Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
vielleicht eine eigene Firma zu gründen. Niemals bekäme sie ein Büro mit einem hübschen Messingschild samt Namen an der Tür. Nein, sicher bekäme sie überhaupt nie wieder ein Büro, überlegte sie, während sie sich matt auf eine bemalte Holzbank sinken ließ.
    Im Augenblick hatte sie nichts außer schlaflosen Nächten, Kopfschmerzen, einem rebellierenden Magen und dem
Schönen Schein.
    Der
Schöne Schein,
dachte sie und lächelte dünn. Margo hatte genau den richtigen Namen ausgewählt. Seine drei Besitzerinnen waren auch nicht mehr als das.
    Als es an der Tür klopfte, fuhr sie zusammen, fluchte, straffte die Schultern, stand entschlossen auf und öffnete. Sie schob Byron zur Seite, trat auf die hübsche, blumengeschmückte Veranda hinaus und schloss hinter sich ab.
    Es herrschte der übliche von Fußgängern und Straßenverkehr verursachte Lärm. Touristen, dachte sie, auf der Suche nach dem richtigen Ort für ein schönes Abendessen. Arbeiter und Angestellte auf dem Heimweg nach einem langen Tag. Paare beim Rendezvous.
    Wo paßte Kate Powell da hinein?
    »Ich komme nicht mit, weil Sie es verlangt haben«, begann sie ohne lange Vorrede. »Sondern ich will die Gelegenheit nutzen, um mich in aller Ruhe vernünftig mit Ihnen über die Situation zu unterhalten, und weil ich hungrig bin.«
    »In Ordnung.« Er ergriff sie sanft am Ellbogen. »Wir nehmen meinen Wagen. Ich habe genau gegenüber eine Parklücke erwischt. Dabei ist hier wirklich jede Menge los.«
    »Ein guter Ort für einen Laden«, erklärte sie, während er zusammen mit ihr an den Rand des Gehwegs trat. »Nur einen Steinwurf von der Fisherman’s Wharf und dem Meer entfernt. Touristen machen einen Großteil unseres Geschäfts aus, aber es kommen auch jede Menge Einheimische.«
    Zwei Jungen auf einem gemieteten Tandem radelten lachend an ihnen vorbei. Es war ein wunderbarer Abend, voll weichen Lichts und süßen Dufts. Ein Abend für einen Strandspaziergang, dachte sie, oder um die Möwen mit Brot zu füttern, so wie es gerade das Pärchen drüben am Wasser tat. Ein Abend für Paare, dachte sie und nagte an ihre Unterlippe, während Byron sie über die Straße geleitete.
    »Ich kann Ihnen einfach hinterherfahren. Allerdings gibt es hier auch mindestens ein Dutzend Restaurants, die bequem zu Fuß zu erreichen sind.«
    »Wir nehmen meinen Wagen«, wiederholte er, während er sie behutsam, aber entschieden in Richtung Parkplatz schob.
    »Und dann bringe ich Sie nach dem Essen zu Ihrem Wagen zurück.«
    »Es wäre doch wesentlich praktischer, wenn …«
    »Kate.« Er sah sie an, sah sie wirklich an und unterdrückte die ärgerliche Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag. Die Frau war sichtlich erschöpft. »Warum versuchen Sie nicht einfach mal etwas anderes? Warum tun Sie nicht einfach einmal, was man Ihnen sagt?«
    Er öffnete die Beifahrertür seines alten Mustangs, wartete amüsiert auf ihr übellauniges Schulterzucken und wurde nicht enttäuscht.
    Sie beobachtete, wie er den Kühler des Wagens umrundete. Seine Krawatte und Jacke hatte er abgelegt und den obersten Knopf seines Hemdes aufgemacht. Die lässige, bequeme Aufmachung paßte gut zu seinen breiten Schultern und seiner, wie sie annahm, behaarten Brust. Bei seinem Anblick kam sie zu dem Schluß, dass sie ihre Strategie wirklich besser änderte und mit der geplanten Strafpredigt wartete, bis man beim Essen saß.
    Wenn nötig, nahm sie es im Small talk mit den Meistern oberflächlicher Gespräche auf.
    »Sie interessieren sich also für alte Autos«, sagte sie.
    Er schob sich hinter das Lenkrad, und in dem Augenblick, in dem er den Schlüssel im Zündschloss herumdrehte, drang explosionsartig die Stimme von Marvin Gaye aus dem Radio. Byron drehte die Lautstärke auf kaum mehr als ein leises Murmeln herab, ehe er aus der Parklücke glitt.
    »Ein fünfundsechziger Mustang mit einem 289 V8-Motor. Ein Wagen wie dieser ist nicht einfach ein bloßes Transportmittel, sondern vielmehr Zeugnis einer bestimmten Lebenseinstellung.«
    »Ach ja?« Die cremefarbenen Ledersitze, die Fahrt in einem Boliden, der einem gezähmten Panther glich, gefielen ihr; aber gleichzeitig hätte sie nicht sagen können, was unpraktischer als ein Auto sein sollte, das älter war als sie. »Geht mit einem solchen Wagen nicht jede Menge Zeit für Reparaturen oder die Suche nach Ersatzteilen drauf?«
    »Das gehört zu dieser Lebenseinstellung. Aber er fährt und fährt«, fügte er hinzu und strich beinahe zärtlich über das

Weitere Kostenlose Bücher