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So nah bei dir und doch so fern

So nah bei dir und doch so fern

Titel: So nah bei dir und doch so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Allatt
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klassifiziert werden könnte. Wir können Kate versichern, dass während ihres Aufenthalts auf der Intensivstation zu keinem Zeitpunkt die Absicht bestand, sie mit einer ›Grafitinfusion‹ zu töten.
    Bei Patienten der Intensivstation kommt es häufig vor, dass sie Halluzinationen, Albträume oder falsche Erinnerungen an ihren dortigen Verbleib haben. Diese Ängste können sich über mehrere Wochen nach ihrer Entlassung aus der Intensivstation fortsetzen. Patienten berichten auch über das Gefühl einer Paranoia, und einige zeigen extreme Stresssymptome, nachdem sie auf der Intensivstation behandelt wurden. Diese Gefühle können durch Gespräche mit einem psychologischen Berater verarbeitet werden.
    Die privaten Unterhaltungen des Pflegepersonals in der Nähe eines Patientenbettes werden beim nächsten Treffen von Ärzten und Pflegepersonal Gegenstand der Diskussion über das Verhalten auf der Intensivstation sein. Das gesamte Personal wird auf die Dringlichkeit hingewiesen werden, sich im Bereich der Patienten an keinerlei unnützem Geschwätz zu beteiligen.«
    Drei Wochen später bekam ich einen Anschlussbesuch der mit der Untersuchung befassten Schwestern. Mittlerweile hatte ich meine Kommunikationstafel über mehrere Wochen hinweg benutzt und konnte meine Anliegen eloquenter vorbringen. Meine Psychologin agierte dabei als meine Stimme.
    Die Schwestern betonten erneut, mein damaliger schlechter Zustand sei vermutlich der Grund für meine wahnhaften Erinnerungen gewesen. Mir war das Ganze so peinlich, dass ich nicht eingestehen konnte, dass es sich vermutlich nur um einen Traum gehandelt hatte, wenn auch um keinen schönen mit Patrick Duffy in der Dusche. Mich plagten immer noch Bedenken, und ich sehnte mich nach Zuspruch und Aufmunterung. Ich erklärte, wie bewusst mir gewesen sei, dass ich beinahe gestorben wäre, und wie sehr mich das erschreckt hatte. Diese Todesangst habe mich oft weinen lassen, dennoch habe niemand begriffen, weshalb ich weinte, sodass ich mich unsichtbar und einsam fühlte. Ich fügte hinzu, zuweilen habe ich das Gefühl gehabt, in schlechten Händen zu sein, denn niemand habe mir erklärt, was eigentlich geschah, und das Personal habe immer nur über mich geredet, nie aber zu mir.
    Nach langer und offener Diskussion entschuldigten sich die Schwestern für die Fehler in meiner Pflege, und ich gab mich mit ihren Erklärungen zufrieden. Ich wollte einen Schlussstrich unter den ganzen nervenaufreibenden Vorfall ziehen, damit ich weitermachen konnte, und so entschied ich mich gegen eine formelle Beschwerde. Ich war glücklich, dass die Dinge, die mir so lange auf der Seele gebrannt hatten, endlich öffentlich geworden waren, und dass ich Antworten bekommen hatte.
    Als Resultat dieser Untersuchung kamen etliche Mängel im Pflegebereich der Intensivstation ans Tageslicht, und es wurden Empfehlungen entwickelt, die für das gesamte ärztliche und Pflegepersonal gelten sollten, um künftig sicherzustellen, dass:

    1. sich das gesamte Personal der Bedeutung einer Kommunikation mit dem Patienten bewusst ist;
    2. ständig beruhigend auf den Patienten eingewirkt wird;
    3. dafür gesorgt wird, dass sich der Patient immer sicher fühlt.

    Ich hatte mein Anliegen vorgebracht und etwas Positives in Gang gesetzt.

KAPITEL 18

Wag es nicht, mich abzuschreiben
    D as erste Gutachten über mich in Osborn 4 hätte eigentlich positiv ausfallen müssen. Innerhalb eines Monats hatte ich einige meiner Ziele erreicht. Es war mir gelungen, mit etwas Hilfe aufrecht zu sitzen, man hatte mich in einen Rollstuhl gehievt, ich hatte bewiesen, dass mein Verstand arbeitete und dass ich in der Lage war, mich mittels Kommunikationstafel verständlich zu machen. Ich war der Meinung, gute Fortschritte zu machen, schließlich hatte man mir nur geringe Überlebenschancen eingeräumt. Mir war klar, dass mir immer noch ein langer Weg bevorstand, doch ich erwartete ermunternde Worte, als es zu einem Treffen von Mark, meiner Mutter, Alison und mir mit dem Team von Ärzten und Therapeuten kam.
    Wir versammelten uns in einem Nebenraum, und Lynne, meine Psychologin, machte den Anfang, indem sie über unsere »Gespräche« mithilfe der Kommunikationstafel berichtete. Ich hatte ihr mitgeteilt, ich wolle mehr Physiotherapie haben und sei frustriert, weil es mir nachts nicht gelang, die Schwestern oder Pfleger herbeizurufen und um Hilfe zu bitten.
    Mein spezielles Schreckgespenst war Lorna, die Nachtschwester. Bei ihr hatte ich das

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