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So nah bei dir und doch so fern

So nah bei dir und doch so fern

Titel: So nah bei dir und doch so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Allatt
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Gefühl, sie drehe sich immer absichtlich um und ignoriere mich, sobald ich durch ein Blinzeln versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Selbst als ich in der Lage war, um das Wechseln der Windel zu bitten, indem ich den Summer betätigte, war sie noch diejenige, die am wenigsten Hilfsbereitschaft zeigte, mit den Augen rollte und sagte: »In einer Minute.«
    Oft fragte ich mich, ob sie in einer anderen Zeitzone arbeitete, denn ihre »Minute« dauerte nie kürzer als eine halbe Stunde. Obwohl sie die Schlimmste war, war sie nicht die Einzige. Es gab noch mehr Schwestern, die kurz um die Ecke schauten, wenn ich mit dem Summer um Hilfe bat, und kaum hatten sie gesehen, dass ich noch atmete, gingen sie wieder, ohne zu prüfen, was mir fehlte. Das brachte mich zur Weißglut.
    Danach berichtete meine Physiotherapeutin, wie zufrieden sie mit den Ergebnissen meiner Kipptisch-Übungen sei und dass meine rechte Hand kräftiger zu werden schien, während auf der linken Seite immer noch keine Bewegung zu konstatieren sei.
    Alles lief hervorragend, bis »Ming, der Gnadenlose« vorschlug, die Therapeuten sollten sich mal in unserem Haus umschauen.
    »Warum?«, fragte Mark überrascht.
    Ming erklärte, sie müssten sich Gedanken über meine Entlassung aus dem Krankenhaus machen, und dafür sei es erforderlich, an Ort und Stelle zu untersuchen, welche Umbauten für meine Rundumversorgung nötig würden. Es war das erste Mal, dass von der Möglichkeit einer Entlassung aus dem Krankenhaus die Rede war, und sofort ging es mir besser.
    »Aber sie kann nicht nach Hause kommen. Schauen Sie sie sich doch an!«, erwiderte Mark abwehrend. Seine Antwort traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Plötzlich war aus einem Gespräch über meine Fortschritte eine Auseinandersetzung über mich als Last geworden. Hören zu müssen, wie Mark mich zurückwies, schmerzte gewaltig. Ich wollte schreien: »Ich bin hier und habe immer noch Gefühle, kapierst du das nicht?« Doch es war zu spät, der emotionale Schaden war bereits angerichtet.
    Ich wollte sterben. Wenn sich ausgerechnet jener Mensch, der versprochen hatte, mir in Krankheit und Gesundheit beizustehen, von mir abwandte, an wen sollte ich mich dann noch halten? Vielleicht existierten meine Befürchtungen doch nicht nur in meinem Kopf. In meinem zerbrochenen Körper stürzte alles ein. Tränen flossen mir übers Gesicht. Innerlich schrie ich: »Hol dich der Teufel! Wag es nicht, mich abzuschreiben.«
    Ich muss zugeben, dass ich zu jenem Zeitpunkt für niemanden eine Augenweide war. Meine Füße waren krumm, mein Kopf musste wie bei einer Stoffpuppe gestützt werden und aus der linken Mundhälfte rann ein steter Sabberstrom. Ich trug einen Katheter und einen Urinbeutel, und ich wurde immer noch über die PEG -Sonde ernährt. Niemand von den Ärzten oder vom Pflegepersonal, nicht einmal eine meiner Freundinnen hatte jemals die leiseste Andeutung gemacht, ich könne nach Hause entlassen werden. Und selbst bei größtem Optimismus, wieder ganz gesund zu werden, war ich doch nicht dumm genug, mir einzubilden, dass ich das Krankenhaus bereits in nächster Zeit verlassen konnte.
    Ich war am Boden zerstört. Ich saß in meinem Rollstuhl und zitterte vor Panik, die Gedanken rasten durch meinen Kopf. Was würde mit mir geschehen? Wie sah meine Zukunft aus? Meine Mutter und Alison, beide erschrocken über das, was sich eben abgespielt hatte, schoben mich schnell wieder zu meinem Bett. Ich starrte Alison an, und als sie merkte, dass ich etwas äußern wollte, griff sie zur Kommunikationstafel.
    » UNTERSTÜTZ MICH «, blinzelte ich mit wässrigen Augen.
    »Wen meinst du, mich oder deine Mutter?«, Alison versuchte, flapsig zu sein, doch ich hörte das Zittern in ihrer Stimme.
    » BEIDE «, blinzelte ich zurück, während meine Mutter meine zuckende rechte Hand in ihre nahm und Alison meine leblose Linke beschwichtigend drückte. Beide kämpften mit den Tränen. Meine Mutter kniete sich neben den Rollstuhl und sagte: »Lass das Zittern deiner Wut zu, lass es für dich arbeiten, das ist alles, was du tun musst. Ist die Verbindung erst mal hergestellt, wirst du die Bahnen in deinem Gehirn nicht mehr verlieren.«
    Ihre Worte waren genau das, was ich brauchte, um Hoffnung zu schöpfen. Ich würde alles geben, um solche Verbindungen zu aktivieren. Und ich würde auch wieder nach Hause und zu meiner Familie zurückkehren.
    Dieser Zwischenfall berührte Alison zutiefst, deren Vater im besten Pflegeheim der ganzen

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