So heiß wie der Wuestenwind
schlimmer dran, weil er einen Vorgeschmack davon bekommen hatte, wie alles zwischen ihnen hätte sein können.
Er hörte das Wasser in der Dusche rauschen, und sofort hatte er Aliyah vor Augen, stellte sich vor, wie die Tropfen über ihren wunderschönen Körper rannen. Sein Begehren erwachte erneut. Erst versuchte er es zu unterdrücken. Denn das, was er auch von Aliyah haben wollte – abgesehen von ihrem Körper –, würde er nie bekommen.
Doch dieses übermächtige Verlangen konnte er nicht zügeln. Was sie gemeinsam hatten, die körperliche Leidenschaft, sollte genügen. Selbst das war in einer Ehe ja selten genug. Vor allem in einer Königsehe. Was machte es schon, wenn alles drumherum nur Illusion war? Immerhin konnte er das genießen, was er hatte.
Mit entschlossenen Schritten ging er zum Badezimmer. Auf der Schwelle blieb er jedoch einen Moment stehen und sah zu ihr hin. Reglos, mit geschlossenen Augen, stand Aliyah in der großen Duschkabine und ließ das Wasser auf sich niederprasseln.
Blitzschnell ging er zu ihr. Sie musterte ihn von oben bis unten. „Na, jetzt bist du aber wirklich bereit.“
Wieder war da diese Kälte, dieses Geschäftsmäßige in ihrer Stimme. Nichts von der Wärme, die er in der vergangenen Nacht gespürt hatte. Fast verzweifelt drängte er Aliyah an die Wand der Duschkabine, hob sie hoch und schob ihre Beine auseinander, um in sie einzudringen.
„Zwei Dinge musst du wissen“, murmelte er. „Erstens: Ich bin immer bereit.“ Und während er in sie eindrang und sie aufstöhnte, sprach er widerwillig die Worte, die er sagen musste, um es ihr heimzuzahlen: „Und zweitens: So guten Sex wie mit dir … hatte ich schon seit Monaten nicht mehr.“
Kamal trat einen Schritt zurück, dann noch einen. Fasziniert betrachtete er das abstrakte Gemälde. Es war … verstörend. Die kühnen, kräftigen Pinselstriche drückten ein Chaos von Gefühlen und Leid aus. Es war ohne Zweifel das Werk einer begabten Künstlerin, doch es schmerzte fast, es anzusehen.
Zögernd trat er wieder näher an die Leinwand. Ihm kam es vor, als könnten die Angst und die tiefe Mutlosigkeit, die das Werk ausdrückte, auf ihn abfärben. Was musste Aliyah empfunden haben, als sie es gemalt hatte?
Dies war das letzte Stück, seine Sammlung war jetzt komplett. Er besaß jedes Bild, das Aliyah je gemalt hatte. Sie alle bewahrte er in einem Zimmer auf, zu dem nur er Zutritt hatte. Und in ruhigen Stunden setzte er sich oft hierhin und betrachtete sie, um mehr vom Innenleben der Frau zu erfahren, die seine Geliebte, seine Frau und seine Königin war. Um sie zu verstehen und eines Tages vielleicht ihr Herz zu erreichen.
In den vergangenen sechs Wochen hatte er viele Menschen reich gemacht – all jene, die den Geschmack oder die weise Voraussicht besessen hatten, ihre Werke zu kaufen. Natürlich waren die geforderten Preise ins Astronomische gestiegen, als sich herumsprach, wer da als Käufer auftrat. Aber er hatte, ohne mit der Wimper zu zucken, gezahlt, hatte gar nicht erst versucht zu handeln oder gar Druck auszuüben. Im Gegenteil, er war der Auffassung, die Verkäufer hatten verdient, was sie verlangten. Denn in seinen Augen war jeder Preis, egal wie hoch, für Aliyahs Talent angemessen.
Die Gemälde, die sie seit ihrem Ausstieg aus der Modelbranche vor einigen Jahren geschaffen hatte, waren in der Kunstszene durchaus anerkannt. Aber Kamal sah sie weniger mit den Augen eines Kunstkritikers. Ihn berührten die Gefühle, die sie ausdrückten: Schwermut, innere Zerrissenheit, Angst. Umso mehr beeindruckte ihn, wie innerlich stabil Aliyah heute wirkte, wie sehr sie sich verändert hatte.
Oh ja, sie hatte sich zum Besseren verändert, daran gab es keinen Zweifel. Er erlebte es ja jeden Tag aufs Neue. Ihre kühlen Worte am Morgen nach der ersten Liebesnacht führte er auf eine Art Selbstschutz zurück, den sie wohl brauchte. Aber danach war es dann wieder sehr schön geworden.
Doch eines beschäftigte ihn noch immer. Was war der Grund für ihre Verwandlung gewesen?
Jahrelang hatte er erfolgreich gegen die Versuchung angekämpft, durch seine Leute alles über sie herausfinden zu lassen. Aber seit dem Tag ihrer Hochzeit forschte er nun doch nach allem, was in den vergangenen sieben Jahren in ihrem Leben passiert war.
Mit ernüchternd wenig Erfolg. Es war fast so, als hätte sie aufgehört zu existieren, seit er sie damals verlassen hatte. Umso rätselhafter erschien ihm, wo all die bösen Gerüchte über sie
Weitere Kostenlose Bücher