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So nah bei dir und doch so fern

So nah bei dir und doch so fern

Titel: So nah bei dir und doch so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Allatt
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zehn Müttern aus unserer Schule ein langes Wochenende in Spanien verbrachten. Jaqui und Anita hatten schon oft an diesen Kurzurlauben nur für Frauen teilgenommen, und sie waren jedes Mal erfrischt und braun gebrannt zurückgekommen, voller Geschichten über Spaß ohne Kinder und Ehemann.
    Das klang zu gut, als dass man die nächste Gelegenheit versäumen durfte, und so schlossen Alison und ich uns den anderen an. An jenem Tag, als das Foto geschossen wurde, waren wir durch den Hafen geschlendert, leicht angesäuselt von unserem Cocktailnachmittag, als wir etwas entdeckten, das man nur als schwimmenden Gin-Palast bezeichnen kann. Es war eine dieser Jachten, für die man mindestens eine halbe Million Pfund hinblättern muss. Makelloses, glänzendes Weiß und das polierte kirschrote Deck, in dem sich die Sonne widerspiegelte, weckten unsere Neugier.
    Champagne O’Clock nannte sich das Monstrum, das seinem Namen alle Ehre machte. Von unserem bisherigen Konsum aufgeputscht, spazierten wir auf die Jacht zu und wurden von zwei deutschen Männern an Bord gebeten, deren Englisch gerade genug ausreichte. Es erschien uns unhöflich, die Einladung auszuschlagen, und so sprangen Alison, Anita, Jaqui und ich sowie zwei andere Mütter auf ein paar Drinks an Deck. Wie sich herausstellte, gehörte das Boot den beiden Deutschen gar nicht – sie waren lediglich von der Besitzerin eingeladen worden, einer blonden Frau mittleren Alters aus Mittelengland, die auf der Jacht alleine war, während sich ihr Mann auf Geschäftsreise befand.
    Während wir uns lachend und trinkend an Bord der Champagne O’Clock amüsierten, kehrte der Ehemann zurück, setzte sich in eine Bar und beobachtete von dort aus, wie wir auf seinem Schiff eine lustige Party feierten. Unnötig zu erwähnen, dass der Gute nicht gerade bester Laune war, als er an Deck erschien, doch Alison umgarnte ihn, und im Nu lud er uns für den nächsten Tag wieder ein. Beim Abschied vereinbarten wir, dass wir um zwölf Uhr mittags kommen würden, was den Besitzern genügend Zeit gab, sich auf die Reise zu machen, falls sie es sich anders überlegen sollten.
    Als es Mittag wurde, bekamen die beiden anderen Mütter kalte Füße, sodass nur Anita, Jaqui, Alison und ich uns aufmachten, als ursprünglich ungebetene Gäste die Party an Bord fortzusetzen. Die Champagne O’Clock lag noch im Hafen und unsere Gastgeber saßen am gedeckten Frühstückstisch mit Croissants und Orangensaft; später gab es noch mehr Orangensaft und Wodka, dann noch mehr Wodka, im Anschluss Cocktails und schließlich noch mehr Wodka. Das Ehepaar erwies sich als noble Gastgeber, die uns mit zum Wasserskilaufen und Jetskifahren nahmen und deren Crew uns von vorne bis hinten bediente.
    Einen Nachmittag lang durften wir uns fühlen, als gehörten wir zum Jetset. Dieser kurze Urlaub war herrlich und ich war bei meiner Rückkehr immer noch so beschwingt, dass meine Mutter glaubte, ich hätte eine Affäre, weil ich einen derart glücklichen Eindruck machte. Entzückend, dachte ich.

KAPITEL 16

Es gehört sich nicht, jemanden als Krüppel zu bezeichnen
    N achdem man mich auf der Intensivstation zum ersten Mal in den gepolsterten Rollstuhl gehievt hatte, gelüstete es mich fortan immer danach, an der frischen Luft zu sein. Ich starrte ständig auf die Tür, die in den Garten führte, bis derjenige, der sich gerade neben meinem Bett befand, den Wink verstand und eine Schwester oder einen Pfleger rief, damit ich angeschnallt, verpackt und fertig gemacht werden konnte.
    Wie bereits erwähnt, konnte mein Starren sehr wirksam sein. Ich erinnere mich an eine Begebenheit, als Alison und Anita während eines Besuchs meine Füße massierten. Besonders in den ersten Tagen genoss ich diese Wohltat, und Alison als Friseurin war sehr gut darin. Anita hingegen zeigte sich weniger entgegenkommend. Sie kümmerte sich um mich und tat alles für mich, aber sie hasste Füße, und meine waren besonders abstoßend mit den verdrehten Zehen, den gelben eingerollten Zehennägeln und der schwieligen Haut.
    Während Alison meinen linken Fuß mit Creme bearbeitete, stand Anita auf, wanderte herum und setzte sich schließlich neben meinen Kopf. Ich hörte, wie Alison sie bat, zurückzukommen und bei den Füßen zu helfen, doch Anita weigerte sich.
    »Kate möchte lieber, dass ich ihr etwas erzähle. Stimmt’s, Kate?«, fragte sie.
    Ich starrte erst Anita an, dann schaute ich auf meine Füße. Anita verstand, was ich sagen wollte, und massierte

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