So nah bei dir und doch so fern
keine Veranlassung, daran festzuhalten.
» VIELLEICHT EIN ANDERES MAL «, blinzelte ich mit traurigen Augen. Tief in unserem Inneren wussten wir alle, dass es nie dazu kommen würde.
KAPITEL 24
Facebook rettete mir das Leben
A m Computer des Schwesternzimmers war eine Notiz angebracht, auf der stand: »Facebook ist verboten. Sollten Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter beim Nutzen der Internetseite erwischt werden, wird dies disziplinarische Konsequenzen haben.«
Wie an vielen Arbeitsplätzen war der Besuch des sozialen Netzwerks auch hier nicht gestattet. Ich konnte mir vorstellen, wie frustriert ich gewesen wäre, wenn ich darauf gewartet hätte, von meinen Schmerzen befreit zu werden, und die Schwestern wären gerade damit beschäftigt, ihre Facebook-Statusmeldungen zu erledigen. Doch in meinem Geschäft war Facebook ein wichtiges Werkzeug für mich gewesen. Als Digital-Marketingfachfrau nutzte ich die Plattform als Hauptkommunikationsmittel; in einer Zeit, in der viele Menschen von ihrem Smartphone abhängig sind, werden so nun mal Geschäfte abgewickelt. Das Erstellen neuer Webseiten für meine Klienten, das Versenden von Einladungen für Veranstaltungen, Kurzmitteilungen über Sonderangebote – all das geschah über Facebook, was es zu meiner geschäftlichen Lebensader machte.
Mir kam eine Idee. Da ich nicht reden konnte, sollte Facebook zu meiner Stimme werden. Als Mark mich eines Abends besuchen kam, bediente ich den Schalter des GRID 2 neben meinem Bett, um einen Wunsch zu äußern: »Frage Schwester, ob ich Computer nutzen darf.«
»Weshalb?«, fragte Mark.
»Will Internet«, antwortete ich.
Der Computer neben meinem Bett reichte zum Schreiben, verfügte jedoch nicht über einen Zugang zum Internet. Mark machte sich auf die Suche und kam bald mit der erhofften Antwort zurück. Als es Zeit wurde, sich zu verabschieden, schob er mich ins Schwesternzimmer und setzte mich vor den Computerbildschirm.
»Sie sind sich hoffentlich darüber im Klaren, dass ich in ernsthafte Schwierigkeiten geraten kann, wenn ich dabei erwischt werde, Ihnen meinen Account für den Besuch bei Facebook zu überlassen«, knurrte Läufer. »Aber als Lauf-Kumpel will ich mal nicht so sein.« Er gab seinen Namen und das Passwort in den Computer ein, und schon ging ich auf die Reise. Meine linke Hand zuckte immer noch lediglich, doch in meiner rechten Hand, die von einem Kissen gestützt wurde, besaß ich genügend Kraft, um die Maus zu halten und mich zu meinem neuen Rettungsanker zu klicken. Ich loggte mich in meinen Account ein. Die letzte Nachricht stammte vom 31. Januar, genau eine Woche vor meinem Schlaganfall. Ich hatte meine spendablen Freunde gebeten, mich bei meinem Kilimandscharo-Abenteuer zu unterstützen und Geld für das Bluebell Wood Children’s Hospice aufzubringen. Für mich war der Appell noch ganz frisch, auch wenn der Kilimandscharo jetzt eine zu große Herausforderung darstellte. Als ich meinen Zustandsbericht mit zittriger Hand zu schreiben begann, dachte ich darüber nach, wie weit ich es bereits gebracht hatte.
Ich schrieb:
Hallo, dachte mir, meine Geschichte könnte euch vielleicht interessieren. Am 7. Februar 2010 erlitt ich leider einen schweren Schlaganfall. Meine Überlebenschancen standen 50/50, es war entsetzlich. Nicht normal für eine fitte 40-jährige Mutter von drei jungen Kindern, aber ein böses Blutgerinnsel im Hirnstamm lähmte meinen Körper. Diagnose: Locked-in-Syndrom. Vorher war ich Straßenläuferin und lief den Sheffield-Halbmarathon in 1:35h, daneben absolvierte ich regelmäßig Bergläufe von ca. 20 km Länge. Könnt ihr euch vorstellen, wie das ist, lebendig begraben zu sein und nur mit den Augen blinzeln zu können …? Während ich auf der Intensivstation noch sterben wollte, bin ich jetzt froh, dass ich überlebt habe.
Der Anblick dessen, was ich da geschrieben hatte, feuerte mich an, und so zählte ich die Ereignisse nach meinem Schlaganfall auf.
Man hat mir keine großen Hoffnungen gemacht. Ich liege immer noch im Krankenhaus. Mein Mann und meine Familie sind toll, ebenso das Personal in der Reha. Jedenfalls bin ich sehr motiviert und wild entschlossen, es den Leuten zu zeigen, die mich bereits abgeschrieben haben! Außerdem hatte ich Glück, dass ich eine äußerst hilfsbereite Familie und Freundinnen habe, besonders Mark, Alison und Anita, und meine Mutter und Dave. Ich hoffe, mich wieder ganz zu erholen, und wie die Dinge liegen, bleibt mir auch gar nichts anderes
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