So prickelnd wie Champagner
Mädchen, die steppten, Jazzdance und Ballett tanzten. Sie war wie verzaubert.
Als ihre Mutter Gladys schließlich eintraf – viel zu spät – war Starr durch emsiges Bitten in die Gruppe aufgenommen worden. Gladys war überaus erfreut darüber, dass sie sich nun eine weitere Stunde täglich nicht um ihre Tochter zu kümmern brauchte.
Und Starr war begeistert, denn sie liebte die Musik, die anmutigen Bewegungen und die Tanzoutfits. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie das Gefühl, irgendwo wirklich hinzuzugehören.
Während der kurzen Stunden des Tanzunterrichts hatte sie sich geborgen und beschützt gefühlt. Und ganz egal, in wie viele Städte ihre Eltern mit ihr umgezogen waren, wie viele Schulen sie auch besucht hatte: Sicherheit hatte Starr immer nur beim Tanzen gefunden.
Das Warm-up war abgeschlossen, und nun ertönte aus den Kopfhörern ein Lied ihrer Lieblings R&B-Sängerin, bei deren Stimme Starr sich immer sexy und sinnlich fühlte. Sie gab sich dem Rhythmus der Musik hin, begann sich im Takt zu bewegen. Mit lockeren Schultern und geschlossenen Augen ließ sie all den Frust der vergangenen Woche los: wegen Sergio, Sydney, Callum …
Vor allem wegen Callum, weil er so verantwortungsbewusst, so verdammt toll und so besessen von seiner Arbeit war – mehr, als ihm guttat. An diesem Morgen war Callum furchtbar zugeknöpft und ernst gewesen. Wie schwer würde es wohl sein, zu einem Mann wie ihm wirklich durchzudringen und die Mauern niederzureißen, die er um sich errichtet hatte?
Die Musik wurde schneller. Starr begann mit Jazzdance-Schritten und empfand es als ungeheuer tröstend, das zu tun, worin sie am besten war. Während sie tanzte, dachte sie an ihr nächstes Projekt: den strengen Geschäftsmann mit der sexy Ausstrahlung dazu zu bringen, sich zu entspannen.
Callum konnte einfach nicht anders, als Starr heimlich beim Tanzen zu beobachten, wie sie sich anmutig zu einer Musik bewegte, die nur sie hören konnte.
Mit präzisen Drehungen, Schritten und Sprüngen glitt sie durch den Raum, schwenkte den Po und ließ die Hüften kreisen, bis ihm ganz heiß wurde.
Starr, die nichts von ihrem heimlichen Zuschauer wusste, drückte ihre ganze Energie und ihr Temperament aus. Dann wurden ihre Bewegungen langsamer und erotischer.
Sie war einfach hinreißend.
Callum verspürte eine Enge in der Brust, wollte aber nicht tief einatmen, damit sie nicht auf ihn aufmerksam würde. Dabei konnte Starr ihn wegen der Musik auf ihrem iPod ohnehin nicht hören. Dennoch schien dieser Moment wie verzaubert und so zerbrechlich, dass er das Risiko nicht eingehen wollte.
Als Starrs Bewegungen wieder schneller wurden und sie die Arme nach oben streckte, spannte sich das Trikot eng über ihren Brüsten und gab den Blick auf ihren festen, flachen Bauch frei.
Heftiges Verlangen erfüllte Callum, und er musste mit aller Macht den Drang unterdrücken, durch den Raum zu stürmen, sie an sich zu ziehen und eng an sie geschmiegt mit ihr zu tanzen, bis sie beide erhitzt und voller brennender Sehnsucht nach einander waren. Er musste so schnell wie möglich verschwinden.
Doch gerade als er gehen wollte, öffnete Starr die Augen. Sie war noch mitten in einer Tanzbewegung, stolperte, ließ die Arme sinken und riss sich die Kopfhörer herunter.
„Wolltest du etwas?“, fragte sie.
Natürlich, Himmel noch mal! dachte Callum. Er wollte sie mit sich ins Bett nehmen, in die Dusche, in den Whirlpool … immer wieder.
Die Erinnerung an ihren Körper, ihre Küsse und Liebkosungen hatten sich ihm ins Gedächtnis gebrannt – wie in einen Speicher, der sich einfach nicht mehr löschen ließ, so häufig man auch auf die Delete-Taste drückte.
„Nein, mach bitte ruhig weiter. Entschuldige die Störung.“
„Schon gut.“
Sie standen einfach da und sahen einander über das polierte Parkett hinweg an, ohne sich zu regen.
Callum hatte seit jener verhängnisvollen Nacht, in der Archie gestorben war, noch nie die Kontrolle über sich selbst verloren oder seine Aufgaben und Pflichten vergessen. Doch jetzt, als Starr ihn mit einer betörenden Mischung aus unverhohlener Neugier und unterdrückter Sehnsucht ansah, mit von der Anstrengung erhitzter Haut und einem Körper, der fürs Tanzen und Lieben wie gemacht zu sein schien, da wäre es beinah geschehen.
„Ich muss jetzt gehen, ich habe ziemlich viel zu erledigen.“
Seine schroffe Äußerung gefiel ihm ebenso wenig wie der verletzte Ausdruck, der in Starrs Augen trat.
„Das haben wir
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