Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
einem Kollegen einlassen, und erst recht nie wieder – ich betone, nie wieder – mit jemandem wie dir.«
    Sein Mund wurde zu einem häßlichen, dünnen Strich. »Du hast Angst davor, mich außerhalb des Büros zu sehen. Angst, weil du dich dann daran erinnern würdest, wie gut es zwischen uns beiden immer gelaufen ist.«
    Sie stieß einen Seufzer aus. »Roger, so gut lief es zwischen uns nun auch wieder nicht. Meiner Einschätzung nach war es eher Mittelmaß. Am besten schließen wir dieses Kapitel endgültig ab.« Im Interesse der Vernunft erhob sie sich und reichte ihm die Hand. »Vergessen wir es. Ohne jeden Zorn.«
    Fasziniert betrachtete er erst ihre Hand und dann ihr Gesicht. »Ohne jeden Zorn?«
    Und ohne jedes Gefühl, ergänzte sie bei sich, kam dann aber zu dem Schluß, dass sie eine derartige Bemerkung besser unterließ. »Fangen wir einfach von vorne an«, schlug sie vor. »Wir sind Kollegen und kommen als solche miteinander aus. Und du hörst endlich auf, mir damit in den Ohren zu liegen, dass ich mit dir essen gehen oder in die Karibik fliegen soll.«
    Er nahm ihre Hand. »Du fehlst mir, Kate. Es fehlt mir, dich zu berühren. Also gut«, sagte er eilig, angesichts ihrer zusammengekniffenen Augen. »Wenn das das Beste ist, was ich zu erwarten habe, dann nehme ich es an. Ich bin froh, dass du meine Entschuldigung gelten läßt.«
    »Fein.« Deutlich um Geduld bemüht, entzog sie ihm ihre Hand. »Und jetzt habe ich zu arbeiten.«
    »Ich bin froh, dass die Sache endlich geklärt ist.« Abermals lächelnd wandte er sich zum Gehen.
    »Ja, genau«, murmelte sie. Sie warf die Tür nicht hinter ihm ins Schloss, da eine derartige Geste zuviel über ihren Gemütszustand verraten hätte. Sie wollte nicht, dass der Schleimer Roger Thornhill auf den Gedanken kam, sie verschwende auf ihn auch nur noch das geringste Gefühl.
    Aber sie machte die Tür, wenn auch leise, sehr entschieden zu, ehe sie an ihren Schreibtisch zurückkehrte, eine Flasche Maaloxan aus ihrem Schreibtisch nahm und seufzend an ihre Lippen hob.
    Er hatte ihr tatsächlich weh getan. Es war demoralisierend, sich an diese schmerzliche Erfahrung mit ihm zu erinnern. Sie hatte ihn nicht geliebt; aber mit ein wenig mehr Zeit, ein wenig mehr Mühe wäre es vielleicht dazu gekommen. Sie hatten ihre Arbeit gehabt, die sie verband und von der sie geglaubt hatte, dass sie vielleicht die feste Grundlage für etwas anderes werden könnte.
    Sie hatte ihn gemocht, ihm vertraut und Spaß mit ihm gehabt.
    Das hatte er ohne jeden Skrupel ausgenutzt und ihr eine ihrer wichtigsten Klientinnen abspenstig gemacht. Was beinahe noch schlimmer gewesen war als die Entdeckung, dass er zu jener Zeit zwischen ihrem und dem Bett der Klientin hin und her gewechselt war.
    Kate nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche, ehe sie sie wieder verschloss. Damals hatte sie überlegt, ob es nicht an der Zeit für eine förmliche Beschwerde bei Larry Bittie war. Aber ihr Stolz hatte jede mögliche Befriedigung überwogen, die sie dabei eventuell empfunden hätte.
    Die Klientin war zufrieden gewesen, und das rangierte bei Bittie an erster Stelle. Roger hätte sicher etwas Boden verloren, nach einer Beschwerde gegen ihn. Andere im Büro hätten ihm mißtraut und möglicherweise in Zukunft Distanz zu ihm eingenommen.
    Und sie wäre das jammernde, betrogene Weibchen gewesen, das mit verheulten Augen durch die Gegend lief, weil sie ihr Sexual- mit ihrem Arbeitsleben vermischt hatte und aus dieser Affäre als Verliererin hervorgegangen war.
    Gut, dass sie die Sache für sich behalten hatte, dachte Kate und schob die Flasche Maaloxan in die Schreibtischschublade zurück. Besser, dass sie ihm jetzt hatte ins Gesicht sagen können, dass sie die ganze Angelegenheit als erledigt betrachtete.
    Selbst wenn es gelogen war … selbst wenn sie ihn sicher für den Rest ihres Lebens verabscheuen würde.
    Schulterzuckend wandte sie sich wieder dem Bildschirm ihres Computers zu. Am besten mied sie in Zukunft allzu glatte, clevere, gut aussehende Männer mit mehr Ehrgeiz als Herz. Am besten kümmerte sie sich in Zukunft ausschließlich um ihren beruflichen Werdegang und ließ sich von nichts und niemandem mehr ablenken. Sicher bekäme sie bald die ersehnte Partnerschaft als Anerkennung ihres Erfolges.
    Hätte sie erst die Partnerschaft und damit die nächste Stufe der Karriereleiter geschafft, wäre das in allen Ehren geschehen. Und vielleicht, ganz vielleicht, läge dann auch der Beweis auf dem Tisch,

Weitere Kostenlose Bücher