So gut wie tot
grauen Aston Martin DB7 und zwei VW Golf vorbei. Branson fragte sich, ob Hegarty neben Briefmarken auch Autos verkaufte.
Sie traten unter das Vordach und klingelten. Als die imposante Eichentür geöffnet wurde, zuckte Glenn Branson zusammen. Der Mann, der ihnen gegenüberstand, war der Doppelgänger seines Lieblingsschauspielers Richard Harris. Er war so verblüfft, dass er blind nach seinem Dienstausweis tastete.
Der Mann hatte eines jener zerklüfteten Gesichter, deren Alter schwer zu bestimmen ist, und mochte irgendwo zwischen Mitte sechzig und Ende siebzig liegen. Sein weißgraues Haar war lang und ziemlich ungepflegt, und er trug einen Kricketpullover, ein Sporthemd und eine Jogginghose.
»Detective Sergeant Branson und Detective Sergeant Moy von der Kripo Sussex«, stellte Glenn sich vor. »Wir würden gern mit Mr Hegarty sprechen. Sind Sie das?«
»Kommt drauf an, welchen Mr Hegarty Sie meinen«, sagte der Mann mit verhaltenem Lächeln. »Einen meiner Söhne oder mich.«
»Mr Hugo Hegarty«, erklärte Bella.
»Der bin ich.« Er sah auf die Uhr. »In zwanzig Minuten muss ich allerdings zum Tennis.«
»Es dauert nicht lange, Sir. Wir möchten mit Ihnen über jemanden sprechen, mit dem Sie vermutlich vor einigen Jahren Geschäfte gemacht haben – Ronnie Wilson.«
Er wirkte auf einmal sehr besorgt. »Ronnie. Guter Gott! Sie wissen doch, dass er tot ist, oder?«
Hugo Hegarty zögerte, bevor er zurücktrat und in etwas freundlicherem Ton sagte: »Möchten Sie hereinkommen? Scheußliches Wetter heute.«
Sie betraten eine lange, eichengetäfelte Diele, in der wertvolle Ölgemälde hingen, und folgten Hegarty in ein ebenfalls holzgetäfeltes Arbeitszimmer mit einem karminroten Ledersofa und passendem Sessel. Man blickte durch bleigefasste Scheiben auf einen Swimmingpool, eine große Rasenfläche mit herbstlichen Büschen und kahlen Blumenbeeten und das Dach des Nachbarhauses. Unmittelbar über ihnen war ein Staubsauger zu hören.
Es war ein ordentliches Zimmer. In den Regalen standen Golftrophäen, auf dem Schreibtisch Familienfotos. Eines zeigte eine attraktive Frau mit silbernem Haar, vermutlich Mrs Hegarty, und die anderen zwei Jungen im Teenageralter, zwei junge Mädchen und ein Baby. Neben dem Tintenlöscher lag eine riesige Lupe.
Hegarty deutete auf das Sofa und hockte sich selbst auf die Kante des Sessels. »Armer alter Ronnie. Furchtbare Sache. Typisch für ihn, so ein Pech zu haben.« Er lachte nervös. »Womit kann ich Ihnen dienen?«
Branson bemerkte eine Reihe voluminöser Briefmarkenkataloge von Stanley Gibbons auf dem Tisch und weitere Kataloge in den Bücherregalen. »Es geht um eine Ermittlung, die wir gerade durchführen und bei der eine Verbindung zu Mr Wilson besteht. Man hat uns gesagt, dass Sie mit wertvollen Briefmarken handeln. Ist das richtig, Sir?«
Hegarty tat die Frage mit einer Handbewegung ab. »Nicht mehr so viel wie früher. Der Markt ist heutzutage sehr schwierig. Ich handle mehr mit Immobilien und Aktien als mit Briefmarken. Bin nur noch aus Spaß dabei, um auf dem Laufenden zu bleiben.«
Sein Augenzwinkern gefiel Branson. Genauso hatte Richard Harris auch gezwinkert, es war Teil seiner magischen Ausstrahlung gewesen. »Würden Sie sagen, dass Sie häufig Geschäfte mit Mr Wilson gemacht haben?«
Hegarty zuckte die Achseln. »Im Laufe der Jahre haben wir einiges zusammen gemacht. Ronnie war allerdings kein einfacher Kunde.«
»In welcher Hinsicht?«
»Offen gesagt, war die Herkunft seiner Ware manchmal zweifelhaft. Ich habe immer auf meinen Ruf geachtet, wenn Sie verstehen.«
Branson notierte sich etwas. »Wollen Sie damit andeuten, dass einige seiner Geschäfte nicht ehrlich waren?«
»Manchmal kam er mit Ware, die ich zu keinem Preis der Welt abgenommen hätte. Dann habe ich mich schon gefragt, wo die Marken herkamen und ob er wirklich das dafür bezahlt hatte, was er behauptete. Andererseits hatte er Ahnung vom Geschäft, und ich habe ihm auch gute Ware verkauft. Er bezahlte immer bar. Aber …«, er legte eine kurze Pause ein und schüttelte den Kopf, »um ehrlich zu sein, war er nicht gerade mein Lieblingskunde. Ich selbst bin sehr gewissenhaft. Ich sage immer, man kann tausendmal mit jemandem Geschäfte machen, ihn aber nur einmal übers Ohr hauen.«
Glenn lächelte, sagte aber nichts.
Bella fragte weiter. »Mr Hegarty, hat Mrs Wilson – Mrs Lorraine Wilson – Sie nach dem Tod ihres Mannes kontaktiert?«
Hegarty zögerte kurz und warf ihnen einen
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