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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Zufall sein, aber ich bin schon sehr lange in dieser Branche und sehe das anders.«
    »Was denn, bitte?«
    »Mich hat soeben eine Frau angerufen, sie klang jung und ziemlich nervös. Sie wolle ihre wertvolle Briefmarkensammlung verkaufen. Ich bat sie, mir die Marken zu beschreiben, und es sind exakt jene, die ich für Lorraine Wilson gekauft habe. Es fehlen nur einige, die möglicherweise bereits veräußert wurden.«
    Branson ging mit dem Handy am Ohr zu seinem Schreibtisch und setzte sich. Versuchte, die Nachricht einzuordnen. »Und Sie sind sicher, dass es kein Zufall ist, Sir?«
    »Die meisten sind sehr seltene Drucke, die von allen Sammlern begehrt werden, und dazu noch einige einzelne Marken. Damit Sie sich die Sache ein bisschen vorstellen können – es sind unter anderem zwei Penny Reds darunter, die zuletzt 160000 Pfund erbracht haben. Dann erwähnte sie mehrere Penny Blacks, die jeweils zwischen zwölf- und dreizehntausend Pfund wert und sehr leicht zu verkaufen sind. Dazu eine beträchtliche Anzahl von Two Penny Blues und eine ganze Menge anderer seltener Marken. Kann es ein Zufall sein, dass sie die gleichen Marken in den gleichen Mengen besitzt wie Mrs Wilson?«
    »In der Tat, das klingt seltsam, Sir.«
    »Ehrlich gesagt, wäre mir die genaue Übereinstimmung wohl nicht aufgefallen, wenn ich nicht gerade heute die Liste für Sie zusammengestellt hätte.«
    »Hört sich an, als hätten wir wirklich Glück gehabt. Vielen Dank, dass Sie sich bei uns gemeldet haben. Haben Sie die Frau gefragt, woher sie die Marken hat?«
    Hegarty senkte die Stimme, als wollte er nicht belauscht werden. »Angeblich hat sie sie von einer Tante in Australien geerbt. Auf einer Party in Melbourne habe ihr jemand meinen Namen genannt.«
    »Warum hat man ihr nicht einen australischen Händler empfohlen?«
    »Derjenige sagte wohl, sie werde in Großbritannien oder den Staaten einen besseren Preis erzielen. Da sie ohnehin hierher zu ihrer kranken Mutter ziehen wollte, hat sie es zuerst bei mir versucht. Sie kommt morgen Vormittag um zehn, um mir die Sammlung zu zeigen. Bei dieser Gelegenheit wollte ich ihr einige diskrete Fragen stellen.«
    Branson warf einen Blick in seine Notizen. »Sind Sie daran interessiert, zu kaufen?«
    Er sah förmlich das Augenzwinkern des Briefmarkenhändlers.
    »Nun ja, sie sagte, sie wolle sie schnell verkaufen, und das ist gewöhnlich der günstigste Zeitpunkt, um zu kaufen. Nur wenige Händler haben das nötige Bargeld, um diese Sammlung auf einen Schlag zu erwerben. Normalerweise würde man sie aufteilen und versteigern. Ich möchte mich vergewissern, dass die Herkunft der Marken belegt ist. Es wäre doch ärgerlich, wenn ich soviel Geld bezahle und eine Stunde später Ihre Kollegen vor der Tür stehen habe, nicht wahr? Darum habe ich auch angerufen.«
    Natürlich. Es hatte nichts damit zu tun, dass Hugo Hegarty ein braver Staatsbürger war, er wollte seine Geschäfte absichern. Egal, dachte Glenn Branson, das war nur menschlich, und er konnte den Mann deswegen nicht verurteilen.
    »Wie viel dürfte die Sammlung denn wert sein, Sir?«
    »Für einen Käufer oder Verkäufer?« Jetzt klang er richtig schlau.
    »Sowohl als auch.«
    »Nun ja, der aktuelle Katalogwert dürfte etwa viereinhalb Millionen betragen. Das würde ich als Verkäufer also anstreben.«
    »In Pfund?«
    »Aber sicher, in Pfund.«
    Branson war verblüfft. Die ursprünglichen dreieinhalb Millionen Pfund, die Lorraine Wilson erhalten hatte, waren um gut dreißig Prozent angewachsen – und das, obwohl vermutlich eine gewisse Anzahl Marken bereits verkauft worden war.
    »Und als Käufer, Sir?«
    Plötzlich klang Hegarty sehr zurückhaltend. »Der Preis, den ich zahlen würde, hängt von der Herkunft ab. Dafür benötige ich weitere Informationen.«
    Bransons Gehirn arbeitete auf Hochtouren. »Und die Frau kommt definitiv um zehn Uhr zu Ihnen?«
    »Ja.«
    »Wie heißt sie?«
    »Katherine Jennings.«
    »Hat sie Ihnen Adresse oder Telefonnummer gegeben?«
    »Nein.«
    Branson notierte den Namen, bedankte sich und hängte ein. Dann zog er die Tastatur heran, rief das Protokoll der Meldungen auf und gab den Namen Katherine Jennings ein.
    Binnen Sekunden hatte er einen Treffer.
    94
    OKTOBER 2007 Roy Grace saß im Fond des grauen Ford Crown Victoria. Als sie in den Lincoln Tunnel fuhren, fragte er sich, ob man als erfahrener Reisender wohl jede Stadt der Welt an ihren Verkehrsgeräuschen erkennen könnte.
    London war geprägt vom Donnern der

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