So muss die Welt enden
Verteidigung tarnt, die raffinierte Durchsetzung der Eigeninteressen als Friedensverhandlungen ausgibt und Apparate des Chaos und ökologischen Grauens mit der Bezeichnung ›Waffen‹ herunterspielt.«
»Und wo man korrupte Femegerichte Tribunale nennt«, sagte Henker.
»Es ist die Welt Generalmajor Tarmacs, genannt HOPPEL-Häschen, der glaubte – im Namen der Bomber, der Atomraketen-U-Boote und der landgestützten Interkontinentalraketen, Amen –, die Heilige Dreifaltigkeit der Triadischen Landesverteidigung bedeutete für Amerika das Heil. Es ist die Welt Brian Overwhites, des Lieblingsabrüstungsunterhändlers der Rüstungsindustrie, der während seiner ganzen Karriere Washington nie von irgendeinem gewünschten Waffensystem abgeraten hat. Es ist die Welt William Randstables, des Weltuntergangs-Eierkopfs, dessen ›intelligente‹ Sprengköpfe nur eine weitere Kugel in dem Revolver verkörperten, mit dem die Menschheit, wenn Sie den Ausdruck verzeihen, sich beim Russischen Roulette vergnügte. Es ist die Welt Kiefer Sparrens, des Dschingis Khans der Massenmedien, der Amerika dazu bringen wollte, seine moralische Überlegenheit über den Gegner dadurch nachzuweisen, daß es so wie er werden, die wirtschaftlichen Zustände und die Mentalität einer Militärdiktatur annehmen sollte. Es ist die Welt Robert Wengernooks, des Arithmetikers der hinnehmbaren Verluste, der vergessen hat, daß eine so wissensdurstige Lebensform wie der Homo sapiens keine Kriegspläne, nicht einmal Pläne für Ausrottungskriege, erarbeiten kann, ohne irgendwann den Drang zu verspüren, endlich festzustellen, wie gut sie funktionieren.
Und es ist die Welt George Paxtons, eines Normalbürgers, der von allen vielleicht die schwerste Schuld trägt. Jeden Abend ging er in dem Bewußtsein zu Bett, daß die Völker der Menschheit sich gegenseitig mit Atomwaffen bedrohten. Jeden Morgen stand er mit dem Wissen auf, daß die Waffen noch bereitstanden. Trotzdem hat er nie nur eine einzige Maßnahme ergriffen, um die Gefahr zu bannen.«
Haben Bonenfants Mitarbeiter einen Geierexperten aufgetrieben? erkundigten sich Georges Spermatiden. Ich weiß es nicht, antwortete er ihnen.
»Hohes Gericht, Ihnen obliegt es in diesem Prozeß, ein Urteil zu fällen. Ihr Beschluß wird das letzte Kapitel der Menschheitsgeschichte sein. Es wird dennoch höchste Bedeutung haben. In der Tat ist keineswegs die spekulative Annahme unsinnig, daß außerhalb des Sonnensystems eine andere intelligente Spezies dieses Gerichtsverfahren beobachtet, um abzuklären, welchen Zweck Atomwaffen eigentlich haben. Deshalb beschwöre ich Sie, Ihre Füllfederhalter mit Ihrem schwarzen Blut zu füllen und diesen kosmischen Lauschern mitzuteilen, daß Atomwaffen dreifache Ernte einbringen: Geistigen Verfall, Selbstbetrug und Tod. Vielleicht sollten wir Ihr Urteil in einer Kapsel im antarktischen Eis vergraben, damit in einem Jahr, in zehn Jahren oder einem Jahrhundert ein Milchstraßenreisender es findet und daraus ersieht, daß wir trotz all unserer Liebe zur Gewalt im letzten Moment doch noch dazu imstande waren, zu den Wasserstoffbomben nein und ja zum Leben zu sagen.«
»Ob er sich diesen ganzen Stuß selber ausgedacht hat?« fragte Henker.
»Die Werbetexter sind alle tot«, sagte Wengernook.
»Halten Sie doch endlich den Mund«, murrteGeorge.
»Während wir nicht mit Sicherheit wissen, an wen unser Urteil sich wendet«, sagte Aquinas, »wissen wir sehr wohl, für wen es spricht. Es spricht für die Tausenden, die hier im Gerichtssaal sitzen, für die vielen, die draußen auf dem Gletscher ausharren. Es spricht für die Weltgeschichte, alle jene, die darum gerungen haben, aus diesem Planeten einen Hort der Kunst und Gelehrtheit zu machen. Und es spricht für eine Bevölkerung, die wir aufgrund unseres Selbstmitleids bisweilen vergessen: Ich meine die fünf Milliarden Männer, Frauen und Kinder, die bei dem kürzlichen atomaren Holocaust verglüht und lebendig verbrannt, verstrahlt, zermalmt und erstickt, die anschließend verhungert und an Krankheiten gestorben sind. Ihr Blut schreit zum Himmel, aber ihre Stimme ist nicht zu hören. Leihen Sie ihnen eine Stimme, Hohes Gericht. Leihen Sie ihnen Ihre Stimme.«
*
AQUINAS HIELT ABGESANG AUF DAS MENSCHENGESCHLECHT, stand am Nachmittag auf dem Mount Christchurch zu lesen.
*
»Das Tribunal wird nunmehr das Schlußplädoyer der Verteidigung anhören«, sagte Richterin Jefferson.
George bemerkte, daß Bonenfants Tisch sich nahezu
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