So nah bei dir und doch so fern
haben könnte, jüngeren Menschen mit Schlaganfall jene Unterstützung und Ermutigung zuteilwerden zu lassen, die sie auf ihrem langen Genesungsweg brauchten. Nach Schätzung der Stroke Association befinden sich von den jährlich 150 000 Menschen in Großbritannien, die einen Schlaganfall erleiden, nur 10 000 noch nicht im Rentenalter, und ein noch geringerer Anteil ist vierzig oder jünger. Diese Altersgruppe also sollte es sein, auf die sich meine Stiftung konzentrieren würde.
Auch wollte ich meine Stiftung an die Spitze diverser Kampagnen setzen, und einer der ersten Fälle, bei dem ich froh war, mich beteiligen zu können, war der von Michelle Wheatley, einer jungen Mutter von zwei Kindern aus Stockport, Greater Manchester. Michelles Eltern Linda und Frank hatten sich mit der Bitte an mich gewandt, sie im Kampf für eine Intensivtherapie in einer Privatklinik zu unterstützen.
Michelle war erst siebenundzwanzig Jahre alt, als sie zur Locked-in-Syndrom-Patientin wurde. Zwei Jahre hatte sie in einer Pflegeeinrichtung mit betreutem Wohnen verbracht, während es ihrem Partner überlassen blieb, sich um die beiden kleinen Kinder zu kümmern. Michelles einziges Kommunikationsmittel war das Blinzeln, und ihre Eltern hatten 17 000 Pfund zusammengebracht, um ihr zu helfen. In einer letzten verzweifelten Anstrengung hatten sie versucht, den Nationalen Gesundheitsdienst dazu zu bewegen, 42 000 Pfund für ein dreimonatiges Intensivtherapie-Programm in einer Privatklinik zur Verfügung zu stellen. Das Gesundheitsamt hatte den Antrag abgelehnt. Jetzt hatten sie sich an mich als Beispiel dafür gewandt, wie die richtige Therapie zu den Ergebnissen führen konnte, die sie sich erhofften. Michelles Schicksal berührte mich, und so hatte ich zugesagt, sie zu besuchen und ihr einige Anregungen zu geben.
Alison begleitete mich, und wir fuhren die siebzig Kilometer nach Stockport, um Michelle und ihre Angehörigen zu treffen. Insgeheim war Alison besorgt, wie ich reagieren würde, wenn ich Michelle in dem Wissen begegnete, dass ich ebenso gut in einer solchen Pflegeeinrichtung hätte enden können. Ich verschwendete keinen einzigen Gedanken daran. Was ich in Michelle erkannte, war eine echte Kämpfernatur.
Ihre Kommunikationsform war das Hochblicken für »ja« und das Senken des Blicks für »nein«, was den Blickkontakt erschwerte. Ich dachte daran, wie meine ausdrucksstarken Augen sehr viel mehr vermittelt hatten als die Wörter auf meiner Kommunikationstafel. Indem ich eine solche Tafel benutzte, fragte ich Michelle, was sie gerne tat. » EINKAUFEN «, signalisierte sie, während die Eltern mir ein Paar schwarzer Stöckelschuhe zeigten, das sie bei einem ihrer letzten Tagesausflüge gekauft hatte.
Ich erklärte Michelle und den Angehörigen, sie müsse sich kleine, aber erreichbare Ziele setzen.
»Stellen Sie sich mal vor, Sie würden aufstehen und in Ihren neuen Schuhen gehen«, schlug ich vor.
Michelles Augen begannen zu glänzen. Ich wusste, dass in Michelles Körper ein mir ganz ähnlicher Geist eingeschlossen war. Sie besaß genügend Kampfeswillen und das nötige Feuer, um in Verbindung mit der richtigen Therapie in eine erfolgreiche Genesung gelenkt zu werden. Mit Vergnügen unterstützte ich Michelles Sache, und drei Tage nach meinem Besuch teilten mir die Eltern mit, der Einspruch gegen die Entscheidung sei erfolgreich gewesen. Michelle bekam eine zweite Chance.
Wie ich Michelles Eltern gegenüber erklärte, bin ich der festen Überzeugung, dass der Geist über den Körper triumphieren kann. Wenn der Verstand etwas wirklich erfasst, kann man alles erreichen. Die Kraft des Gehirns wird gewaltig unterschätzt.
Nachdem Aufgaben und Zielsetzung meiner Stiftung geklärt waren, brauchte ich ein Logo. Eine ehemalige Kollegin und Grafikerin erklärte sich bereit, eines zu entwerfen, das die drei wichtigsten Elemente kombinierte, die meinen Kampf um die Wiedererlangung von Gesundheit und Fitness ausmachten: Ein Auge mit einem Schloss in der Mitte symbolisierte das Eingeschlossensein und meine einzige Kommunikationsform – das Blinzeln. Ein kultiges Bild von Rocky mit der erhobenen Faust stand für meine dauerhafte Inspiration. Rocky war der Underdog, der entgegen aller Wahrscheinlichkeit gewann.
Meine Stiftung sollte für die medizinischen Underdogs kämpfen, denen man jegliche Hoffnung absprach.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf setzte ich mich hin und schrieb einen Brief an meinen Rocky -Helden Sylvester Stallone,
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