So hell wie der Mond
unterdrückten Zorn und kam zu dem Schluß, dass dies genau die richtige Ablenkung für seine Cousine war.
»Gutes Timing. Ich nehme an, dass du Kate nach Hause bringen wirst.«
Verlegen und verwirrt fuhr sie herum. »Was machst du denn hier?«
»Laura hat mich angerufen.« Er bedachte Josh mit einem Blick, der eindeutig besagte, dass man sich später noch sprechen würde, ehe er Kate am Arm nahm und zum Ausgang schob. »Laß uns zusehen, dass wir hier rauskommen.«
»Ich muss zurück in den Laden. Margo ist dort ganz allein.«
»Margo kommt sicher auch ohne dich zurecht.« Er zog sie die Treppe hinunter, am Pförtner vorbei nach draußen, wo die Sonne blendete. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Ja. Ein bisschen wie durch die Mangel gedreht, aber ansonsten geht’s mir gut.«
Er hatte seine Corvette, den wendigen, stromlinienförmigen, schwarzen Zweisitzer, unmittelbar vor der Tür geparkt. Als sie jetzt in einen dreißig Jahre alten Wagen stieg, kam ihr der gesamte Tag noch unwirklicher vor.
»Du hättest nicht extra den ganzen Weg hierher kommen müssen«, erklärte sie.
»Wie man sieht.« Er haßte es, ohnmächtig zu sein, so dass er erbittert den Motor des Wagens aufheulen ließ. »Denn bestimmt hättest du angerufen, wenn du meine Hilfe gewollt hättest. Aber jetzt hast du mich eben trotzdem am Hals.«
»Du hättest sowieso nichts machen können«, setzte sie an und fuhr zusammen, als er sie wütend anstarrte, ehe er vom Parkplatz fuhr. »Sie haben mich nicht angeklagt.«
»Tja, wenn das nicht dein Glückstag ist.« Er wollte fahren. Wollte rasen, um sich abzureagieren, ehe er sich vor lauter Zorn vergaß. Um jedes mögliche Gespräch zu unterbinden, drehte er die Stereoanlage des Wagens auf, so dass lautstark Eric Claptons peitschendes Gitarrensolo erklang.
Perfekt, dachte Kate und schloss die Augen. Wütende Musik, ein Angeber-Wagen und ein zorniger Südstaatler neben ihr. Als wären die drohende Migräne und das wahrscheinliche Wiederaufleben ihres alten Freundes, des Magengeschwürs, nicht bereits genug.
Sie nahm ihre Sonnenbrille aus der Handtasche, setzte sie auf und nahm ein paar Tabletten ein. Durch die getönten Gläser kam ihr das Licht ruhiger und freundlicher vor. Der Wind, der ihr entgegenschlug, kühlte ihr brennendes Gesicht. Sie brauchte nur den Kopf in den Nacken zu legen, um den strahlendblauen Himmel zu sehen.
Byron ließ den Wagen lautlos wie ein leuchtendschwarzes Schwert über den Highway am Meer und an den Felsen vorübersausen, schloss durch eine niedrige Wolke hindurch zurück ins grelle Sonnenlicht.
Seit Lauras Anruf schon kämpfte er gegen heißen Zorn und ein lähmendes Gefühl der Ohnmacht an.
Die Polizei hat Kate zur Befragung mitgenommen. Wir wissen nicht, was sie von ihr wollen. Ein Detective kam in den Laden und hat sie abgeholt.
.Die Angst in Lauras normalerweise so ruhiger Stimme hatte eine Reihe heftiger Reaktionen bei ihm ausgelöst. Furcht und Verletztheit, weil er nicht von Kate persönlich angerufen worden war.
Er hatte sich vorgestellt, dass sie hilflos und alleine war – es nützte nichts, dass Laura ihm versichert hatte, sie hätten Josh zu ihr geschickt. Sicher saß sie da ganz alleine, verängstigt, irgendwelchen wilden Anschuldigungen ausgeliefert, die man gegen sie erhob. Seine überreizte Phantasie hatte ihn gequält mit Bildern von ihr in Handschellen und Fußfesseln.
Und er konnte ihr nur in Panik nachrennen.
Jetzt saß sie neben ihm, die Augen hinter dunklen Brillengläsern versteckt, im Kontrast zu denen ihr Gesicht noch blasser wirkte, als es ohnehin schon war. Ihre Hände lagen täuschend ruhig in ihrem Schloss, nur das Weiß der Knöchel verriet, wie angespannt sie wirklich war. Und sie hatte ihm erklärt, es wäre nicht nötig gewesen, dass er ihr zu Hilfe kam.
Aus einem Impuls heraus fuhr er plötzlich an den Straßenrand. Auf Höhe der Klippen unterhalb von Templeton House, wo sie schon einmal in seinen Armen geschluchzt hatte.
Sie schaute sich um. Es überraschte sie nicht im mindesten, dass er hier an diesem Ort hielt, der sowohl Frieden als auch Drama versprach. Ehe ihre Hand auch nur auf dem Türgriff lag, hatte er sich aggressiv über sie gebeugt und aufgemacht.
Aus alter Gewohnheit, dachte sie. Bei all der Wut, die er verströmte, war diese Geste sicherlich nicht nett gemeint.
Schweigend traten sie auf den Rand der Klippen zu.
»Warum hast du mich nicht angerufen?« Er hatte nicht fragen wollen, aber der Satz platzte
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