So hell wie der Mond
einfach aus ihm heraus.
»Ich habe nicht daran gedacht.«
Er fuhr so unerwartet zu ihr herum, dass sie einen Schritt rückwärts stolperte und eine Ansammlung winziger, weißer Windblumen zertrat. »Nein, natürlich hast du nicht daran gedacht. Aber sag mir bitte eins, wo tauche ich jemals in deinen Plänen auf, Katherine?«
»Ich weiß wirklich nicht, was du meinst. Du bist mir gar nicht in den Sinn gekommen, weil ich …«
»Weil du niemanden brauchst außer dir selbst«, fuhr er sie an. »Weil du niemanden duldest, der die ordentlichen Gewinn-und-Verlust-Rechnungen in deinem Kopf auch nur ansatzweise durcheinanderbringt. Ich wäre von keinem praktischen Nutzen für dich gewesen, weshalb also hättest du mich anrufen sollen?«
»Das ist nicht wahr.«
Wie käme sie nur jetzt mit einem solchen Streit zurecht, fragte sie sich. Wie könnte sie nur seinen heißen Zorn besänftigen? Am liebsten hätte sie sich einfach die Ohren zugehalten und die Augen zusammengekniffen, hätte ihn weder gesehen noch gehört. Wäre allein gewesen in der Dunkelheit.
»Ich verstehe nicht, warum du so böse auf mich bist; aber ich habe im Augenblick einfach nicht die Energie, mit dir zu diskutieren«, sagte sie.
Ehe sie sich abwenden konnte, packt er sie am Arm. »Gut. Dann hör mir eben einfach zu. Versuch dir vorzustellen, wie es für mich war, von jemand anderem zu erfahren, dass du von der Polizei abgeholt worden bist. Mir vorzustellen, was vielleicht mit dir passiert, was du durchmachst, und vollkommen machtlos dagegen zu sein!«
»Genau das habe ich sagen wollen. Du hättest nichts tun können.«
»Ich hätte dort sein können.« Er brüllte gegen den Wind an, der wie mit wilden Klauen seine Haare zerzauste. »Ich hätte für dich da sein können. Du hättest wissen können, dass es jemanden gibt, der sich um dich kümmert. Aber daran hast du nicht einmal gedacht.«
»Verdammt, Byron, ich habe überhaupt nicht mehr gedacht.« Sie wandte sich von ihm ab und stieg den schmalen Weg hinauf. Ein paar Schritte brächten hoffentlich etwas Distanz von der Gefühlslawine, die sie zu erdrücken drohte. »Ich hatte einfach dichtgemacht, war wie erstarrt. Vor lauter Angst konnte ich nicht nachdenken. Es war nicht persönlich gemeint.«
»Aber ich nehme es persönlich, und zwar sehr. Wir haben eine Beziehung, Kate.« Er wartete, während sie sich langsam umdrehte und ihn durch ihre dunkle Sonnenbrille hindurch anblickte. »Ich dachte, ich hätte dir klargemacht, was das für mich heißt. Wenn du die grundlegenden Bedingungen einer Beziehung zu mir nicht akzeptierst, dann vergeuden wir nur unsere Zeit.«
Sie hatte nicht geglaubt, dass es neben dem Schmerz in ihrem Kopf, dem Brennen in ihrem Magen, der glühenden Scham, die sie empfand, noch Raum für etwas anderes gäbe. Aber sie hatte die Rechnung ohne das Gefühl abgrundtiefer Verzweiflung gemacht. Irgendwie fand Verzweiflung immer noch einen Platz.
Ihre Augen brannten, als sie ihn reglos in Wind und Sonne stehen sah. »Tja, dass auch du mich jetzt noch fallenläßt, setzt dem Tag natürlich die Krone auf!«
Sie wollte an ihm vorbeirennen nach Templeton House, sich dort verstecken, wo sie für ihn und alles andere unerreichbar war.
»Verdammt.« Er packte sie und gab ihr einen Kuß, dessen Geschmack bittere Frustration verriet. »Wie kann ein Mensch nur so dickschädelig sein?« Er schüttelte sie, und dann küsste er sie abermals, bis sie sich fragte, weshalb ihr überreiztes Hirn nicht einfach in tausend Einzelteile zerbarst. »Kannst du nichts sehen, was nicht in einer schnurgeraden Linie verläuft?«
»Ich bin müde.« Sie haßte die zitternde Stimme, mit der sie sprach. »Ich wurde erniedrigt. Ich habe Angst. Laß mich einfach in Ruhe, ja?«
»Nichts würde ich lieber tun! Am liebsten würde ich einfach abhauen und mir sagen, dass das Ganze leider ein bedauerlicher Irrtum war.«
Er nahm ihr die Sonnenbrille ab und schob sie in die Tasche seines Jacketts. Nun nahm er in ihren Augen denselben Zorn und dieselbe Verletztheit wahr, die er empfand. »Glaubst du wirklich, dass ich das alles in Kauf nehme, nur weil es zwischen uns auf sexueller Ebene funktioniert?«
»Du brauchst es nicht in Kauf zu nehmen.« Sie trommelte gegen seine Brust. »Nichts davon musst du in Kauf nehmen!«
»Da hast du, verdammt noch mal, ganz sicher recht. Aber ich tue es trotzdem, weil ich glaube, dass ich dich liebe.«
Es hätte sie weniger überrascht, hätte er sie einfach gepackt und über den
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