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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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worauf er sagte, ich würde mir das alles nur einbilden.«
    »Das mit den Kopien war eine gute Idee«, bemerkte Bella.
    Abby schaute besorgt auf die Uhr und trank von ihrem Kaffee. »Kurz darauf blätterte ich in Rickys Wohnung in einer seiner Fachzeitschriften und las einen Artikel über eine Briefmarkenauktion in London. Es ging um eine Plate 77 Penny Red, die für einen Rekordpreis von 160000 Pfund versteigert worden war. Sie besaß große Ähnlichkeit mit meinen Penny Reds. Ich verglich das Zeitungsfoto mit meinen Marken und stellte erleichtert fest, dass sie ähnlich, aber nicht absolut identisch waren. Also hatte er meine nicht verkauft. Dennoch bekam ich Angst, Ricky würde sie hinter meinem Rücken veräußern.«
    »Warum haben Sie das befürchtet?«, hakte Bella nach.
    »Er benahm sich irgendwie seltsam, wenn es um die Briefmarken ging. Ich wusste einfach, dass er mich belogen hatte.« Sie zuckte die Achseln. »Als er sich ein paar Tage später völlig zugekokst hatte – er schnupfte andauernd – und morgens noch im Tiefschlaf lag, ging ich an seinen Computer. Er hatte tatsächlich Händlern in aller Welt per E-Mail Marken angeboten, die eindeutig mir gehörten. Er war sehr clever vorgegangen und hatte die Sammlung in einzelne Marken und Serien aufgeteilt, damit ihre Herkunft nicht mehr festzustellen war.«
    »Haben Sie ihn daraufhin zur Rede gestellt?«, wollte Glenn wissen.
    Abby schüttelte den Kopf. »Als wir uns kennen lernten, hatte er damit geprahlt, wie leicht man Briefmarken verbergen könne. Sie seien die ideale Methode zur Geldwäsche, da man sie überallhin transportieren könne. Selbst wenn man durchsucht werde, würden die meisten Zollbeamten nicht erkennen, welchen Wert die Marken besaßen. Er sagte, das beste Versteck sei ein Buch, darin seien sie perfekt geschützt. Also durchsuchte ich seine Bücherregale und fand sie.«
    Bella lächelte.
    Branson sah Abby prüfend an. Das war nicht die ganze Geschichte. Sie hatte irgendetwas ausgelassen, doch er wusste nicht was. Jedenfalls war sie ganz schön clever.
    »Was ist dann passiert?«
    »Ich bin abgehauen. Ich nahm die Marken, schlich mich nach Hause, packte meine Tasche und flog mit der ersten Maschine nach Sydney. Ich hatte Angst, er könne mich verfolgen. Ricky ist extrem sadistisch veranlagt. Also flog ich über Los Angeles und New York nach England.«
    »Weshalb haben Sie sich nicht an die Polizei in Melbourne gewandt?«, wollte Glenn wissen.
    »Weil er mir Angst gemacht hat«, antwortete sie. »Er ist sehr clever. Ein ausgezeichneter Lügner. Ich hatte Angst, er würde der Polizei eine ganz andere Geschichte auftischen und die Marken zurückverlangen. Oder mir etwas antun. Er hatte mich schon einmal verletzt.«
    Glenn und Bella warfen sich einen wissenden Blick zu, da sie an Chad Skeggs Vorstrafenregister dachten.
    »Außerdem brauche ich dringend das Geld«, sagte Abby. »Meine Mutter ist sehr krank, sie hat Multiple Sklerose. Ich brauche das Geld, um ein Heim für sie zu bezahlen.«
    Beim letzten Satz horchte Glenn auf. Etwas in ihrem Tonfall war seltsam; es klang, als würde die Krankheit der Mutter jede Handlung rechtfertigen. Zudem störte ihn das Wort brauchen. Wenn jemand einem anderen etwas wegnahm, das einem rechtmäßig gehörte, ging es nicht darum, ob man es brauchte, es stand einem einfach zu.
    »Wollen Sie damit sagen, es würde Millionen kosten, ein Pflegeheim für Ihre Mutter zu bezahlen?«, fragte Bella.
    »Sie ist erst achtundsechzig, auch wenn sie viel älter aussieht«, erwiderte Abby. »Sie kann noch zwanzig Jahre leben, vielleicht auch länger. Ich habe keine Ahnung, wie viel so etwas kostet.« Sie trank von ihrem Kaffee. »Warum ist das überhaupt von Bedeutung? Ich meine, wenn wir nicht schnell handeln, überlebt sie ohnehin nicht.« Sie vergrub das Gesicht wieder in den Händen und schluchzte.
    Die beiden Ermittler schauten einander an. Dann fragte Glenn Branson: »Kennen Sie einen Mann namens David Nelson?«
    »David Nelson?« Abby runzelte die Stirn und wischte sich die Augen »Da klingelt etwas.« Sie zögerte. »Ich glaube, Ricky hat den Namen mal erwähnt.«
    Branson nickte. Sie log.
    »Und die Marken – befinden sie sich jetzt in England?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    »Sicher hinter Schloss und Riegel.«
    Er nickte wieder. Jetzt sagte sie die Wahrheit.
    109
    OKTOBER 2007 Nick Nicholas wünschte sich in diesem Augenblick nichts mehr, als eine Nacht lang vernünftig durchzuschlafen. Leider war es halb neun Uhr

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