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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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vorsichtig einen Schritt zurück. »Was ist?«
    »Hält einfach still.« Margo packte Kates Kragen und machte eine halbmondförmige, mit Bernsteintropfen besetzte Brosche daran fest. »So stellt man die Waren am besten zur Schau.«
    »Das Ding ist mit toten Käfern angefüllt.«
    Margo stieß nicht einmal einen leisen Seufzer aus. »Und trag um Himmels willen wenigstens ein bisschen Lippenstift. Wir machen in zehn Minuten auf.«
    »Ich habe kein Rouge dabei. Und ich sage dir lieber gleich, dass ich nicht den ganzen Tag hier mit dir zusammen arbeiten werde, wenn du die Absicht hast, ständig auf mir herumzuhacken. Verkaufen, kassieren und Sachen einpacken kann man durchaus, auch ohne sich dazu extra das Gesicht zu bemalen.«
    »In Ordnung.« Ehe Kate ihr entkommen konnte, hatte Margo einen Parfümzerstäuber in der Hand und sprühte die Freundin damit an. »Wie gesagt, so stellt man die Waren am besten zur Schau«, wiederholte sie. »Falls irgend jemand fragt, wonach du riechst, sagst du Bella Donnas Savage, klar?«
    Während Kate angewidert das Gesicht verzog, kam Laura durch die Tür gestürzt. »Ich dachte schon, ich käme zu spät. Ali hatte eine ernsthafte Krise wegen ihrer Frisur. Es stand wahrhaftig zu befürchten, eine von uns brächte die andere um, ehe sie endlich mit sich zufrieden war.«
    »Sie wird Margo von Tag zu Tag ähnlicher.« In Ermangelung einer zweiten Tasse Kaffee griff Kate nach einer Tasse Tee und spülte damit eine Handvoll Pillen hinunter, wobei sie hoffte, dass keine der Freundinnen es sah. »Und das habe ich nicht als Kompliment gemeint«, fügte sie hinzu.
    »Es ist doch nur natürlich, wenn sich ein junges Mädchen für sein Aussehen interessiert«, schloss Margo zurück. »Du warst bei uns das schwarze Schaf. Und bist es immer noch, wie du uns täglich aufs neue beweist, indem du wie eine Vogelscheuche in marineblauen Kostümen durch die Gegend läufst.«
    Ohne im geringsten beleidigt zu sein, nippte Kate erneut an ihrem Tee. »Marineblaue Kostüme sind immer modern, weil sie einfach praktisch sind. Nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung betrachtet es als seine Pflicht, durch Seide zu furzen, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«
    »Himmel, was bist du ordinär«, brachte Margo lachend heraus. »Aber streiten wir lieber nicht.«
    »Das finde ich auch.« In der Hoffnung, dass die Atmosphäre so friedlich blieb, eilte Laura zur Tür und drehte das
Geöffnet-Schild
herum. »Ich bin immer noch ganz erledigt von dem Streit mit Allison. Wenn Annie sich nicht eingemischt hätte, säße sie bestimmt immer noch störrisch vor dem Spiegel herum.«
    »Mum besaß schon immer das Talent, den schönsten Streit kaputtzumachen«, stellte Margo fest. »Okay, die Damen, denkt daran, bald ist Muttertag. Und falls es euch beiden entfallen sein sollte, auch zukünftige Mütter verschmähen durchaus nicht etwaige Gaben.«
    Kate machte sich auf den Ansturm der Kundschaft gefaßt und bemühte sich verzweifelt, den Druck an ihren Schläfen zu ignorieren, der für gewöhnlich Vorbote eines Migräneanfalls war.
    Bereits eine Stunde später hatten alle drei jede Menge zu tun. Kate packte eine Hermes-Tasche aus dunkelgrünem Leder ein, wobei sie sich fragte, was man mit einer grünen Ledertasche anfing. Aber das leise Klicken des Kreditkartenlesegeräts stimmte sie gut gelaunt. Soweit sie es überblicken konnte, hatte Margo bisher nicht mehr verkauft als sie.
    Es war ein angenehmes Gefühl, dachte sie, während sie eine gold- und silberfarbene Nippesdose in elegantes Blumenpapier wickelte, mit zu verfolgen, wie der Laden lief. Und der Wettstreit mit Margo hatte zusammen mit den Medikamenten bewirkt, dass ihr Kopf beinahe nicht mehr dröhnte.
    All das hatte Margo geschafft. Als ihr Leben nicht viel mehr als ein Scherbenhaufen gewesen war, hatte sie den
Schönen Schein
eröffnet.
    Vor über einem Jahr hatte Margos Karriere als beliebtes Model in Europa, das Markenzeichen der Bella-Donna-Produkte, ein abruptes Ende gefunden, ohne dass sie daran vollkommen schuldlos gewesen wäre, dachte Kate, während sie die eingewickelte Dose der Kundin überreichte. Sie war allzu kühn gewesen, allzu naiv und gleichzeitig allzu starrsinnig. Aber alles zu verlieren hatte sie auch wieder nicht verdient.
    Gebrochen und beinahe bankrott war sie aus Mailand heimgekehrt; aber bereits wenige Monate später hatte sie ganz aus eigener Kraft ihrem Leben eine Wendung gegeben.
    Das hieß, ursprünglich hatte Josh die Idee gehabt,

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