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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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abgekauft. Jeweils eine Edward, Wert ein Pfund, postfrisch, grün. Perfekte Gummierung.« Er grinste schelmisch. »Habe ihm für jede zweitausend Mäuse bezahlt. Das war ein Schnäppchen!« Er schaute noch einmal auf die Karte. »Ich habe sie nur wenige Wo chen später weiterverkauft. Anständiger Profit. Er hätte sie nicht ausgerechnet an diesem Tag verkaufen dürfen. Verdammt, wir dachten doch alle, die Welt ginge unter.«
    Abe Miller warf noch einen Blick auf die Karteikarte und runzelte die Stirn.
    »Sagten Sie Ronald Wilson?«
    Grace nickte.
    »Nein, Sir, so hat er sich definitiv nicht vorgestellt. Ich habe hier David Nelson notiert. Ganz eindeutig, Mr David Nelson.«
    »Hat er Ihnen seine Adresse oder Telefonnummer gegeben?«, erkundigte sich Grace.
    »Nein, Sir, das hat er nicht.«
     
    *
     
    Sowie sie auf der Straße standen, rief Grace Glenn Branson an. Er wies ihn an, Norman Potting und Nick Nicholas umgehend in Australien zu kontaktieren und prüfen zu lassen, ob in den Einwanderungsakten ab 2001 der Name David Nelson auftauchte.
    Allerdings gab Glenn sofort zu bedenken, dass Ronnie Wilson den Namen womöglich gar nicht mehr benutzte, falls er denn nach Australien gegangen war. Vielleicht hatte er sich ja wieder einmal in jemand anderen verwandelt.
    Als sie eine Stunde später das Leichenschauhaus betreten wollten, rief Branson an und sagte aufgeregt: »Es gibt was Neues!« »Und?«
    »Ich hatte doch vorhin erzählt, dass wir Katherine Jennings verloren haben. Dass sie dem Überwachungsteam entwischt ist. Hör zu, vor einer Stunde ist sie geradewegs ins Polizeirevier in der John Street marschiert.«
    »Was?«, fragte Grace förmlich elektrisiert.
    »Sie behauptet, ihre Mutter sei entführt worden. Sie sei alt und krank. Jemand drohe, sie zu töten.« »Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Ein Beamter des Reviers hat sie vernommen und festgestellt, dass der Mann, den sie beschuldigt, niemand anderer als Chad Skeggs ist.«
    »Scheiße!«
    »Ich wusste, es würde dir gefallen.«
    »Was passiert jetzt?«
    »Ich habe Bella und Linda Buckley dorthin geschickt. Sie holen sie her, und dann werde ich sie gemeinsam mit Bella befragen.«
    »Ruf mich an, sobald du mit ihr gesprochen hast.«
    »Wann fliegst du zurück?«
    »Wir starten um sechs. Elf Uhr bei euch.«
    Plötzlich veränderte sich Bransons Stimme. »Oldtimer, ich muss heute Nacht bei dir pennen. Ari ist auf hundertachtzig. Ich bin gestern erst um Mitternacht nach Hause gekommen.«
    »Sag ihr, du bist Polizist und kein verdammter Babysitter!«
    »Das kannst du ihr selbst sagen.«
    »Der Schlüssel liegt, wo er immer ist«, erklärte Grace hastig.
    107
    OKTOBER 2007 Abbys Telefon schwieg hartnäckig. Es war, als hätte man ihre Verbindung zur Welt gekappt. Fast drei Stunden war es her, dass sie von Ricky gehört hatte.
    Sie starrte trübsinnig aus dem Fenster des leeren Zugabteils und hielt die Plastiktüte umklammert, in die sie alle Medikamente gepackt hatte, die sie im Bad und im Schlafzimmer ihrer Mutter finden konnte. Zu Doris hatte sie gesagt, ihre Mutter käme in ein Pflegeheim, weil sie nicht länger alleine leben könne. Sie werde ihr bald die neue Adresse und Telefonnummer geben. Doris war traurig, ihre Nachbarin zu verlieren. Mary Dawson könne jedoch von Glück sagen, eine so liebevolle und besorgte Tochter zu haben.
    Welche Ironie, dachte Abby.
    Der Himmel wurde immer blauer. Große Wolken eilten dahin, als hätten sie einen wichtigen Auftrag zu erledigen. Es wurde ein schöner, windiger Herbstnachmittag. In einem anderen Leben hätte sie einen solchen Nachmittag genutzt, um am Meer spazieren zu gehen, unterhalb der Klippen von Black Rock, vorbei am Yachthafen und bis nach Rottingdean.
    Früher war sie dort manchmal am Sonntag mit ihren Eltern spazieren gegangen. Ihre Mutter liebte die Strecke ebenfalls. Es war wunderbar, wenn sich die Wellen bei Flut an den Buhnen brachen oder gegen die Ufermauer schlugen und die Spaziergänger mit Gischt bespritzten.
    Irgendwo tief in den Nebeln ihrer Kindheit hatte es eine Zeit gegeben, in der sie zufrieden gewesen war. Wann hatte sich das geändert? Als sie anfing, mit ihrem Vater in die großen Häuser zu gehen, in denen er arbeitete? Als sie begriff, dass es Menschen gab, die völlig anders lebten als sie?
    War dies ihr persönlicher Wendepunkt gewesen?
    Als der Zug sich Brighton näherte, konnte sie in der Ferne die sanften Hügel der Downs erkennen. So viele Erinnerungen waren mit dieser Gegend verknüpft.

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