So schmeckt das Oktoberfest
eine lange Tradition - man bedenke die zentrale Rolle des Pferderennens!
Attraktionen an den Bierbuden
Von Anfang an gehörte das Bier zum Oktoberfest. Die Wirte der Stadt errichteten in den ersten Jahren auf der Sendlinger Höhe einige einfach gezimmerte Bretterbuden, an denen Bier ausgeschenkt wurde. Ihre Brotzeit brachten die Gäste selbst mit, sie konnten aber auch an den Ständen Brot und Radi, Käse und Backwaren, Obst und Nüsse erwerben.
In den 1820er-Jahren erhielten die Wirte die Erlaubnis, ihre Buden im Inneren der Rennbahn aufzubauen. Anfangs gab es achtzehn genehmigte Bierbuden, und die Wirte wurden ausgelost. Diese Bierbuden wurden schrittweise vergrößert. Bald konnten die Festbesucher nicht nur davor sitzen und Bier trinken, sondern auch überdachte Plätze einnehmen. Um die Gäste anzulocken, begannen die Wirte, für Attraktionen zu sorgen. Beliebt waren kleine Wettbewerbe wie Sacklaufen, Baumsteigen oder Kegeln. Tanzflächen wurden errichtet, und auch für musikalische Unterhaltung war gesorgt.
Teilansicht der bemalten Frontfassade des Löwenbräu-Festzelts.
Die verletzte Würde des Festes
Die Stadt war über derartig volkstümliche Vergnügungen nicht sehr erfreut, denn das Fest wurde ja zu Ehren des erlauchten Paares veranstaltet. Zum Verbot eines Kletterbaumes hieß es 1828, dass diese Belustigung mit der Würde des ganzen Festes nicht vereinbar sei. Die Rechnung ging für die Wirte trotzdem auf. 1835 beispielsweise besuchten rund 100.000 Menschen das Oktoberfest und tranken 240.000 Maß Bier. Damals dauerte das Fest allerdings nur wenige Tage! Heute sind es bekanntermaßen sechzehn. An diesen sechzehn Tagen schauten im Jahr 2009 immerhin 5,7 Millionen Besucher vorbei. Die verspeisten unter anderem 111 ganze Ochsen und ließen sich 6,5 Millionen Maß Bier schmecken. Die Trinkleistung pro Person hat sich also in 175 Jahren von 2,4 auf 1,4 Maß verringert.
Olympisch damals - und heutzutage?
Man erzählt sich in den Bierzelten zu vorgerückter Wiesn-Stunde, dass die Wiesn manches mit den alten Olympischen Spielen gemein hatte. Denn weil sich Kronprinz Ludwig seinerzeit sehr für das antike Griechenland begeisterte, wurde auch das Münchner Oktoberfest in seinen ersten Jahren im Stile des antiken Olympias ausgetragen. 1832 wurde das Oktoberfest sogar eigens verschoben, damit eine eingeladene dreiköpfige Delegation aus Griechenland daran teilnehmen konnte. Und tatsächlich wurde die damalige Wiesn eines der Vorbilder für die spätere Wiederbelebung der Olympischen
Spiele in Griechenland unter König Otto I., Sohn von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese.
Olympisch auch heute?
In Bezug auf die moderne Wiesn der Gegenwart stellt sich die folgende Frage: Muss, soll oder darf man das Oktoberfest denn immer noch mit den Olympischen Spielen vergleichen? Klare Antwort: Das ist sicherlich mehr als angebracht.
Während Olympischen Spielen, da ist ja schließlich schon bei etwa einer Million Besucher von einem mordsmäßigen Riesenerfolg die Rede - landesweit gesprochen. Bei dem olympischen Wiesn-Fest in Bayern wird aber doch offensichtlich weitaus Größeres geleistet. Fragt’s doch mal im Tourismusamt München nach, wie man rund sechs Millionen Leut’ in ein paar Hektar Innenstadtgelände reinund dann wieder rausschleust - und das jedes Jahr aufs Neue und in nur sechzehn Tagen! Und rennen tun’s auf der Wiesn auch immer noch - bloß halt ohne die Pferde und nicht im Kreis, sondern rein in die Bierzelte!
Neben dem allgemeinen Sportsgeist, der auf der Wiesn herrscht - und der da lautet: »Dabei sein ist alles« -, drückt sich die Wirkung des traditionsreichen olympischen Gedankens immer noch in zahlreichen sportlichen Disziplinen aus, die hier vertreten sind. Zum Beispiel Lukasverprügeln, Bäumefällen (im Hackerzelt), Totheulen (im Weinzelt), Kiwi-Weitwurf (im Hofbräuzelt) und Armbrustschießen (im Armbrustschützenzelt) - Letzteres das einzig Normale. Allerlei tierische Vergnügen gibt’s für den Menschen noch obendrein: besonders Käfer-Tottreten (im Käferzelt) oder Schottenhamel-Zureiten. Weiteres Hochsportliches soll nicht unerwähnt bleiben: Promijagd im Hippodrom, Wilde-Maus-Zähmen bei den Fahrgeschäften, die Dompteurleistung im Löwenbräu und das Hochseeangeln in der Fischervroni - das bekanntermaßen manches Mal im berüchtigten Fischgrätenamoklauf endet. Oder ganz zum Schluss, nach’m Wettkampftrinken und dem vorausgegangenen Bier-Storming im
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