So hell wie der Mond
schlang seiner Frau die Arme um die Taille und küsste sie zur Freude der Kundschaft mitten auf den Mund. »Hallo!«
»Hallo. Was führt dich denn mitten am Tag hierher zu uns?«
»Ich bin nicht deinetwegen hier.« Er küsste sie ein zweites Mal und hätte ihr am liebsten eine Hand auf den bedauerlicherweise nach wie vor ebenmäßig flachen Bauch gelegt. Himmel, er konnte es nicht erwarten, dass er endlich zu wachsen begann. »Ich muss mit Kate reden.«
»Captain Queeg ist hinten im Büro, spielt Murmeln und schwingt endlose Reden über Erdbeeren.«
Josh fuhr zusammen. »Ich dachte, ihr nennt sie Captain Bligh.«
»Der Name war nicht verrückt genug. Inzwischen ändert sich unser gesamtes Ablagesystem entsprechend einem Farbencode.«
»Ach du große Güte! Und was kommt dann?«
Margo sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Außerdem hat sie gesagt, dass sie ein Nachrichtenbrett an die Wand hängen will.«
»Irgendjemand muss sie aufhalten. Ich melde mich freiwillig.« Er atmete tief ein. »Wenn ich in zwanzig Minuten nicht zurück bin, denk dran, ich habe dich immer geliebt.«
»Sehr lustig«, murmelte sie und unterdrückte ihr Lächeln, bis er hinten im Büro verschwunden war.
Josh fand Kate, wie sie murmelnd über ein paar Akten saß. Ihr Haar war wild zerzaust, und über Daumen und Zeigefinger der rechten Hand hatte sie Gummikappen gestreift.
»Weniger als ein Jahr«, sagte sie, ohne sich umzudrehen, »und du und Laura, ihr habt es tatsächlich geschafft, beinahe alles falsch abzulegen. Warum, in aller Welt, habt ihr die Feuerversicherungspolice in den Ordner zu den Bestellungen getan?«
»Man sollte jemanden dafür auspeitschen.«
Ohne die Spur eines Lächelns drehte sie sich zu ihm um. »Oh, Josh! Ich habe keine Zeit für dich. Und zwar, weil mir deine Frau das Leben zur Hölle macht.«
»Seltsam, dasselbe behauptet sie von dir.« Ohne auf ihren wilden Blick zu achten, trat er neben sie und gab ihr einen Kuß auf die Nasenspitze. »Wie ich höre, hast du inzwischen sämtliche Akten nach einem Farbencode sortiert.«
»Jemand muss ja wohl dafür sorgen, dass hier ein Mindestmaß an Ordnung einkehrt. Die Software, die ich installiert habe, ist zwar sehr genau; aber gerade im Einzelhandel ist es besser, wenn man darüber hinaus noch alles schriftlich hat. Das versuchte ich Margo bereits vor Monaten zu erklären, aber sie ist mehr am Verkauf ihres Plunders interessiert!«
»Gott allein weiß, wie man einen Laden führen soll, wenn man dort Plunder verkauft!«
Sie pflanzte sich vor ihm auf und wollte sich nicht eingestehen, dass sie wahrscheinlich vollkommen idiotisch klang. »Was ich sagen will, ist, dass man kaum ein Geschäft ordentlich führen kann, wenn man die Bücher vernachlässigt. Zum Beispiel ordnet sie doch tatsächlich die Schuhe unter Garderobe ein statt unter Accessoires.«
»Dafür hat sie eine Strafe verdient.« Er packte Kate bei den Schultern und sah sie flehend an. »Bitte, laß mich das übernehmen, ja?«
Grinsend schob sie ihn zurück. »Hau ab. Im Augenblick habe ich einfach keine Zeit für irgendwelche Scherze.«
»Deswegen bin ich auch nicht hier. Ich bin hier, weil ich mit dir reden muss.« Er wies auf einen Stuhl. »Also setz dich bitte hin.«
»Hat das nicht noch Zeit? In einer Stunde muss ich wieder im Laden sein, und ich möchte bis dahin hier hinten klar Schiff machen.«
»Setz dich hin«, wiederholte er und stupste sie sanft. »Ich habe eben ein Gespräch mit Bittie gehabt.«
Statt Ungeduld verriet ihr Blick mit einem Mal Erschrecken und Verwunderung. »Wie bitte?«
»Sprich nicht in diesem Ton mit mir, Kate. Es ist höchste Zeit, dass in der besagten Angelegenheit endlich etwas geschieht.«
Um sich nicht anmerken zu lassen, welche Furcht sie mit einem Mal ergriff, behielt sie ihren ruhigen, eisigen Tonfall bei. »Und du hast beschlossen, dich persönlich darum zu kümmern.«
»Genau. Als dein Anwalt.«
»Du bist nicht mein Anwalt«, brummte sie.
»Wer hat dich denn wohl vor drei Jahren vor Gericht vertreten, als es um zu schnelles Fahren ging?«
»Du, aber …«
»Und wer hat sich den Mietvertrag für deine Wohnung angesehen, bevor du ihn unterschrieben hast?«
»Auch du, aber …«
»Und wer hat dein Testament aufgesetzt?«
Ihre Stimme bekam einen rebellischen Unterton. »Ich wüßte nicht, was das mit dieser Sache zu tun haben soll.«
»Soso!« Ungerührt betrachtete er seine gepflegten Fingernägel. »Du bist also der Ansicht, dass ich, obgleich
Weitere Kostenlose Bücher