So gut wie tot
ist in den Fluss gesprungen. Sie hat nicht gemerkt, dass ein Wagen mit offenem Kofferraum darin versunken war. Sie springt genau in den Kofferraum und bricht sich das Genick. Durch den Aufprall fällt der Kofferraum zu. Bumm!«
»Ist doch ganz einfach«, meinte Dennis grinsend.
»Eben«, sagte Pat.
»Schick uns einfach deine Problemfälle, wir lösen die schon.«
Grace versuchte, das Geplänkel nicht zu beachten und sich auf die Informationen zu konzentrieren, die er von Glenn Branson erhalten hatte. Bevor er das Hotel verließ, hatten sie miteinander telefoniert. Glenn hatte erzählt, Hawkes habe Katherine Jennings 2350 Pfund für einige Briefmarken bezahlt, nachdem Hegarty eine Zusammenarbeit abgelehnt hatte. Das Überwachungsteam hatte sie verloren, nachdem sie den Laden verlassen hatte.
Ob sie etwas gemerkt hatte?, fragte sich Grace. Wohl kaum, die Leute waren ziemlich gut. Dennoch, es war nicht ausgeschlossen. Dann kam ihm ein anderer Gedanke. Der Mietwagen von Chad Skeggs hatte vor ihrer Wohnung geparkt. Sie war nicht mehr in die Wohnung zurückgekehrt, seit der Wagen dort stand. Lief sie vielleicht vor ihm davon?
Die Briefmarkenhändlerin hatte Glenn erzählt, Katherine Jennings habe sehr nervös und verängstigt gewirkt. Morgen früh, wenn es in Melbourne wieder Tag war, wollten sie herausfinden, ob kürzlich eine Frau namens Anne Jennings verstorben und, falls ja, reich genug gewesen war, um Briefmarken im Wert von drei Millionen Pfund zu vererben.
Allmählich sah es so aus, als hätte Kevin Spinellas Instinkt ihn nicht getrogen.
Dennis bremste unvermittelt. Roy schaute aus dem Fenster. Ein orientalisch aussehender Mann in weißem Overall und verkehrt herum sitzender Baseballkappe schlenderte vorbei. Sie befanden sich in einer schmalen Straße mit braunen Backsteinhäusern und grellbunten Markisen vor den Geschäften. Auf einer eleganten schwarzen Markise stand in weißer Schrift:
ABE MILLER ASSOCIATES, BRIEFMARKEN UND MÜNZEN
Dennis hielt vor einem Parkverbotsschild und legte eine Pappe mit dem handschriftlichen Vermerk Polizei unter die Windschutzscheibe. Dann betraten die drei den Laden.
Das Innere war plüschig und erinnerte Grace an einen altmodischen Londoner Klub. Die Wände waren mit dunklem Holz getäfelt, es gab zwei schwarze Ledersessel und einen dicken Teppich, und der Raum roch durchdringend nach Möbelpolitur. Nur die Vitrinen mit einer kleinen Sammlung sehr alt aussehender Briefmarken und die Theke mit der Glasplatte, unter der Münzen auf purpurnem Samt ausgestellt waren, verrieten, um welche Art Geschäft es sich handelte.
Als sie die Tür geschlossen hatten, trat ein großer, ungeheuer dicker Mann aus einer in der Täfelung verborgenen Tür. Passend zum Interieur trug er einen gut geschnittenen dreiteiligen Nadelstreifenanzug und eine gestreifte Collegekrawatte. Sein eiförmiger Kopf war kahl bis auf einen Streifen Haar, der an eine Mönchstonsur erinnerte, und es war nicht zu erkennen, wo sein Dreifachkinn endete und der Hals begann.
»Guten Morgen, meine Herren«, begrüßte er sie mit breitem Lächeln und erstaunlich hoher Stimme. »Ich bin Abe Miller. Womit kann ich Ihnen dienen?«
Dennis und Pat zeigten ihre Dienstmarken und stellten Roy Grace vor. Abe Miller blieb liebenswürdig und zeigte sich nicht enttäuscht, dass sie keine Kunden waren.
Grace dachte bei sich, dass der Mann eigentlich zu groß und plump aussah, um mit zarten und kostbaren Briefmarken umzugehen. Er zeigte ihm drei verschiedene Fotos von Ronnie Wilson und bemerkte erregt, dass Abe Miller ihn zu erkennen schien. Der Händler schaute sich die Fotos ein zweites und drittes Mal an.
»Vermutlich hielt er sich um den 11. September 2001 in New York auf«, erklärte Grace.
»Ich habe ihn gesehen.« Miller nickte nachdenklich. »Mal überlegen.« Er hob einen Finger. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich an diesen Mann erinnere. Soll ich Ihnen sagen, warum?«
Er schaute die drei Polizisten an.
»Weil er der erste war, der nach dem Anschlag in den Laden gekommen ist.«
»Sein Name ist Ronald Wilson. Oder Ronnie.«
»Der Name sagt mir nichts. Ich schaue kurz etwas nach. Ich bin gleich wieder da.«
Er verschwand durch die Tür in der Täfelung und kam kurz darauf mit einer altmodischen Karteikarte zurück, auf der mit Tinte etwas notiert war.
»Na bitte.« Er legte die Karte hin und las: »Mittwoch, 12. September 2001.« Wieder schaute er die drei Männer an. »Ich habe ihm vier Briefmarken
Weitere Kostenlose Bücher