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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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nicht, dachte Roy Grace bei sich. Das lief doch wie geschmiert.
    »Ich bin inzwischen Detective Superintendent«, korrigierte er.
    »Klar doch, hatte ich ganz vergessen.« Biglow sprach mit Quäkstimme. »Befördert. Ich hatte doch so was gehört. Haben Sie auch verdient, Mr Grace. Entschuldigung, Sir, Detective Superintendent. Ich bin jetzt sauber. Hab im Knast zu Gott gefunden.«
    »Hat der mit dir gesessen?«
    »Ich habe mit diesem Kram nichts mehr zu tun«, erklärte Biglow mit feierlichem Ernst, ohne auf Graces Bemerkung einzugehen.
    »Also ist es ein absoluter Zufall, dass du genau vor dem Park stehst, wo Niall Foster seine Kunden bedient?«
    »Absoluter Zufall«, bestätigte Biglow, während seine Augen unruhig umherzuckten. »Klar doch, Zufall, Sir. Ich und mein Freund wollten gerade essen gehen, wir kamen nur so vorbei.«
    Biglow wandte sich zu seinem Begleiter, der ebenso schäbig gekleidet war wie er. Grace kannte auch ihn: Jimmy Bardolph, ein ehemaliger Handlanger der Biglows. Doch auch das schien vorbei zu sein. Der Mann stank nach Alkohol, sein Gesicht war mit Schorf bedeckt, sein Haar völlig wirr. Er sah aus, als hätte er seit seiner Geburt kein einziges Mal gebadet.
    »Jimmy, das ist mein Freund, Detective Superintendent Grace. Er ist ein guter Mann, war immer sehr nett zu mir. Ein Polizist, dem man vertrauen kann.«
    Der Mann streckte eine schmutzige, blau geäderte Hand aus den überlangen Ärmeln seines Regenmantels. »Freut mich, Officer. Vielleicht können Sie mir helfen.«
    Grace wandte sich wieder an Biglow. »Ich muss mit dir über einen alten Freund sprechen, Ronnie Wilson.«
    »Ronnie!«, rief Biglow.
    Aus dem Augenwinkel sah Grace, dass Foster ihn bemerkt hatte und sich durch den Park davonmachte. Er stahl sich aus dem Park, warf Grace noch einen argwöhnischen Blick zu und eilte die Straße entlang, das Handy ans Ohr gepresst.
    »Ronnie!«, wiederholte Biglow. Er lächelte wehmütig und schüttelte den Kopf. »Der gute alte Ronnie. Wussten Sie, dass er tot ist? Gott sei seiner Seele gnädig.«
    Da die frische Luft nicht gegen seine Kopfschmerzen half, beschloss Grace, Bellas Empfehlung zu folgen und eine warme, fettige Mahlzeit zu sich zu nehmen. »Hast du schon gegessen?«
    »Nee, wir waren gerade auf dem Weg dahin.« Terry Biglow strahlte ihn an, als hätte er das Alibi des Jahrhunderts entdeckt. »Darum sind Jimmy und ich nämlich hier lang gegangen, nur deswegen. Wir wollten zum Café, ist doch so ein schöner Morgen.«
    »In diesem Fall komme ich mit und gebe einen aus.«
    Er folgte ihnen die Straße entlang. Jimmy bewegte sich mit seltsam zuckenden Schritten wie ein Aufziehspielzeug. Schließlich betraten die drei ein Arbeitercafé.
    66
    OKTOBER 2007 Abby hörte, wie eine Tür zuschlug. Die Wohnungstür. Einen Augenblick lang keimte neue Hoffnung in ihr auf. Sollte ein Wunder geschehen sein? War der Hausmeister gekommen?
    Dann quietschten wieder die Schuhe. Der Schatten fiel durch die Tür.
    Ricky trat ins Bad, seine Handfläche traf schmerzhaft ihr Gesicht. Sie zuckte trotz der Fesseln zusammen. »Du miese kleine Hure!«
    Er schlug sie noch fester. Er war kaum wiederzuerkennen. Blaue Baseballkappe, tief ins Gesicht gezogen, dunkle Brille, dichter Bart. Er ging kurz in die Diele, holte die Tragetasche und kippte den Inhalt auf den Boden.
    Ein Elektrobohrer. Eine große Zange. Ein Hammer. Eine Packung sterile Spritzen. Ein massiver Cutter mit rasiermesserscharfer Klinge.
    »Womit soll ich anfangen, du Schlampe?«
    Ein Entsetzensschrei war in ihrer Kehle gefangen. Sie spürte, wie ihre Eingeweide nachgaben. Wollte ihm Zeichen mit den Augen geben. Ihn anflehen.
    Er kam ganz nah mit seinem Gesicht heran. »Hast du mich gehört?«
    Abby versuchte sich zu erinnern, in welche Richtung sie die Augen bewegen musste, um nein zu sagen. Sie bewegte sie nach links.
    Er kniete sich hin, griff nach dem Cutter und hielt ihr die Klinge vor den rechten Augapfel. Dann drehte er ihn und drückte die Klinge flach gegen ihr Lid. Sie spürte den kalten Stahl auf der Haut. Hyperventilierte vor Panik.
    »Soll ich dir ein Auge herausschneiden? Wäre dir das recht? Dann hast du’s noch dunkler.«
    Nein, signalisierte sie verzweifelt. Nein, nein, nein.
    »Ich könnte es versuchen. Ich nehme es mit und sehe zu, was passiert.«
    Nein, nein, nein.
    »Biometrie, sehr clever. Iris-Erkennung. Du hältst dich wohl für sehr schlau, was? Verschließt alles in einem Safe, der nur mit Iriserkennung zugänglich ist.

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