So prickelnd wie Champagner
Schweigen. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, es stimmt ja.“
Er schüttelte den Kopf. „Archie war mit Abstand der beste Chef, den die Cartwright Corporation je hatte. Seit seinem Tod versuche ich, diesen Verlust auszugleichen und das Unternehmen zum Erfolg zu führen, wie er es gewollt hätte.“
„Hast du noch andere Verwandte?“, fragte Starr.
Plötzlich schien Callum sich zu verschließen, und seine Miene war völlig ausdruckslos. „Mein jüngerer Bruder Rhys hat die Flucht ergriffen, weil er nicht anders mit seiner Trauer umgehen konnte“, antwortete er. „Meine Eltern wohnen jetzt in London.“
„Und Ihr seht euch nicht?“, fragte Starr.
„Dad arbeitet von England aus noch im Unternehmen mit, aber wir sind einander nicht sehr nahe.“
„Und was ist mit deiner Mutter und mit Rhys?“
„Meine Mutter gibt mir die Schuld an Archies Tod“, erwiderte Callum. „Wir haben seit damals nicht mehr miteinander gesprochen. Rhys ruft mich gelegentlich an.“
Herrje, dachte Starr. Sie hatte erfahren wollen, was in Callum vorging, wie es in seinem Inneren aussah, und jetzt wusste sie es. Doch leider hatte sie an einer emotionalen Wunde gerührt, die wohl niemals heilen würde und über die sie ihm auch nicht hinweghelfen konnte. Es sei denn, es würde ihr gelingen, Callum abzulenken …
„Meine Eltern sind schon vor einer ganzen Weile gestorben, aber wir hatten kein sehr inniges Verhältnis“, erzählte sie. „Sie waren ziemlich unbeständig und exzentrisch: Schauspieler, die immer dorthin zogen, wo es die Möglichkeit zum Vorsprechen gab. Sie haben mich durch ganz Australien gezerrt.“
„Das war sicher ziemlich furchtbar für dich.“
„Allerdings“, bestätigte Starr. „Es war das Allerletzte. Ich habe mich immer nur danach gesehnt, ein Zuhause zu haben, echte Freundschaften schließen zu können und keine Angst haben zu müssen, dass die Koffer schon wieder gepackt wären, wenn ich aus der Schule nach Hause kam.“
„Und deshalb liebst du auch das Cottage so sehr“, stellte Callum fest.
Sie nickte. „In Sydney glaubte ich eine Weile, ich hätte mit meinem Exfreund ein richtiges Zuhause gefunden. Ich habe sehr hart gearbeitet, um die Miete bezahlen zu können. Und ich habe darauf vertraut, dass er für uns beide eine Tanzkompanie aufbauen würde. Diesen Traum hat er leider zerstört.“
Als Callum leise fluchte, lächelte sie.
„Ja, er war ein ziemlicher Mistkerl. Leider habe ich all seine Lügen geglaubt. Sergio versicherte mir, er würde mich lieben und wolle mich zum Star unserer eigenen Kompanie machen“, fuhr sie fort. „Er hat gesagt, wenn ich die Miete bezahlte, würde er sein Geld dafür verwenden, die Tanzkompanie aufzubauen …“
„Und dann?“
Sanft berührte Callum ihren Arm, und Starr musste schlucken, weil ihre Kehle bei der Erinnerung wie zugeschnürt war.
„Er hat mich betrogen. Und er drohte mir, er würde dafür sorgen, dass ich gefeuert werde, falls ich ihn verlassen sollte. Als ich es trotzdem tat und ihn aufforderte, mir die Hälfte des Geldes zu geben, das ich über mehrere Jahre für die Miete gezahlt hatte – da hat er seine Drohung wahr gemacht.“
„Aber das Geld gehörte doch dir!“
„Theoretisch ja. Er hatte seine Ersparnisse, und ich hatte nichts. Aber ich wollte nicht von einem Gericht zum nächsten ziehen, und genau dazu hätte Sergio mich gezwungen. Es war die Sache einfach nicht wert.“
„Dieses Schwein hat dich ausgenutzt!“, stellte Callum aufgebracht fest. „Ich werde …“
„Nein.“
Starr hielt die Hand hoch, denn sie wollte diese Phase ihres Lebens ein für alle Mal abschließen.
„Ich habe Sydney verlassen, um all dem zu entkommen“, sagte sie ernst. „Die Tanzwelt ist ziemlich klein, und Sergio kennt sämtliche Schwergewichte der Branche. Ich kann wegen dieses Hampelmanns nicht meine ganze Karriere aufs Spiel setzen.“
„Aber irgendetwas musst du doch tun können“, beharrte Callum. „Hast du dir schon juristischen Rat geholt? Hast du …“
„Hör auf!“, unterbrach Starr ihn. „Du verfällst schon wieder in die Rolle des Chefs …“
Mit leicht verlegenem Lächeln strich Callum sich übers Gesicht. „Die Macht der Gewohnheit“, sagte er. „Entschuldige.“
Starr liebte es, wenn Männer die Größe besaßen, sich zu entschuldigen. Genauer gesagt, sie liebte diesen Mann – einfach alles an ihm.
„Sydney ist jetzt Vergangenheit“, erklärte sie. „Als ich angefangen habe, für dich zu
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