So prickelnd wie Champagner
Achillessehne zugezogen und war nach einem ganztätigen Training mit einer polnischen Choreografin in Ohnmacht gefallen, die sie immer wieder die Mazurka- und Polonaiseschritte hatte wiederholen lassen, bis Starr Krämpfe und blutige Zehen gehabt hatte. Im Vergleich dazu war der Umgang mit Callum geradezu ein Kinderspiel.
Doch die Stimmung zwischen Callum und ihr war angespannt, weil die ganze Zeit ein Thema im Raum stand, das anzusprechen sie geflissentlich vermieden.
Sie saß hier in diesem kleinen Cottage, während der erotischste Mann, dem sie je begegnet war, sich vermutlich gerade nackt in sein mit seidiger Satinwäsche bezogenes Bett legte. Was hätte Starr dafür gegeben, zu ihm hinüberzugehen und zu verlangen, dass sie dort weitermachten, wo sie nach dem Kuss beim Swimmingpool aufgehört hatten.
Doch sie hatten einen Schlussstrich gezogen und würden diese Grenze nicht noch einmal überschreiten. Außerdem würde sich ihre Beziehung zu Callum grundlegend ändern, wenn Starr erneut mit ihm ins Bett ginge. Denn sie konnte Privates und Arbeit nun einmal nicht streng voneinander trennen. Wenn Starr sich auf einen Mann einließ, dann mit Leib und Seele. Und Callum ihr Herz zu schenken wäre, als würde man mit gebrochenen Zehen auf Spitze tanzen: eine absolute Tortur.
Denn er wollte sich nun einmal nicht fest binden. Theoretisch stimmte Starr ihm darin zu, doch in der Praxis würde dies viel schwieriger umzusetzen sein.
In der vergangenen Woche hatte sie mit dem Gedanken gespielt, sich auf eine vorübergehende, unverbindliche Affäre einzulassen – und diese Idee dann sofort wieder verworfen. Denn sie würde immer hoffen, dass daraus irgendwann mehr wurde.
Starr fand Beziehungen schön, die Vertrautheit, das Händchenhalten und das gemeinsame Scherzen. Sie genoss es, sich nachts vor dem Einschlafen an einen Mann zu kuscheln und morgens in dessen Armbeuge aufzuwachen. Und sie liebte das, was dazwischen passierte.
Sie hatte ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Sicherheit und brauchte eine Beziehung, um sich geborgen zu fühlen. Deshalb war sie so lange bei Sergio geblieben, obwohl ihre innere Stimme ihr sehr deutlich gesagt hatte, dass sie einander nicht so nahe gewesen waren – und das auch nie sein würden –, wie sie es sich wünschte.
Sergio und sie hatten denselben Beruf, denselben Freundeskreis und dieselben Ziele gehabt. Doch schon nach dem ersten Jahr begannen sie sich voneinander zu entfernen. Starr verdrängte dies bewusst und konzentrierte sich darauf, aus der gemeinsamen Wohnung ein schönes Zuhause für sie beide zu machen.
Und als sie Sergio dann mit seinem Flittchen im gemeinsamen Bett ertappt hatte, hätte sie ihn zwar einerseits am liebsten erwürgt, andererseits war sie aber froh, dass man ihr die Entscheidung abgenommen und sie keine andere Wahl gehabt hatte, als sich von ihm zu trennen.
Wenn sie sich auf eine Affäre mit Callum einließe, wäre das wie eine Katharsis und würde viel dazu beitragen, dass sie ihr neues Ziel erreichte: sich zu amüsieren, ganz ohne die Verantwortung einer Beziehung. Doch tief im Innern wusste sie, dass sie sich etwas vormachte.
Kopfschüttelnd zog Starr sich um, schlüpfte in ihr Nachthemd und legte sich in das Himmelbett, in dem sie sich immer wie eine Prinzessin vorkam.
Ein entferntes Donnergrollen ertönte, als Starr die Augen schloss. Sie hoffte, das Unwetter werde schnell vorbeigehen, denn sie hatte als Kind in Queensland viele Gewitter erlebt und furchtbare Angst vor ihnen.
Nie würde sie vergessen, wie sie sich einmal weinend im Schrank versteckt und die Hände auf die Ohren gepresst hatte, während der Wind heulend an den Fenstern gerüttelt und Blitze das leichte Holzhaus in gleißendes Licht getaucht hatten.
Sie war wieder einmal allein gewesen: Ihre Eltern hatten an jenem Abend in der Hoffnung auf eine neue Rolle bei einem Produzenten lieb Kind gemacht. Starr war damals erst acht, vielleicht neun Jahre alt gewesen. Erstaunlich, dass man eine Prüfung ablegen muss, um Auto zu fahren, aber nicht, um ein Kind aufzuziehen, dachte Starr bitter.
Als der Donner laut krachte, öffnete sie erschrocken die Augen, kroch tiefer unter die Decke und schlang die Arme um sich.
Sei nicht albern, ermahnte sie sich. Schließlich hatte sie schon unzählige Gewitter überstanden. Sie entspannte sich ein wenig, setzte sich auf und trank etwas Wasser aus dem Glas, das auf ihrem Nachttisch stand.
Als ein zuckender Blitz den Nachthimmel erhellte, wartete sie
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