So hell wie der Mond
am Strand. »Alles klar! Aber da ist noch etwas anderes. Ich habe gesagt, Intimität ist mehr als bloßer Körperkontakt. Und das meine ich ernst.«
Was sie vorläufig verdrängt hatte. Da sie nichts Falsches sagen wollte, aß sie schweigend weiter, während sie überlegte, welches die beste Antwort daraufwar. »Ich bin ungebunden«, setzte sie an.
»Nein, das bist du nicht. Schließlich hast du mich.«
Ein leichter Schauder rann ihr den Rücken hinab. »Jawohl, aber sonst gibt es niemanden. Und ich habe nicht die Absicht, mit irgend jemand anderem etwas anzufangen, solange unser … Verhältnis besteht. Wie auch immer es auf dich gewirkt haben mag, dass ich heute abend quasi über dich hergefallen bin, ist Sex für mich nichts, was man rasch zwischen zwei andere Termine schiebt.«
»Nichts, was man rasch zwischen zwei andere Termine schiebt?« Er leerte erst sein eigenes und dann auch ihr Weinglas in einem Zug. »Aber Sex ist der einfachste Teil. Man braucht nicht viel nachzudenken, der Instinkt setzt ein, und der Körper übernimmt automatisch die Regie.«
Er sah sie reglos an. Ihr Blick war ängstlich, merkte er, wie der eines Rehs, das im Unterholz plötzlich einem Bock – oder einem Jäger – gegenübersteht. »Du bist mir nicht gleichgültig.«
Mit klopfendem Herzen zerkleinerte sie weiter so sorgsam ihr Fleisch, als wäre es von größter Bedeutung, dass sie gleich große und gleich geformte Stücke hinbekam. »Das haben wir doch bereits geklärt.«
»Ich empfinde nicht nur Verlangen, Katherine. Meine Gefühle gehen weiter als das. Eigentlich hatte ich die Absicht, mir über diese Gefühle ganz klarzuwerden, ehe es zwischen uns beiden so weit wie heute abend kommt. Aber …« Schulterzuckend schob er sich ein Salatblatt in den Mund. »Es mag an meiner Vorliebe für Landkarten liegen.«
Ihre Verwirrung steigerte sich. »Landkarten?«
»Für interessante Stellen. Wege von einem Ort zum anderen. Ich tüftle gerne Routen aus. Einer der Gründe, weshalb ich ein solches Interesse an Hotels habe; sie sind jeweils wie eine kleine, in sich abgeschlossene Welt gestaltet. Autonom, voller Bewegung, voller Menschen, Orte, an denen immer etwas geschieht.«
Während er sprach, schnitt er erst von seinem und dann von Kates Steakresten die Knochen ab und warf sie den glücklichen Welpen zu.
»Das Hotelgebäude ist die feste Hülle dieser Welt, in der sich täglich Geburten, Tode, Politik, Leidenschaft, Glück und Tragödien ereignen. Wie in jeder Welt nimmt auch hier das Leben einen bestimmten Verlauf. Aber immer wieder gibt es Umwege, Überraschungen, Probleme zu bewältigen. Man erforscht sie, bedenkt sie, findet Lösungen. Verdammt noch mal, ich liebe die Hotelarbeit.«
Während er sich zurücklehnte und sich ein Zigarillo anzündete, dachte sie über seine Worte nach. Sie hatte keine Ahnung, wie er von der Diskussion über ihre Beziehung plötzlich auf seine Arbeit gekommen war, aber es machte ihr nichts aus. Sie entspannte sich ein wenig und genehmigte sich ein neues Glas Wein.
»Deshalb machst du deine Arbeit auch so gut. Meine Tante und mein Onkel sind der Ansicht, dass du einer der Besten bist – und sie stellen wirklich Ansprüche.«
»Für gewöhnlich sind wir auf den Gebieten, die uns Spaß machen, besonders gut.« Durch eine Rauchwolke hindurch sah er sie an. »Und du machst mir ebenfalls Spaß.«
Lächelnd beugte sie sich zu ihm vor. »Tja, dann!«
»Die Beziehung zu dir ist ein Abstecher auf meinem Weg«, murmelte er, nahm ihre Hand, ehe sie ihm allzu nahe kam, und hob sie an seinen Mund. »Wenn ich die Routen in einer bestimmten Welt, in der ich mich bewege, festlege, plane ich immer von vornherein ein paar Abstecher ein.«
»So, so, die Sache mit mir ist ein kleiner Abstecher.« Sie war gekränkt und zog ihre Hand zurück. »Wirklich schmeichelhaft.«
»So war es auch gemeint.« Er schaute grinsend auf. »Und es ist mir vollkommen egal, wie lange es dauert, bis dieser faszinierende und äußerst attraktive Abstecher wieder auf den Hauptweg führen wird.«
»Und mich nimmst du auf diesem Abstecher aus Güte mit? Ist es das, was du mir enthüllen willst?«
»Ich würde eher sagen, dass wir diesen Abstecher gemeinsam machen. Und wohin er uns am Ende führen wird, hängt von uns beiden ab. Aber eins weiß ich genau: Du sollst ihn mit mir zusammen unternehmen. Jedenfalls steht fest, dass ich dich will. Wenn ich dich ansehe, reicht das, um ganz sicher zu sein.«
Nie zuvor hatte ihr jemand das
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