So prickelnd wie Champagner
halten.
„Hallo, Dad“, erwiderte er höflich. „Mir geht es gut. Und dir?“
Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, ruhig zu bleiben und gegenüber seinem Vater nicht die Beherrschung zu verlieren, um diesem nicht noch mehr Zündstoff zu liefern.
„Der Unternehmenszusammenschluss ist kurz davor, zu platzen, und du möchtest höfliche Floskeln austauschen? Was, in Gottes Namen, ist mit dir los?“
Als sein Vater die Fusion erwähnte, war Callum sofort hellwach und verkrampfte leicht die Hand um das Handy. Nach seinem aktuellen Kenntnisstand war alles unter Dach und Fach. Genau aus diesem Grund hatte er sich heute freigenommen – und natürlich auch, weil er seiner bildhübschen Freundin einfach nichts abschlagen konnte.
„In Bezug auf den Unternehmenszusammenschluss ist alles in Ordnung“, sagte er.
„Von wegen!“, herrschte sein Vater ihn an. „Ich habe in der letzten halben Stunde fünf Anrufe von mehreren unserer Führungskräfte bekommen, die dich nicht erreichen konnten und in Panik geraten sind. Was ist los?“
„Es ist alles in Ord…“, wollte Callum wiederholen, doch Frank ließ ihn nicht ausreden.
„Hörst du mir eigentlich zu?“, rief er grob. „Der verdammte Deal ist geplatzt! Die Japaner haben die Widerrufsfrist genutzt.“
Wie benommen sank Callum auf den nächsten Sessel. „Aber ich habe mich doch persönlich darum gekümmert. Sie …“
„… haben nach einem besseren Angebot gesucht – und es offenbar auch gefunden!“
Er hielt das Telefon ein Stück von seinem Ohr weg, während Frank immer weiter bellte.
Angesichts der Nachricht vom geplatzten Zusammenschluss war Callums Blutdruck in die Höhe geschnellt – im Gegensatz zum Vertrauen seines Vaters in ihn, das nun wohl den absoluten Tiefststand erreicht hatte.
„Warum sagst du nicht einfach, was du wirklich meinst, Dad?“, fragte er, während sich ihm der Magen vor tiefem Schmerz zusammenzog. „Ich habe es mal wieder vermasselt.“
Frank zögerte einen Moment. „Das hast du gesagt“, erwiderte er dann kalt.
Eigentlich hätte Callum sich mittlerweile daran gewöhnt haben sollen, dass sein Vater nur Verachtung für ihn übrig hatte – als Mensch wie als Sohn. Doch nach wie vor tat es ihm furchtbar weh.
„Ich kann nichts anderes tun, um meinen Fehler wiedergutzumachen, Dad“, sagte er leise. „Archie ist nicht mehr da, und ich tue alles, um …“
„Wage es ja nicht, deinen Bruder mit ins Spiel zu bringen! Ja, er ist nicht mehr da, und das ist deine Schuld.“
Franks gehässige Worte waren nichts Neues, doch in diesem Moment wurde Callum etwas klar: Was er auch unternehmen oder sagen mochte, es würde seinem Vater niemals genügen.
Callum hätte alles nur Erdenkliche getan, um Archies Tod ungeschehen zu machen, doch das war nun einmal nicht möglich. Und jetzt hatte er wirklich oft genug versucht, sich für Archies Tod zu entschuldigen und die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Von nun an würde alles, was er bei der Cartwright Corporation tat, nur noch für ihn selbst geschehen, für Rhys – und im Gedenken an seinen Bruder. Sein Vater konnte ihm künftig gestohlen bleiben.
„Ich werde von dem Deal retten, was ich kann.“ Und das war mehr, als man hinsichtlich ihres Verhältnisses zueinander sagen konnte.
Frank schnaubte verächtlich. „Viel Glück.“
„Bis dann, Dad.“
Callum beendete das Gespräch mit dem Mann, der ihm nie ein Vater gewesen war und wahrscheinlich nicht einmal wusste, was dieses Wort bedeutete. Wütend warf er das Handy gegen die Wand und ging aufgebracht im Zimmer hin und her, die Fäuste geballt und auf der Suche nach einer Möglichkeit, sich abzureagieren.
Als Teenager war er der Gleichgültigkeit seiner Eltern begegnet, indem er rebelliert und alles getan hatte, um ihre Aufmerksamkeit zu erwecken. Doch ihnen war das egal: Frank und Maureen Cartwright waren viel zu sehr damit beschäftigt, ihre Rolle als wichtigstes, bekanntestes Paar in der australischen Finanzwelt zu spielen und ihrem Image als Unternehmer zu entsprechen, um sich mit ihm oder Rhys zu beschäftigen.
Archie war der Lieblingssohn, der Auserwählte und der Älteste, der sich perfekt einfügte und genau das tat, was seine Eltern wollten. Sie beteten ihn geradezu an und investierten all ihre Energie in ihren Erstgeborenen, sodass für ihre beiden jüngeren Söhne nichts mehr übrig blieb. Das hatte es Callum umso leichter gemacht, sich vor der Verantwortung zu drücken und stattdessen einfach zu tun, was
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