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So nah bei dir und doch so fern

So nah bei dir und doch so fern

Titel: So nah bei dir und doch so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Allatt
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unsere Skikleidung an, machten uns eine Thermosflasche mit Milchkaffee, schnappten uns ein paar meiner selbst gemachten Plätzchen und flitzten zum Acker eines Bauern. Außer uns war niemand dort, und so schlitterten wir drei Stunden lang in unsere Kindheit zurück und sausten auf einem hölzernen Rodelschlitten den verschneiten Hügel hinab. Wenn uns jemand gesehen hätte, wäre er sicher zu dem Schluss gekommen, wir seien einer Irrenanstalt entlaufen. Wir lachten uns kaputt, als wir den »Rodel-Sandwich« erfanden, wobei ich den Kürzeren zog und zum Steuern unten lag, während Alison auf mir saß.
    Meine Augen sprühten bei dieser Erinnerung an unser Schnee-Abenteuer, und ich hätte ihr gerne gesagt, dass ich ihr noch nicht verziehen hatte, wie sie auf halbem Wege abgesprungen war und mich mit Karacho in einen Busch brettern ließ. Ich hoffte, in Zukunft würde es noch mehr solcher Freizeit-Abenteuer geben. Alison beobachtete meine Reaktion. Ich war überzeugt davon, dass sie dasselbe dachte: Eines Tages kehren wir wieder zurück zu unseren Kapriolen.
    Wenn sie nicht im Krankenhaus waren, verbrachten meine Freundinnen viel Zeit damit, nach Erklärungen für meinen Zustand zu suchen.
    »Ich bin sicher, dass Kate versteht, was wir sagen. Die Art und Weise, wie sie auf unsere bescheuerten Geschichten reagiert, kann kein Zufall sein«, beteuerte Alison. Stundenlang hockten sie über anderen Fällen mit Locked-in-Syndrom und Schlaganfall in jungen Jahren, sie lasen Bücher, die Leute mit extremen Erfahrungen geschrieben hatten, sie sprachen mit meiner Familie über kleine Anzeichen, die sie bei mir entdeckt zu haben glaubten, und sie diskutierten, wie sie mir helfen könnten.

KAPITEL 9

Ein Wimpernschlag für »nein«, zwei für »ja«
    D rei Wochen nach dem Schlaganfall kam der Durchbruch, auf den ich gewartet hatte.
    »Kate, verstehst du, was ich sage? Kannst du zwei Mal blinzeln, wenn du mich verstehst?«, fragte Mark. Ich konnte es kaum glauben, man stellte mir eine Frage, und ich hatte die Möglichkeit, zu antworten. Ich blinzelte, langsam und wohlüberlegt. Ein Mal. Zwei Mal. Als ich die Augen nach dem zweiten Mal öffnete, schaute mich Mark mit dem breitesten, blödesten Grinsen in seinem Gesicht an, das mir je bei ihm begegnet war.
    »Versuch es noch mal«, forderte er mich auf.
    Ich tat es.
    Heilige Scheiße!, dachte ich bei mir, während Mark die tüchtige ältere Schwester heranrief, die am anderen Ende des Bettes damit beschäftigt war, eine Tabelle auszufüllen. Der Mangel an Kommunikation hatte mich derart frustriert, dass ich mich fühlte, als habe mir jemand ein Mikrofon vor den Mund gehalten, um die ganze Welt hören zu lassen, wie ich »sprach«.
    »Kate, verstehen Sie mich?«, fragte die Schwester betont langsam und rücksichtsvoll. Ich blinzelte wieder zwei Mal und hätte gerne ein Augen-Klimper-Zeichen zur Verfügung gehabt, um ihr zu sagen: »Ich bin nicht doof, Sie brauchen nicht mit mir zu reden, als sei ich schwachsinnig.«
    »Fühlen Sie sich gut?«, fragte die Schwester. »Blinzeln Sie ein Mal für ›nein‹ und zwei Mal für ›ja‹.«
    Ich blinzelte ein Mal. Ich fühlte mich unwohl.
    »Haben Sie Schmerzen?«
    Ein Blinzeln für »nein«. Jedenfalls nicht im Moment.
    »Ist Ihnen heiß?«
    Ja. Ich blinzelte zwei Mal, und sie stellte einen Ventilator neben mein Bett. Ich weinte vor Erleichterung. Ich hätte gerne meine Arme ausgestreckt und Mark umarmt, weil er zu meinem Sprachrohr geworden war. Jetzt wusste ich, dass all meine Albträume, für den Rest meines Lebens wie eine Dahinvegetierende behandelt oder von der Herz-Lungen-Maschine abgenabelt zu werden, nicht wahr werden würden. Obwohl ich die Hoffnung nie wirklich aufgegeben hatte, gewannen mein natürlicher Optimismus und Kampfgeist erst jetzt wieder die Oberhand, und zum ersten Mal glaubte ich daran, dass es mir irgendwann besser gehen würde.
    Es stellte sich heraus, dass Mark meinen Reaktionen mehr Aufmerksamkeit geschenkt hatte, als ich dachte. Wenn ich auf den Fernsehapparat am Fußende meines Bettes geschaut hatte, war ihm aufgefallen, wie ich meinen Blick abzuwenden schien, sobald ein Programm kam, das ich nicht mochte. Wenn er mir von seiner täglichen Arbeit und den Leuten berichtete, die ihm das Leben schwer machten, sah er, wie ich voller Anteilnahme die Augen verdrehte. Wenn er über die Kinder sprach, weinte ich. Das war kein Zufall.
    Zu Hause hatte er mit Alison gesprochen, und sie pflichtete ihm bei, denn auch sie

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