So hell wie der Mond
gegen den Bauch.
Nun kam er tatsächlich fluchend hinter seinem Schreibtisch hervor. »Verdammt. Verdammt! Was machen Sie nur mit sich?«
»Fassen Sie mich nicht an!« Der brennende Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen; aber als er sie vorsichtig zu einem Stuhl geleitete, wehrte sie sich nach wie vor.
»Sie setzen sich jetzt hin und versuchen, sich zu entspannen, ja? Und wenn Sie nicht ein dreißig Sekunden wieder etwas Farbe im Gesicht haben, schaffe ich Sie ins Krankenhaus.«
»Lassen Sie mich in Ruhe.« Sie zerrte eine Schachtel Magentabletten aus der Tasche, obgleich sie wusste, dass dies dem Versuch ähnelte, einen Waldbrand mit einer Wasserpistole zu löschen. »Gleich wird es mir wieder bessergehen.«
»Wie oft haben Sie diese Schmerzen?«
»Das geht Sie einen feuchten Kehricht an.« Als er zwei Finger auf ihren Magen legte, schrie sie vor Schmerzen und Entsetzen auf.
»Haben Sie Ihren Blinddarm noch?«
»Nehmen Sie Ihre Pfoten weg.«
Immer noch stirnrunzelnd tastete er nach ihrem Puls. »Und, haben Sie wieder mal einfach nicht ans Essen gedacht?« Ehe sie ihm entkommen konnte, hatte er mit beiden Händen ihr Gesicht umfaßt und unterzog sie einer gründlichen Musterung. Langsam kehrte ein wenig Farbe in ihre Wangen zurück, und ihr Blick verriet weniger Schmerz als vielmehr erneuten Zorn. Aber auch andere Dinge nahm er wahr. »Sie schlafen schlecht. Sie sind übermüdet, gestreßt und unterernährt. Ist das die Art, wie Sie die Sache angehen?«
Ihr Magen hatte sich noch nicht ganz beruhigt. »Ich will, dass Sie mich endlich in Ruhe lassen.«
»Man kriegt eben nicht immer, was man will. Sie sind erschöpft, Kate, und solange Sie nicht besser auf sich aufpassen, muss es wohl jemand anders übernehmen. Beruhigen Sie sich inzwischen«, murmelte er geistesabwesend, während er, eine Hand auf ihrer Schulter, die Uhrzeit prüfte. »Ich habe noch bis kurz nach sechs zu tun, hole Sie also um sieben ab. Sind Sie dann schon zu Hause oder noch im Geschäft?«
»Wovon, zum Teufel, reden Sie? Ich gehe mit Ihnen nirgendwo hin.«
»Mir ist bewusst, dass Sie wütend auf mich sind, weil ich diese Sache Ihrer Meinung nach vermasselt habe. Es scheint, als würden durch Sie immer meine schlechtesten Eigenschaften zum Vorschein gebracht«, sagte er mehr zu sich selbst. »Tja, aber jetzt kriegen Sie von mir eine anständige Mahlzeit geboten und bekommen zugleich die Gelegenheit, auf eine zivilisierte Art darüber zu reden, was Ihnen solche Bauchschmerzen bereitet.«
Trotz der Lässigkeit, mit der er sprach, fürchtete sie sich vor dem feurigen Glitzern in seinen Augen, das ihr verriet, er könnte jederzeit die Beherrschung verlieren.
»Ich möchte nicht mit Ihnen zu Abend essen, und außerdem habe ich keine Lust auf ein zivilisiertes Gespräch.«
Er ging in die Hocke, so dass sein Gesicht auf derselben Höhe wie das ihre war. »Versuchen wir es einmal so: Entweder, Sie erklären sich bereit, heute Abend mit mir essen zu gehen, oder ich eile schnurstracks ans Telefon und rufe Laura an. Sicher ist sie innerhalb von zwei Minuten hier, und dann werde ich ihr sagen, dass ich bereits zweimal mitbekommen habe, wie Sie umgefallen sind.«
»Dazu haben Sie kein Recht.«
»Nein, Kate, aber ich habe die Möglichkeit. Was manchmal wesentlich wichtiger ist, als im Recht zu sein.« Wieder sah er auf seine Uhr. »In ungefähr fünf Minuten erwarte ich einen wichtigen Telefonanruf, weshalb wir jetzt leider nicht weiterplaudern können. Da es das Vernünftigste wäre, Sie führen nach Hause und legten sich ein wenig hin, nehme ich an, fahren Sie auf der Stelle ins Geschäft zurück. Ich bin dann um sieben dort.«
Wütend schob sie ihn beiseite und stand auf. »Wir schließen bereits um sechs.«
»Dann werden Sie wohl ein wenig warten müssen. Und knallen Sie bitte nicht die Tür, wenn Sie jetzt gehen.«
Natürlich knallte sie die Tür, und er merkte, dass er darüber lächelte. Aber sein Lächeln legte sich, als er nach dem Telefonhörer griff und eilig eine Nummer wählte. »Dr. Margaret De Witt, bitte. Hier spricht ihr Sohn.« Ein erneuter Blick auf seine Uhr, und ihm entfuhr ein leiser Fluch. »Nein, ich kann nicht warten. Würden Sie sie wohl bitten, mich zurückzurufen, wenn sie Zeit hat? Bis sechs im Büro, nach sieben daheim. Danke.«
Er legte den Hörer auf die Gabel zurück und hob die von Kate vom Schreibtisch gefegten Papiere auf. Halbwegs amüsiert steckte er die Gummischoner ein, die sie vergessen hatte.
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