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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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auf seinem Posten ein.
    Wie war er nur in diese Situation geraten? Wie hatte er sich von dieser Schlampe derart übers Ohr hauen lassen können? Sie hatte einen auf süß und lieb gemacht, ihn angebaggert, das geile Luder. Hatte alles mit sich machen lassen und so getan, als würde sie es genießen. Vielleicht hatte sie es tatsächlich genossen und ihn dabei gnadenlos ausgehorcht. Frauen waren clever. Sie wussten genau, wie man Männer manipulierte.
    Er hatte sich den verfluchten Fehler erlaubt, ihr so ziemlich alles zu erzählen, weil er angeben wollte. Weil er glaubte, sie damit beeindrucken zu können.
    Als er sich eines Abends völlig zugekokst und bis zum Anschlag betrunken hatte, plünderte sie ihn aus und machte die Biege. Er war finanziell am Ende, steckte bis über beide Ohren in Schulden, und das Geschäft lief auch nicht richtig. Das hier war seine einzige Chance. Ihm war das Glück in den Schoß gefallen, und sie hatte es ihm vor der Nase weggeschnappt.
    Einen Vorteil hatte er jedoch: Die Welt, in der sie lebte, war kleiner als erwartet. An wen sie sich auch wenden mochte, die Leute würden Fragen stellen. Viele Fragen. Er vermutete, dass Abby das auch bereits gemerkt hatte und nur deshalb noch in der Gegend war. Seine Ankunft in Brighton machte die Sache für sie nicht gerade leichter.
     
    *
     
    Um halb zehn hielt ein Taxi aus Eastbourne vor dem Wohnblock. Der Fahrer stieg aus und klingelte. Einige Minuten später erschien Abby. Allein. Gut. Perfekt.
    Sie würde wohl zu der ersten Besichtigung fahren, die an diesem Morgen anstand. Gewiss hatte sie ihre Mami angewiesen, brav zu sein und nur dem Schlüsseldienst die Tür zu öffnen.
    Er beobachtete, wie Abby einstieg und wegfuhr. Er rührte sich nicht von der Stelle. Frauen waren unberechenbar, und es war durchaus denkbar, dass sie in fünf Minuten noch einmal zurückkäme, weil sie etwas vergessen hatte. Egal, er hatte jede Menge Zeit. Sie würde mindestens eineinhalb Stunden wegbleiben, vielleicht sogar deutlich länger. Er musste nur ein bisschen abwarten, um sicher zu gehen, dass die Luft rein war.
    Der Rest wäre ein Kinderspiel.
    83
    OKTOBER 2007 Glenn Branson klingelte und trat ein Stück zurück, damit ihn die Sicherheitskamera erfassen konnte. Die schmiedeeisernen Tore ruckten und schwangen dann lautlos auf. Der Detective Sergeant stieg wieder in den Dienstwagen und bog zwischen den eindrucksvollen Backsteinsäulen in die kreisförmige Auffahrt. Die Reifen knirschten auf dem Kies. Er hielt hinter einem silbernen Mercedes Sportwagen und einer silbernen S-Klasse, die nebeneinander parkten.
    »Ganz nettes Haus, was? Dazu noch zwei farblich abgestimmte Mercedes.«
    Bella Moy nickte. Allmählich kehrte die Farbe in ihr Gesicht zurück. Sie hatte furchtbare Angst, wenn sie mit Glenn Autofahren musste. Sie mochte ihn gern und wollte ihn nicht kränken, hätte es aber vorgezogen, mit dem Bus oder auch barfuß auf glühenden Kohlen ins Büro zurückzukehren.
    Mit dem Säulenvorbau, der sich über die gesamte Front erstreckte, erinnerte das Haus an einen griechischen Tempel. Der Rest war im pseudo-georgianischen Stil gehalten. Ari würde alles für solch ein Haus geben, dachte Glenn. Seltsam, als sie geheiratet hatten, schien sie sich überhaupt nicht für Geld zu interessieren. Das hatte sich geändert, als Sammy, inzwischen acht, in die Schule kam. Zweifellos hatte sie sich mit anderen Müttern unterhalten, deren schicke Autos und Häuser gesehen.
    Häuser wie dieses faszinierten ihn allerdings auch. Glenn meinte, bei manchen Häusern eine Aura zu spüren. In der Gegend gab es eine Menge Anwesen, die ebenso groß und protzig waren, aber eine Atmosphäre bürgerlicher Wohlanständigkeit ausstrahlten. Nur dann und wann stieß man auf ein Haus wie dieses, das einfach zu protzig war und in ihm den Eindruck weckte, der Besitzer habe sein Geld nicht auf ehrliche Weise erworben.
    »Würdest du gern hier leben, Bella?«
    »Ich könnte mich dran gewöhnen.« Sie lächelte, sah aber ein bisschen wehmütig aus.
    Glenn warf ihr einen Seitenblick zu. Sie sah wirklich nett aus, fröhliches Gesicht unter zerzaustem braunem Haar, kein Ehering am Finger. Sie kleidete sich eher unvorteilhaft, als wäre sie nicht daran interessiert, das Beste aus sich zu machen. So trug sie an diesem Tag eine weiße Bluse unter einem schlichten dunkelblauen Pullover mit V-Ausschnitt, eine schwarze Wollhose, unauffällige schwarze Schuhe und einen kurzen grünen Dufflecoat. Er hätte sie

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