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So nah am Leben

So nah am Leben

Titel: So nah am Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inaqiawa
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nicht. So wälzt sie sich noch einige Zeit hin und her, bis sie schließlich aufsteht. Draußen ist es noch stockdunkel, nicht einmal die Dämmerung hat eingesetzt.

    Gymnastik, Rucksack packen, und dann zeigt die Uhr halb sechs. Ohne zu überlegen, verläßt sie das Hotel. Sie hat es sich zur Gewohnheit gemacht, ihr Zimmer immer schon am Vorabend zu bezahlen und darauf zu achten, daß sie ihren Ausweis gleich zurückbekommt. So ist sie unabhängig in bezug auf ihre Aufbruchzeiten am Morgen.

    Der Ort wirkt verlassen. Kein Licht ist in den Fenstern zu sehen, und um diese Zeit auch noch keine Pilger. Samantha steht auf der Straße und hat die unangenehmen Geräusche hinter sich gelassen, dafür aber überhaupt keinen Plan.
    Wie sieht die Tagesetappe heute eigentlich aus ?, fragt sie sich. Gestern war sie nicht mehr dazu gekommen, sich anzusehen, durch welches Gebiet und auf welchen Wegen sie heute gehen würde. Und hier draußen ist die Nacht noch rabenschwarz.

    Tastend fummelt sie in ihrem Rucksack herum. Wo hat sie die Stirnlampe gelassen? Es dauert ein Weilchen, bevor sie sie zwischen ihren Sachen findet. Die Lampe braucht einen Platz, an dem sie sie jederzeit und vor allem im Dunkeln finden kann, das wird ihr jetzt klar. Das Licht der kleinen Lampe reicht gerade aus, um in den Reiseführer zu schauen und sich wenigstens einen kleinen Überblick über die heutige Etappe zu verschaffen. Der Weg geht bergan, an Feldern entlang... okay... das kann sie auch mit wenig Licht schaffen. Sie bindet sich die Lampe um und sucht sich den nächsten gelben Pfeil, der ihr die Richtung anzeigt.

    Dann verläßt sie das Sträßchen und biegt in einen schmalen steinigen Weg ein. Er führt aufwärts. Wieder hat sie unter ihren Füßen ähnliches Geröll wie am Vortag. Zwar zeigt ihr die Lampe an ihrer Stirn den Weg, doch im schummrigen Licht kann sie die Abstände nicht wirklich klar erkennen. Das macht das Gehen kompliziert, und sie stolpert mehr vorwärts, als daß sie wandert. Für einen kurzen Moment überlegt sie, ob sie am Wegesrand auf die Dämmerung warten soll. Sie verwirft diesen Gedanken und entschließt sich, sehr langsam zu gehen. Ist doch egal, ob sie schnell oder langsam ist.

    Heute morgen schmerzen ihre Füße wieder besonders heftig. Und sie hat immer noch keinen Wanderstab! Es ist ein Morgen, an dem sie sich für einen kurzen Moment wieder fragt, was sie hier überhaupt macht. Warum tut sie sich das an? Die Schmerzen wecken eine Stimme in ihr, die sie gut kennt. Sie kommt von einem Bereich, der sich sehr gut mit Selbstmitleid auskennt. Oh Göttin, wie jämmerlich sie sich vorkommt. Geht das etwa schon wieder los?
    Da eilt auch schon eine weitere innere Stimme zu Hilfe. Sie erinnert sie daran, daß dies ein spiritueller Weg ist und daß alle ihre Spirits versprochen haben, auf sie aufzupassen. Diese Stimme erinnert sie daran, daß alles in Ordnung ist.

    Ihre Gedanken wandern zurück in die Vorbereitungszeit dieser Reise. Auf ihren schamanischen Reisen hatte sie die Antworten auf ihre Fragen erhalten. Zusätzlich hatte sie ein spirituelles Medium um Rat gefragt, welches ihr bestätigte, daß im feinstofflichen Bereich bereits alles geschehen sei und daß sie ihre Reise nun noch in der Grobstofflichkeit machen müsse, um die Erfahrungen, die das Universum für sie bereithält, auch in die Gegenwart transportieren zu können und den Nutzen daraus in ihr Leben zu integrieren. Dieser Gedanke war es auch, der sie nach der ersten schweren Etappe daran gehindert hat, aufzugeben und wieder nach Hause zu fahren. Sie befindet sich jetzt hier, und sie will die Erfahrungen machen, leibhaftig und lebendig. Und so quält sie sich weiter den Berg hinauf, gespannt darauf, was sich heute ereignen wird.

    Als sie den Aufstieg geschafft hat, beginnt es zu dämmern. Sie ist jetzt schon fast zwei Stunden unterwegs. Samantha überquert eine kleine Straße, dann geht der Weg wieder durch Felder. Sie genießt den Blick in die Täler, vorbei an Weinbergen und brombeergeränderten Wegen. Sie pflückt mehrere Hände voll von den reifen Früchten und genießt dieses Frühstück in vollen Zügen. Dann nimmt sie sich noch einen Apfel vom Baum als Proviant mit.
    Was für ein Leben! Die Natur verwöhnt sie und ihre Sinne im Überfluß. Trotz ihrer Schmerzen in ihren Füßen fühlt sie sich frei und unbeschwert. Vor ihr klebt ein kleines Dorf an einem Berghang. Die freie Sicht gewährt ihr diesen Anblick für eine lange Zeit. Das Dorf gleicht

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