So heiß wie der Wuestenwind
bin, Shane – auf jeden Fall bin ich kein Spieler und Säufer, der gar nicht mehr tiefer sinken kann. Nach der Aussage seiner eigenen Mutter, wohlgemerkt.“
„Ach die.“ Shane machte eine wegwerfende Handbewegung. „Hast du sie aufspüren und ausfragen lassen, ja? Sie ist eine alte Hexe. Eine Nervensäge und eine Landplage.“ Shane grinste immer noch. Ganz offensichtlich hatte er schon heftig getrunken. „Aber du willst doch mit mir über ein anderes Weibsstück reden. Über deine Frau, die verführerische, zerstörerische, superheiße Aliyah.“
Kamal schoss aus seinem Sessel hoch. „Noch so eine respektlose Bemerkung, und ich breche dir alle Knochen.“
„Oh, da wird aber jemand sauer. Willst du die Ehre deiner Frau verteidigen? Aber Moment mal. Eigentlich brauchst du sie doch nur, damit du König sein kannst. Irgendwie ironisch, wenn man bedenkt, dass du sie früher mal entsorgt hast wie ein gebrauchtes Taschentuch.“
Kamal bedauerte, dass er diese Aussage nicht als respektlos werten konnte. Es stimmte ja, was Shane sagte. „Woran du nicht ganz unschuldig warst, Shane. Ich will jetzt die Wahrheit wissen.“
„Ach, die Wahrheit willst du auch noch wissen? Du hast ein ganzes Königreich, du hast Milliarden zur freien Verfügung und die tollste Frau der Welt, und jetzt willst du auch noch die Wahrheit? Was möchtest du denn wissen, Hoheit? Dass ich Aliyah über alles liebte? Dass ich dich abgrundtief gehasst habe, weil sie für mich verloren war, als sie dich kennenlernte? Dass die Eifersucht mich fast zerfressen hat? Wohl nicht. Wahrscheinlich soll ich an der Stelle anfangen, wo du von meiner Existenz erfahren hast.“
Kamal kochte innerlich vor Wut. „Ja, genau.“
Mit hasserfüllter Stimme begann Shane zu erzählen. „Weißt du, was ich dachte, als ich die Tür öffnete und dich da stehen sah? Dass das meine Chance war, einen Keil zwischen euch zu treiben. Also habe ich dir genau das erzählt, was du hören wolltest.“
Kamal konnte vor Zorn kaum noch an sich halten. „Ich wollte hören, dass meine Geliebte ständig ihre Geschlechtspartner wechselt?“
„Sehr hübsch ausgedrückt. Und was warst du? Etwa monogam … eine treue Seele?“
„Allerdings.“
„Wie ehrenwert. Ich bin beeindruckt. Du hast sie so geliebt, dass du sofort das Vertrauen in sie verloren hast – nur weil ein Fremder, der dich ganz offensichtlich nicht ausstehen konnte, dir irgendwas über sie erzählt hat. Aber gut, weiter. Ich habe anschließend genau gesehen, dass du in der Nähe des Hauses in deinem Auto auf der Lauer lagst, um meine Geschichte zu überprüfen. Also musste ich Aliyah zu mir locken. Da habe ich sie angerufen und ihr erzählt, dass ich mich plötzlich ganz schrecklich krank fühle – und das brave Mädchen ist mir natürlich sofort zu Hilfe geeilt. Und daraus hast du natürlich sofort deine Schlüsse gezogen, nicht wahr? Du hast mir meine Lügen und den ‚Beweis‘, den ich dir lieferte, nur zu gern abgekauft. Denn die gaben dir ja einen handfesten Grund, sie zu verlassen. Sicher hast du sie zwar einerseits begehrt, aber andererseits wusstest du, dass die Beziehung zu ihr dir jede Menge Ärger mit deiner Familie eingebracht hätte. So konntest du sie fallen lassen, ohne dich moralisch schuldig zu fühlen. Du konntest dir ja sagen: Sie ist wertlos, sie ist untreu. Dabei hat sie dich so geliebt. Und als du sie verlassen hast, war sie völlig am Boden zerstört.“
Böse funkelte Kamal Shane an.
„Aber dann, sieben Jahre später, stellte sich heraus, dass du sie brauchst – wegen dieser Throngeschichte. Und jetzt willst du plötzlich die Wahrheit hören. Aber das auch nur, damit du sichergehen kannst, dass sie deiner nicht unwürdig ist.“
Wie vom Donner gerührt saß Kamal da. Er wusste nicht, ob er noch mehr ertragen konnte. Aber eines musste er noch wissen.
„Warst du da, nachdem ich sie verlassen hatte?“, fragte er leise.
„Ach, du willst wissen, wie es ihr ging, nachdem du sie so eiskalt abserviert hast? Schlecht, mein Freund, sehr schlecht. Und es wurde mit jedem Tag schlimmer. Ich habe dich dafür gehasst, dass du sie beinah zerstört hast. Und ich habe sie gehasst, weil sie sich das antun ließ und keine Hilfe annahm, auch von mir nicht. Und schlussendlich habe ich auch mich gehasst, weil ich sie dann irgendwann verlassen habe, obwohl ich ihr mit der nötigen Geduld vielleicht hätte helfen können.“
Kamal wandte den Blick ab. Er konnte das alles nicht mehr hören.
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