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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Armaturenbrett, während er sich in den fließenden Verkehr einfädelte. »Außerdem war er mein erster.«
    »Erster was? Erster Wagen?«
    »Was wohl sonst?« Er grinste, als er ihre verblüffte Miene sah. »Ich habe ihn mit siebzehn gekauft. Und er schnurrt immer noch wie ein Kätzchen, obwohl er inzwischen mehr als dreihunderttausend Kilometer auf dem Buckel hat.«
    Kates Meinung nach klang das Motorengeräusch eher wie Löwengebrüll, aber das war nicht ihr Problem. »Niemand behält seinen ersten Wagen dermaßen lange. Das ist genauso wie mit dem ersten Freund oder der ersten Freundin, die man hat.«
    »In der Regel trifft das sicher zu.« Er schaltete einen Gang herunter, ehe er um die Kurve bog. »Zufällig habe ich mein erstes Liebesabenteuer auf dem Rücksitz dieses Wagens gehabt. In einer lauen Sommernacht, mit der hübschen Lisa Montgomery.« Bei der Erinnerung stieß er einen wehmütigen Seufzer aus. »Sie hat mir ein Fenster zum Himmel geöffnet, Gott segne sie.«
    »Ein Fenster zum Himmel.« Unwillkürlich drehte sich Kate zu besagter Rückbank herum. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, wie es dort zu leidenschaftlichen Verrenkungen zweier junger Leiber gekommen war. »Und das alles auf der Rückbank eines alten Mustangs.«
    »Eines klassischen Mustangs«, verbesserte er sie. »Ebenso klassisch wie Lisa Montgomery.«
    »Aber trotzdem haben Sie sie nicht als Freundin behalten.«
    »Man kann eben nicht alles behalten, außer natürlich den Erinnerungen. Erinnern Sie sich auch noch an das erste Mal?«
    »Es war während meiner Collegezeit. Auf diesem Gebiet war ich das, was man einen Spätzünder nennt.« Statt Marvin Gaye drang inzwischen Wilson Pickett an ihr Ohr. Mechanisch wippten Kates Füße im Takt der Musik. »Er war der Vorsitzende des Debattierclubs und hat mich mit dem Argument verführt, dass Sex neben der Geburt und dem Tod die ultimative menschliche Erfahrung sei.«
    »Nicht schlecht. Am besten probiere ich das auch mal aus.«
    Sie bedachte ihn mit einem Seitenblick. Er besaß wirklich ein perfektes Profil, heldenhaft, mit genau der richtigen Spur Verwegenheit. »Dass Sie derartige Sprüche brauchen, kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Aber sicher schadet es nicht, wenn man ein paar in Reserve hat. Also, wie ist es mit dem Vorsitzenden des Debattierclubs weitergegangen, wenn ich fragen darf?«
    »Er war es gewöhnt, sein Gegenüber innerhalb von höchstens drei Minuten von der Richtigkeit seiner Argumente zu überzeugen. Und auf genau dieselbe Art und Weise ließ er mir dann auch die ultimative menschliche Erfahrung zuteil werden.«
    »Oh!« Beinahe hätte Byron gegrinst. »Das ist natürlich bedauerlich.«
    »Nicht wirklich. Es hat mich gelehrt, keine unrealistischen Erwartungen zu hegen und mich nicht darauf zu verlassen, dass jemand anderes meine grundlegenden Bedürfnisse erfüllt.« Kate blickte aus dem Fenster, und ihr Fuß hielt im Wippen inne, als sie sah, wohin er fuhr. »Was machen wir hier?«
    »Der Seventeen Mile Drive ist meine Lieblingsstraße. Ich genieße sie jeden Tag. Habe ich bereits erwähnt, dass ich das von Ihnen empfohlene Haus mieten konnte, bis der Kauf zustande kommt?«
    »Haben Sie nicht.« Doch sie verstand. »Sie haben gesagt, wir würden zusammen zu Abend essen und uns zivilisiert miteinander unterhalten, oder etwa nicht?«
    »Das werden wir auch. Und gleichzeitig können Sie das Haus begutachten.«
    Noch während sie mehrere Argumente gegen dieses Vorhaben in Erwägung zog, bog er in eine Einfahrt ein und brachte den Wagen hinter einer schimmernden, schwarzen Corvette zum Stehen.
    »Eine dreiundsechziger. In dem Jahr rollte der erste Stingray in Detroit vom Band«, sagte er mit einem Nicken in Richtung des Fahrzeuges. »Dreihundertsechzig PS, Einspritzmotor. Eine absolute Schönheit. Allerdings war auch die Original-Corvette vorher bereits eine Augenweide. Solche Karosserien findet man heutzutage einfach nicht mehr.«
    »Wofür brauchen Sie denn zwei Autos?«
    »Um Brauchen geht es dabei nicht. Außerdem besitze ich nicht zwei, sondern insgesamt vier Fahrzeuge. Die anderen beiden habe ich noch in Atlanta stehen.«
    »Vier«, murmelte sie, ob seines kleinen Spleens einigermaßen amüsiert.
    »Einen siebenundfünfziger Chevy, 4650 Kubikzentimeter, V8-Motor. Babyblau, mit weißen Seitenteilen, alles original.« Seine Stimme verriet ehrliche Zuneigung, beinahe, als spräche er von einer Frau. »Genauso Klasse wie die Lieder, die man über ihn geschrieben

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