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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Was hältst du davon, wenn ich das verdammte Auge herausschneide und mitnehme. Mal sehen, ob das Gerät es erkennt. Falls nicht, hole ich mir das andere.«
    Wieder signalisierte sie in Panik nein, nein, nein.
    »Falls das auch nicht funktioniert, sind wir natürlich gearscht. Du bist blind, und ich habe noch immer nichts gewonnen. Das weißt du genau, was?«
    Er nahm die Klinge weg und riss ihr mit einer abrupten Bewegung das Klebeband vom Mund.
    Sie schrie auf vor Schmerz. Es war, als hätte er ihr die halbe Gesichtshaut mit abgezogen. Sie rang nach Luft. Ihr ganzes Gesicht stand in Flammen.
    »Rede mit mir, du Schlampe.«
    »Könnte ich bitte Wasser haben?« Ihr gelang nur ein Krächzen. »Bitte, Ricky.«
    »Na wunderbar. Du hast vielleicht Nerven! Klaust alles, was ich besitze, lässt dich um den halben Erdball jagen, und was sind deine ersten Worte?« Er ahmte ihre Stimme nach. »Bitte, Ricky, kann ich ein Glas Wasser haben?« Er schüttelte den Kopf. »Wie hättest du’s denn gern? Mit oder ohne Kohlensäure? San Pellegrino oder Vittel? Wie wäre es mit dem Klowasser, in das du ständig pisst? Wäre dir das angenehm? Vielleicht mit Eis und Zitrone?«
    »Egal«, krächzte sie.
    »Ich hol dir gleich was. Allerdings hättest du die Karte für den Zimmerservice ausfüllen und gestern Abend an die Tür hängen müssen. Dann hättest du heute Morgen alles bekommen, was du dir wünschst. Aber du warst sicher vor Angst wie gelähmt, weil du den guten alten Ricky ausgenommen hast.« Er grinste. »Gelähmt, das ist witzig.«
    Sie sagte gar nichts, dachte fieberhaft nach, um sicher zu gehen, dass sie die richtigen Worte wählte und ihn nicht noch wütender machte. Zum Glück ließ er sie endlich sprechen. Und sie wusste, wie verzweifelt er das zurückhaben wollte, was sie mitgenommen hatte.
    Er war nicht dumm.
    Er brauchte sie und musste einen Deal mit ihr machen, wenn er ans Ziel gelangen wollte.
    Er hielt ihr das Handy ans Ohr und drückte eine Taste. Eine Aufnahme lief ab. Sie dauerte nur wenige Sekunden, doch das reichte schon.
    Abby und ihre Mutter am Telefon. Sie wusste genau, es war am Sonntag gewesen. Sie lauschte ihrer eigenen Stimme.
    »Hör zu, Mum, es dauert nicht mehr lange. Ich habe mit den Leuten von Cuckmere House gesprochen. Sie haben ein wunderschönes Zimmer mit Blick auf den Fluss, das in einigen Wochen frei wird. Ich habe es für dich reserviert. Im Internet habe ich mir Bilder angeschaut, es sieht wirklich hübsch aus. Natürlich besichtige ich es vorher und helfe dir beim Umzug.«
    Dann antwortete Mary Dawson. Trotz der schweren Krankheit konnte sie durchaus klar denken. »Woher willst du das Geld nehmen, Abby? Ich habe gehört, diese Heime kosten ein Vermögen. Bis zu zweihundert Pfund am Tag. Manche sogar noch mehr.«
    »Mach dir keine Sorgen wegen des Geldes, Mum, darum kümmere ich mich schon. Ich –«
    Die Aufnahme brach unvermittelt ab.
    »Das hat mir schon immer an dir gefallen, Abby«, sagte Ricky und drückte sein wütendes Gesicht an ihres. »Du hast so ein gutes Herz.«
     
    67
    OKTOBER 2007 Im Café hing ein fettiger Dunst. Grace setzte sich den beiden Männern gegenüber und dachte flüchtig, dass allein das Einatmen dieser Luft seinen Cholesterinspiegel in die Höhe treiben würde. Dennoch bestellte er Ei, Speck, Würstchen und Pommes, gebratenes Toastbrot und eine Cola. Zum Glück waren weder Glenn Branson noch Cleo in der Nähe, sonst hätte er sich wieder kritische Bemerkungen über seine Ernährung anhören dürfen.
    Terry Biglow bestellte Eier und Pommes, während sein Freund Jimmy nur eine Tasse Tee nahm und Grace flehentlich anschaute, als könnte ihn der Detective Superintendent vor einem schlimmen Schicksal bewahren. Vermutlich vor sich selbst, dachte Roy, als der Mann eine kleine Whiskyflasche aus der Tasche zog und einen tiefen Schluck nahm. Er bemerkte die Gefängnistätowierungen auf den Knöcheln. Ein Punkt für jedes Jahr, das er gesessen hatte. Grace zählte sieben.
    »Ich bin jetzt wirklich sauber, Mr Grace«, sagte Terry Biglow unvermittelt.
    Auch er hatte solche Tätowierungen und trug den Schwanz einer Schlange auf dem Handrücken, deren Körper in seinem Ärmel verschwand.
    »Das sagtest du bereits. Schön für dich.«
    »Mein Bruder ist sehr krank. Bauchspeicheldrüsenkrebs. Erinnern Sie sich an Eddie, Mr Grace? Tschuldigung, Inspector Grace?«
    In der Tat erinnerte sich Grace an den Mann, und zwar besser, als ihm lieb war. Er hatte nie vergessen, wie er einmal

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