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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Ermittlungen durch«, erwiderte Pewe ausweichend.
    Sandys Mutter runzelte die Stirn, sagte aber nichts. »Kann ja nicht schaden«, erklärte ihr Ehemann schließlich.
    48
    11. SEPTEMBER 2001 Ronnie war betrunken. Mit unsicherem Schritt zog er seinen Koffer hinter sich her, wobei der Gehweg unter seinen Füßen schwankte wie ein Schiffsdeck. Sein Mund war trocken, sein Kopf schien in einer stählernen Zwinge zu stecken. Er musste dringend etwas essen. Später, sagte er sich, nachdem er sein Zimmer bezogen und das Gepäck verstaut hätte.
    In der linken Hand hielt er die zerknitterte Quittung, auf der sein neuer bester Freund, dessen Name ihm schon wieder entfallen war, eine Adresse notiert und eine Wegbeschreibung skizziert hatte. Es war fünf Uhr nachmittags. Ein Hubschrauber flog in geringer Höhe über ihn weg. In der Luft hing ein unangenehmer Brandgeruch. War irgendwo ein Feuer ausgebrochen?
    Dann wurde ihm klar, dass es der gleiche Geruch wie vorhin in Manhattan war, dicht und aufdringlich. Er drang in seine Kleider und in jede Pore seiner Haut. Er atmete ihn ein, sodass er sich in seiner Lunge festsetzte.
    Als er am Ende der Straße angekommen war, warf er einen Blick auf die Skizze. Danach musste er an der nächsten Kreuzung rechts abbiegen. Er kam an mehreren Geschäften mit Schildern vorbei, auf denen kyrillische Buchstaben standen, und blieb an einer Sparkasse mit Geldautomat stehen. Einen Augenblick lang geriet er in Versuchung, alles Geld abzuheben, das seine Karten hergaben, doch das wäre nicht klug gewesen. Der Automat würde die genaue Uhrzeit registrieren. Er ging weiter. Noch mehr Geschäfte, gegenüber hing ein schlaffes Transparent mit dem Slogan HALTET BRIGHTON BEACH SAUBER.
    Auf einmal wurde ihm klar, dass die Straße völlig verlassen dalag. Auf beiden Seiten parkten Autos, aber man sah keine Menschen. Auch die Geschäfte waren leer. Es sah aus, als befände sich der gesamte Vorort auf einer Party, zu der man ihn nicht eingeladen hatte.
    Doch Ronnie wusste, dass die Leute zu Hause vor dem Fernseher saßen und darauf warteten, was als Nächstes passierte.
    Er kam an einem schummrig beleuchteten Laden vorbei, an dem MAIL BOX CITY zu lesen stand.
    Links befand sich eine lange Theke, an der rechten Wand waren endlose Reihen metallener Schließfächer angebracht. Ganz am Ende hockte ein junger Mann mit langem schwarzem Haar am Computer. Hinter der Theke bediente ein älterer, grauhaariger Mann in billiger Kleidung.
    Allmählich wurde Ronnie wieder nüchtern und konnte klarer denken. Der Laden könnte nützlich sein. Er ging weiter, zählte die linken Seitenstraßen ab und bog schließlich in eine heruntergekommene Wohnstraße. Die Häuser sahen aus, als hätte man sie aus kaputten Legosteinen errichtet. Es gab zwei- und dreistöckige Gebäude und Doppelhaushälften, die alle unterschiedlich waren. Stufen führten zu Haustüren hinauf, Markisen und Türen waren dort angebracht, wo man eigentlich Garagen erwartet hätte; Dachziegel, schiefes Mauerwerk, schäbige Putzfassaden und bunt gemischte Fenster vermittelten den Eindruck, als hätte man die Häuser aus Resten vom Wühltisch gebaut.
    An der nächsten Kreuzung sollte er nach links in eine schmale Straße namens Brighton Path 2 abbiegen. Zwei weiße Chevy Suburban parkten vor einer Doppelgarage, deren Türen mit Graffiti beschmiert waren. Schließlich gelangte er rechts in eine noch schäbigere Straße mit Doppelhaushälften und stand schließlich vor der Nummer 29. Das Haus war betongrau. Am Telegrafenmast davor hing ein zerrissenes Plakat, das er kaum wahrnahm. Er blickte die schmierigen Treppenstufen hinauf und las in roter Schrift auf einem kleinen weißen Brett, das an den Türsturz genagelt war, Zimmer frei.
    Er hievte den Koffer hoch und klingelte. Kurz darauf erschien eine Gestalt hinter der Milchglasscheibe und öffnete. Ein flachbrüstiges Mädchen in schmuddeligem Hängerkleidchen und Flipflops starrte ihn an. Strähniges, ungewaschenes Haar, das wie Seetang herabhing, und ein breites Puppengesicht mit großen, runden, kajalschwarzen Augen. Sie sagte kein Wort.
    »Ich suche ein Zimmer«, erklärte Ronnie. »Man sagte mir, dass ihr Zimmer vermietet.«
    An der Wand neben ihr hing ein Münztelefon, aus dem Haus drang ein Geruch nach Moder und alten Teppichen. Irgendwo liefen Nachrichten im Fernsehen.
    Sie sagte etwas, das er nicht verstehen konnte. Vermutlich russisch.
    »Sprichst du englisch?«
    Sie hob die Hand, um ihm zu bedeuten, er

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