nehme den Rückflug am Donnerstagabend, dann bin ich am Freitagmorgen wieder hier. Norman und Nick, Sie fliegen nach Australien.«
Potting strahlte, doch Nicholas wirkte besorgt.
»Ich habe Flüge für morgen Abend buchen lassen. Sie werden einen Tag verlieren und am frühen Freitagmorgen Ortszeit eintreffen. Dann können Sie einen ganzen Tag ermitteln und uns am Freitag bei der Morgenbesprechung berichten. Nick, Sie sehen aus, als wäre etwas nicht in Ordnung. Können Sie sich nicht von Ihren Vaterpflichten losreißen?«
Er nickte.
»Werden Sie dennoch fliegen?«
Nicholas nickte erneut, diesmal energischer.
»War einer von Ihnen schon mal da?«
»Nein, aber ich habe einen Cousin in Perth«, antwortete Nick.
»Das ist von Melbourne beinahe so weit entfernt wie Brighton«, sagte Bella.
»Dann kann ich ihn also nicht besuchen?«
»Das ist kein Urlaub. Sie sind im Dienst«, ermahnte ihn Grace.
Der
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