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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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geöffneten Lippen atmete sie keuchend ein und aus. Ihr langer Schwanenhals war stolz gereckt, ihre Lider hatte sie gesenkt. Sie war in derart helles, volles Sonnenlicht getaucht, als befänden sie sich draußen auf einer üppigen Sommerwiese, er und seine heißblütige Titania, lüstern, geschmeidig, ergeben und bestimmt zugleich.
    Er wollte das Vergnügen in die Länge ziehen, wollte warten, bis er es nicht mehr ertrug. Aber sie beschleunigte den Takt und riß ihn mit sich. Ihr Stöhnen und ihr Schreien wärmten ihm das Blut, bis es in seinen Adern zu kochen begann und er unter ihr, in ihr zerbarst.
    Mit einem langen Seufzer neigte sie den Kopf und küsste ihn.
    Als sie unter der Dusche stand, sang sie aus voller Kehle. Was, selbst wenn sie alleine war, nicht allzu oft geschah. Kate war sich der Tatsache bewusst, dass ihre Stimme nicht in die Öffentlichkeit gehörte. Doch während sie einander einseiften, stimmte er in ihre wenn auch mißtönende, so doch von Herzen kommende Version von
Proud Mary
ein.
    »Ike und Tina waren elende Stümper im Vergleich zu uns«, stellte sie fest, während sie sich die Haare trocknete.
    »Das stimmt. Außer vielleicht, was das sangesmäßige Talent betrifft.« Byron schlang sich ein Handtuch um die Hüften, fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und seifte sich Kinn und Wangen ein. »Du bist die erste Frau, mit der ich unter der Dusche gestanden habe und die ebenso daneben singt wie ich.«
    Sie richtete sich auf und sah ihn an. »Ach, ja? Mit wie vielen Frauen hast du denn schon geduscht?«
    »In dieser Beziehung weist meine Erinnerung offenbar Lücken auf.« Er grinste sie unbekümmert an und freute sich über das böse Blitzen, das er in ihren Augen sah. »Außerdem zählt ein wahrer Gentleman seine Damenbekanntschaften nicht.«
    Hingebungsvoll schaute sie zu, wie er mit seinem Rasierapparat glatte, saubere Linien zog. Ihr kam der Gedanke, dass sie nie zuvor einem Mann beim Rasieren zugesehen hatte. Das hieß, außer hin und wieder Josh, aber Verwandte zählten nicht. Statt sich jedoch von diesem interessanten männlichen Ritual ablenken zu lassen, setzte sie ein süßes Lächeln auf, als sie über seine Schulter in den beschlagenen Spiegel sah.
    »Warum läßt du mich das nicht machen, Schatz?«
    Er lüftete eine Braue. »Sehe ich etwa dumm genug aus, dir eine derart scharfe Waffe in die Hände zu geben?« Er hielt die Klinge unter den Wasserhahn. »Ich glaube kaum.«
    »Feigling.«
    »Besser vorsichtig als tot.«
    Sie schnaubte verächtlich, nagte kurz mit ihren Zähnen an seiner Schulter und kehrte, um sich anzuziehen, ins Schlafzimmer zurück.
    »Kate.« Er wartete, bis sie sich umdrehte und in seine Richtung sah. »Jetzt gibt es für mich nur noch eine Frau.« Als sie durch die Tür ins Nebenzimmer glitt, umspielte ihren Mund ein schnelles, beinahe schüchternes Lächeln.
    Gedankenverloren wusch sich Byron den Rasierschaum aus dem Gesicht. Der Raum war von Dunst und Hitze und ihrer beider Geruch erfüllt. Sie hatte ihr Handtuch ordentlich zum Trocknen aufgehängt. Die kleine Dose Feuchtigkeitscreme, die sie benutzte, stand auf der Ablage. Heute morgen hatte sie gar nicht daran gedacht. Allerdings hatte sie daran gedacht, ihre Trainingsgarderobe in den Wäschekorb zu werfen und die Zahnpastatube wieder zuzuschrauben, ehe sie gegangen war. Nein, praktische Dinge vergaß sie einfach nie.
    Es waren die Extras, die sie vergaß – vor allem bezüglich ihrer eigenen Person. Niemals würde sie einfach einen Einkaufsbummel machen, sich einen Traum erfüllen und etwas kaufen, das nicht wirklich nötig war. Sie würde niemals vergessen, das Licht auszuschalten oder einen Hahn so sorgsam zuzudrehen, dass er nicht tropfte, ehe sie das Bad verließ.
    Sicher bezahlte sie ihre Rechnungen immer rechtzeitig; aber eine Mittagspause zu machen, vergaß sie, wenn sie mit anderen Dingen beschäftigt war.
    Sie hatte keine Ahnung, wie sehr sie ihn brauchte, dachte er. Byron lächelte, als er sich mit einem Handtuch über Kinn und Wangen fuhr. Ebenso wenig wie sie wusste, was er gerade herausgefunden hatte. Er glaubte nicht, dass er sich nur in sie verliebt hatte. Sondern sie war mit all ihren Gegensätzen, all ihrer Komplexität, ihren Stärken und Schwächen, für alle Zeiten seine einzige, große Liebe.
    Er klatschte sich Aftershave ins Gesicht und entschied, dies wäre vielleicht genau der richtige Zeitpunkt, es ihr mitzuteilen. Also ging er ebenfalls ins Schlafzimmer. Sie stand in schwarzen

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