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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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der Laden hätte etwas mit der Angelegenheit zu tun.« Sie bedachte Kusack mit einem flammenden Blick. »Sie können die Bücher des Geschäfts jederzeit einsehen. Gehen Sie sie ruhig Zeile für Zeile durch!«
    »Ich weiß das Angebot zu schätzen, Ms. Powell«, sagte er milde, klappte einen Hefter auf und zog ein paar Papiere heraus. »Erkennen Sie diese Formulare?«
    »Natürlich erkenne ich sie. Das eine ist das Formular 1040, das ich für Sid Sun ausgefüllt habe, und das andere ist das abgeänderte Duplikat.«
    »Das ist Ihre Unterschrift?«
    »Ja, auf beiden Blättern. Und nein, ich habe keine Erklärung dafür.«
    »Und diese Ausdrucke für computergesteuerte Abhebungen von Bitties Kundenkonten?«
    »Das sind mein Name und mein Code.«
    »Wer hatte Zugang zu dem Computer in Ihrem Büro?«
    »Jeder.«
    »Und zu Ihrem Sicherheitscode?«
    »Soweit ich weiß, niemand außer mir.«
    »Sie haben ihn niemandem gegeben?«
    »Nein.«
    »Sie haben ihn im Kopf gehabt.«
    »Natürlich.«
    Ohne sie aus den Augen zu lassen, beugte sich Kusack ein wenig vor. »Muss ziemlich schwierig sein, sich alle möglichen Zahlen zu merken, denke ich.«
    »Ich kann so etwas ziemlich gut. Die meisten Menschen haben irgendwelche Zahlen im Kopf. Sozialversicherung, PIN-Nummern, Telefonnummern, Geburtstage.«
    »Persönlich muss ich mir immer alles aufschreiben, sonst bringe ich es durcheinander. Ich glaube, dieses Problem haben Sie nicht.«
    »Ich …«
    »Kate«, unterbrach Josh erneut und sah sie reglos an. »Wo notierst du dir die Zahlen?«
    »In meinem Kopf«, wiederholte sie in beinahe nachsichtigem Ton. »Ich vergesse sie nicht. Ich habe den Sicherheitscode seit Jahren nicht mehr nachgeschlagen.«
    Mit zusammengepreßten Lippen blickte Kusack auf seine angenagten Fingernägel. »Wo würden Sie ihn nachschlagen, wenn es nötig wäre?«
    »In meinem Terminplaner, aber …« Ihre Stimme brach ab, als ihr die Bedeutung des Gesagten zu Bewusstsein kam. »In meinem Terminplaner«, wiederholte sie. »Dort habe ich sämtliche Zahlen notiert.«
    Sie schnappte sich ihre Handtasche, durchsuchte sie, zog das dicke, ledergebundene Buch heraus. »Zur Sicherheit«, sagte sie und öffnete es. »Sicherheit ist das oberste Gebot. Hier.« Als sie die betreffende Seite aufschlug, hätte sie beinahe gelacht. »Mein Leben in Zahlen ausgedrückt.«
    Kusack reckte das Kinn. »Und Sie haben es immer bei sich.«
    »Ich habe eben gesagt, dass es mein Leben ist. Und das stimmt beinahe. Es befindet sich immer in meiner Handtasche.«
    »Und wo heben Sie diese Handtasche auf – sagen wir, während Ihrer Arbeitszeit?«
    »In meinem Büro.«
    »Und ansonsten haben Sie sie immer mit sich herumgetragen, nehme ich an. Ich weiß, meine Frau macht auch keine zwei Schritte ohne ihre Handtasche.«
    »Nur, wenn ich aus dem Gebäude gegangen bin. Josh.« Sie umklammerte seine Hand. »Nur, wenn ich aus dem Gebäude gegangen bin. Jeder in der Firma hätte sich den Code beschaffen können. Himmel, wirklich jeder einzelne!« Sie kniff die Augen zusammen. »Warum habe ich nur nicht eher daran gedacht? Ich habe wirklich überhaupt nicht nachgedacht.«
    »Aber trotzdem tragen die Formulare Ihre Unterschrift, Ms. Powell«, erinnerte Kusack sie.
    »Dann ist sie gefälscht«, schnauzte sie ihn an und erhob sich von ihrem Platz. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu. Meinen Sie wirklich, ich würde wegen lausiger fünfundsiebzigtausend Dollar alles aufs Spiel setzen, wofür ich gearbeitet, was ich erreicht habe? Wenn mir Geld derart wichtig wäre, hätte ich einfach zum Telefonhörer zu greifen brauchen, meine Tante und meinen Onkel oder Josh angerufen, und sie hätten mir, ohne auch nur eine einzige Frage zu stellen, einen Scheck über das Doppelte ausgestellt. Ich bin keine Diebin, und wenn ich eine wäre, dann hätte ich meine Spuren, weiß Gott, besser verwischt. Welcher Idiot würde wohl seinen eigenen Code, seinen eigenen Namen benutzen und dadurch eine derart sichtbare Spur legen?«
    »Wissen Sie, Ms. Powell« – Kusack faltete erneut seine Hände auf der Tischplatte –, »dieselbe Frage habe ich mir auch schon gestellt. Und ich sage Ihnen, zu welchem Schluß ich gekommen bin. Die Person musste eins von drei Dingen sein: dumm, verzweifelt oder sehr, sehr schlau.«
    »Ich bin sehr schlau.«
    »Das sind Sie, Ms. Powell«, stellte Kusack mit einem langsamen Nicken fest. »Das sind Sie. Sie sind schlau genug, um zu wissen, dass fünfundsiebzig Riesen keine Kleinigkeit sind. Schlau

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