So prickelnd wie Champagner
genommen hatte.
Archie Cartwright hatte vor Energie geradezu gesprüht: ein großer Mann, körperlich wie auch in Bezug auf seine Stellung in der Geschäftswelt. Wann immer er einen Raum betrat, hatte er die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Neben ihm hatte alles und jeder klein gewirkt, und doch er hatte seinen jüngeren Brüdern nie das Gefühl vermittelt, ihnen überlegen zu sein.
Ja, Archie hatte auf sie beide aufgepasst und verstanden, warum Callum als Teenager so viel getrunken und so ausschweifend gelebt hatte. Er war immer für ihn da gewesen, ohne ihn jemals zu verurteilen oder ihm Moralpredigten zu halten. Und genau das hatte ihn schließlich das Leben gekostet.
Aus diesem Grund strengte sich Callum seit Archies sinnlosem Tod jeden Tag aufs Neue an, so ein Mensch zu sein, wie sein älterer Bruder es sich von ihm gewünscht hätte. Manchmal war er geradezu neidisch auf Rhys, der seine Trauer bewältigte, indem er ständig davonlief. Sie waren beide abenteuerlustig gewesen, doch während er Archies geschäftliche Pflichten und Aufgaben übernommen hatte, war Rhys zu einer Weltreise nach der anderen aufgebrochen und mied sein Zuhause tunlichst. Zum Glück taten seine Eltern dasselbe.
„Mir geht’s gut. Und dir?“
„Alles bestens.“
Callum unterdrückte den Impuls, nachzufragen. Jemand musste sich um Rhys kümmern und ihm helfen, sich zu orientieren. Das war er ihm schuldig, denn immerhin hatte er ihm seinen ältesten Bruder genommen. Er würde nie vergessen können, dass Rhys im ersten Jahr nach Archies Tod wie ein trauriger Welpe gewirkt hatte. Callum hätte alles dafür gegeben, dass sein kleiner Bruder glücklich war.
„Wenn du irgendetwas brauchst, lass es mich wissen.“
„Klar. Mach dir keine Sorgen, Brüderchen“, erwiderte Rhys. „Und grüß deine sexy Assistentin von mir.“
Wenn du nur wüsstest, dachte Callum.
Callum blickte von den Tabellen auf, die seinen gesamten Schreibtisch bedeckten, verschränkte die Finger und streckte sich.
Es war Zeit, mit der Umsetzung seines Plans zu beginnen.
„Wir sind für heute fertig.“
Starr schob sich von ihrem Schreibtisch zurück und drehte sich zweimal auf ihrem Schreibtischstuhl um sich selbst, wobei sie die langen Beine nach vorn streckte und Callums Aufmerksamkeit auf ihre wohlgeformten Waden lenkte.
„Gut. Ich fange nämlich bald an zu schielen, wenn ich noch mehr Zahlen durchsehen muss.“
„Davon gibt’s noch eine ganze Menge, aber mit denen kannst du dich beschäftigen, wenn ich nächste Woche unterwegs bin.“
Als sie ein Gesicht schnitt, fügte er hinzu: „Und da du praktisch jede Stunde der kommenden sieben Tage an diesem Schreibtisch verbringen wirst, sollten wir heute Abend zusammen ausgehen.“
„Ausgehen?“, wiederholte Starr verblüfft, doch dann lächelte sie erfreut.
„Ja, wir werden gemeinsam essen. So etwas nennt man eine Verabredung“, erklärte Callum neckend. „Das machen Leute, wenn sie sich gegenseitig attraktiv finden. Und wenn einer von beiden etwas vermasselt hat.“
Er wünschte, er könnte die Erinnerung daran auslöschen, wie er sie morgens einfach im Schlafzimmer zurückgelassen hatte.
„Es tut mir leid, dass ich es heute Morgen so verpatzt habe.“
„Entschuldigung angenommen.“ Starr tat so, als würde sie nachdenken. „Wenn ich es mir recht überlege, haben wir es bisher nie bis zu einer Verabredung geschafft.“
Stimmt, dachte Callum. Und genau aus diesem Grund verfolgte er jetzt diesen Plan. Er hatte sich ihr gegenüber nicht wie ein Gentleman verhalten und wollte das wieder in Ordnung bringen.
„Da hast du recht“, stimmte er Starr zu. „Dieser erste Abend … na ja, das Ganze hatte mit einer Verabredung wenig zu tun. Und seitdem sind wir irgendwie nicht … im Einklang.“
Als sie sich vorbeugte, musste er sich sehr zusammenreißen, um den Blick nicht zu ihrem Dekolleté gleiten zu lassen.
„Ich hätte da den perfekten Vorschlag, wie wir das Problem lösen können“, sagte Starr.
Auch Callum hatte diesbezüglich eine ausgezeichnete Idee, und allein beim Gedanken daran ging sein Puls schneller.
Ganz leise, fast flüsternd, fügte sie hinzu: „Tanzen. Wir beide, zusammen, nach unserem Essen.“
Unwillkürlich musste er daran denken, wie Starr mit anmutigen, sinnlichen Bewegungen über den Boden des Ballsaals geglitten war, die Arme über den Kopf gestreckt, die Hüften kreisend …
Er rutschte ein wenig auf seinem Stuhl umher und wies auf seine handgenähten
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