Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
jetzt kaufen möchte. Ich würde lieber ein paar Tage abwarten, mal sehen, wie sich alles entwickelt. Wenn sie in einem so guten Zustand sind, könnte ich vielleicht zwei bieten. Aber nicht mehr.«
    »Zweitausend pro Stück?«
    »Mehr ist nicht drin. Wenn Sie eine Woche warten, könnte ich vielleicht ein bisschen höher gehen. Garantieren kann ich es aber nicht.«
    Ronnie verstand die Zurückhaltung des Mannes. Vermutlich hatte er sich den schlechtesten Morgen seit dem großen Börsenkrach von 1929 ausgesucht, um in New York Geschäfte zu machen, aber ihm blieb keine andere Wahl. Zeit war ein Luxus, den er nicht hatte. Das schien sich wie ein roter Faden durch sein Leben zu ziehen. Teuer einkaufen, billig verkaufen. Warum zog er immer die Arschkarte?
    »Ich melde mich wieder«, sagte Ronnie.
    »Klar doch. Wie war doch gleich Ihr Name?«
    Ronnie überlegte fieberhaft, unter welchem Namen er seinen Hotmail-Account angelegt hatte. »Nelson.«
    Der Mann wurde hellhörig. »Sind Sie zufällig mit Mike Nelson aus Birmingham verwandt? Sie sind doch Engländer, oder?«
    »Mike Nelson?« Ronnie fluchte innerlich. Es war nicht gut, wenn jemand in der Branche einen ähnlichen Namen trug. Die Leute würden sich an ihn erinnern, und genau darauf konnte er im Augenblick gut verzichten. »Nein, wir sind nicht verwandt.«
    Er bedankte sich bei Abe Miller und hängte ein. Er dachte kurz über den Namen nach und entschloss sich, ihn zu behalten. Wenn es einen Händler gleichen Namens gab, würden die Leute ihm vielleicht von Beginn an mehr Respekt entgegenbringen. In diesem Geschäft war ein guter Ruf sehr wichtig.
    Er versuchte es bei sechs weiteren Händlern, doch keiner bot ihm bessere Konditionen. Zwei wollten in der gegenwärtigen Situation gar nicht kaufen, was ihm größte Sorgen bereitete. Vielleicht würde der Markt noch schlechter, dann wäre es ratsam, Abe Millers Angebot anzunehmen, solange es stand. Falls es nach fündundzwanzig Minuten in dieser ungewissen neuen Welt noch stand.
    Achttausend Dollar. Sie waren mindestens zwanzig wert. Er hatte noch ein paar andere dabei, darunter zwei überaus seltene Plate 11 und ungestempelte postfrische Penny Blacks mit Gummierung auf der Rückseite. Unter normalen Marktbedingungen hätte er für eine Plate 11 fünfundzwanzigtausend verlangen können, doch niemand wusste, wie viel sie jetzt noch wert waren. Es hatte keinen Sinn, sie anzubieten. Sie waren alles, was ihm auf dieser Welt geblieben war. Und mussten lange reichen. Womöglich sehr lange.
    65
    OKTOBER 2007 Zu Beginn seiner Karriere war Roy Grace im Stadtzentrum von Brighton Streife gegangen und hatte danach für kurze Zeit bei der Drogenfahndung gearbeitet. Er kannte die meisten Gesichter und Namen der Dealer und auch einige ihrer Stammkunden, weil er sie schon einmal hochgenommen hatte.
    Normalerweise gingen ihnen nur die kleineren Fische ins Netz. Die Polizei zog es meist vor, sie zu beobachten oder sich sogar mit ihnen anzufreunden, statt sie zu verhaften, weil man hoffte, über sie irgendwann an die großen Fische zu gelangen und, was selten vorkam, eine wirklich wertvolle Lieferung zu erwischen. Doch wann immer die Polizei erfolgreich war und ein paar Leute aus dem Verkehr zog, warteten die nächsten schon in den Kulissen.
    Er fuhr mit seinem Alfa Romeo ins Parkhaus an der Church Street. Mit dem Motor verklang auch der Song von Maria Glen, den er gerade gehört hatte. An diesem Tag könnte ihm die Drogenszene von Brighton durchaus nützlich sein.
    Grace trug einen leichten Regenmantel über dem Anzug. Auf den Straßen wimmelte es von Menschen, die um die Mittagszeit ihre Büros verließen, um essen zu gehen. Er kam an Cafés, Sandwichbars und Com Exchange vorbei und bog nach links auf den Marlborough Place ab, wo er stehen blieb und tat, als würde er telefonieren. Die Gegend nördlich des Platzes und jenseits der London Road in östlicher Richtung war seit langem das Zentrum des Drogenhandels.
    Keine fünf Minuten später bemerkte er zwei schäbig gekleidete Männer, die es ziemlich eilig zu haben schienen. Leichte Beute. Er folgte ihnen, hielt aber Distanz. Einer war groß und dünn, mit hängenden Schultern. Er trug eine Windjacke, eine graue Hose und Turnschuhe. Der andere war kleiner und stämmiger, hatte einen Jogginganzug und schwarze Schuhe an. Sein Gang war auffällig, er streckte beim Gehen die Arme weit aus und warf häufig besorgte Blicke über die Schulter, als fürchtete er, verfolgt zu werden.
    Der

Weitere Kostenlose Bücher