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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Rand der Klippen ins Meer hinabgestürzt. In dem Bestreben, nicht vollkommen den Verstand zu verlieren, hob sie ihre Hände vors Gesicht.
    »Und, fällt dir darauf keine Antwort ein?« Seine Stimme klang scharf und glatt wie ein frisch geschliffenes Schwert. »Das überrascht mich nicht. Gefühle sind nichts, was sich berechnen läßt, oder?«
    »Ich weiß nicht, was ich deiner Meinung nach dazu sagen soll. Es ist einfach nicht fair.«
    »Hier geht es nicht um Fairneß. Und im Augenblick gefällt mir die Situation ebensowenig wie dir. Du bist alles andere als die Frau meiner Träume, Katherine.«
    Diese Feststellung half, sie zur Besinnung zu bringen. »Jetzt weiß ich, was ich sagen soll. Fahr zur Hölle, De Witt!«
    »Wenig originell«, antwortete er in ruhigem Ton. »Ich möchte, dass du das in deinen Computerschädel reinbekommst.« Er stellte sie auf die Zehenspitzen, so dass ihrer beider Augen auf gleicher Höhe waren. »Ich mache Fehler ebenso ungern wie du; also werde ich mir Zeit nehmen, herauszufinden, welches meine genauen Gefühle für dich sind. Wenn ich zu dem Schluß komme, dass du es bist, was ich will, dann werde ich dich auch bekommen. Also sei gewarnt!«
    In ihren Augen blitzte es gefährlich auf. »Wie unglaublich romantisch du doch bist.«
    Er sah sie lächelnd an. »Ich werde dir noch zeigen, wie romantisch ich bin, Kate.«
    »Schieb dir deine verschrobenen Vorstellungen von Romantik sonstwohin.«
    Diesmal gab er ihr einen sanften, ruhigen Kuß. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht«, murmelte er, »… hatte Angst um dich. Und es tat mir weh, dass du mich einfach ausgeschlossen hast.«
    »Das war nicht meine Absicht…«, schloss sie zurück, ehe ihre Stimme abermals zu zittern begann. »Du verdrehst alles und versuchst, mich zu verwirren.« Müde machte sie erneut die Augen zu. »Himmel, was für fürchterliche Kopfschmerzen!«
    »Ich weiß, man sieht es.« Wie ein Vater bei einem Kind gab er ihr erst auf die linke und dann auf die rechte Schläfe einen zärtlichen Kuß. »Setzen wir uns besser hin.« Er drückte sie sanft auf einen Felsen, trat hinter sie und massierte ihre starre Nacken- und Schultermuskulatur. »Ich möchte mich wirklich um dich kümmern, Kate.«
    »Und ich möchte nicht, dass sich jemand um mich kümmert!«
    »Aha.« Über ihren Kopf hinweg betrachtete er das im Sonnenlicht blitzende Meer. Sie konnte sicher ebensowenig dafür, wie er etwas für seine angeborene Beschützernatur. »Also müssen wir auf diesem Gebiet einen Kompromiß finden. Du bist mir wichtig, Kate!«
    »Kann sein. Du bist mir auch wichtig, aber …«
    »Dann belassen wir es doch zunächst einmal dabei. Ich bitte dich nur darum, an mich zu denken und zu akzeptieren, dass du dich mit allen Dingen an mich wenden kannst. Den kleinen und den großen. Kommst du damit zurecht?«
    »Ich werde es versuchen.« Sie wollte glauben, dass ihr Kopfschmerz wegen der einsetzenden Wirkung der Medikamente abzuebben begann. Aber ein Teil ihres Selbst, der Teil, den sie allzu lange ignoriert hatte, gab zu, dass es am Meer, an den Klippen und an Byron lag. »Byron, ich wollte dir nicht weh tun. Ich hasse es, Menschen weh zu tun, die mir wichtig sind. Das ist für mich das Allerschlimmste.«
    »Glaub ich dir!« Er preßte seine Daumen an die Stelle ihres Nackens, die am starrsten war. Und lächelte, als sie sich gegen ihn sinken ließ.
    »Es war mir furchtbar peinlich, als ich dich auf der Polizeiwache entdeckte.«
    »Auch das nehm’ ich dir ab.«
    »Tja, schön, wenn man derart leicht zu durchschauen ist.«
    »Ich weiß, wohin ich bei dir sehen muss. Es scheint eine unerklärliche Fähigkeit von mir zu sein. Aus diesem Grunde denke ich, dass das, was ich für dich empfinde, vielleicht Liebe ist.« Er merkte, wie sie abermals starr wurde. »Entspann dich«, bat er. »Vielleicht lernen wir ja beide, damit zu leben.«
    »Mein Leben ist im Augenblick, um es milde auszudrücken, ziemlich aus dem Gleichgewicht.«
    Sie betrachtete den Horizont. Immer traf der Himmel auf das Meer, egal in welcher Ferne, dachte sie. Aber Menschen trafen nicht immer zusammen, fanden nicht immer diese gemeinsame Ebene.
    »Außerdem kenne ich meine Grenzen.« Sie wandte den Blick vom Himmel ab. »Und zu einem solchen Sprung bin ich einfach noch nicht bereit.«
    »Selber bin ich mir auch nicht sicher, ob ich ihn will. Aber wenn ich ihn mache, dann ziehe ich dich mit.« Er setzte sich neben sie auf den Stein. »Und es liegt mir, Komplikationen zu beheben.

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