So schoen kann die Liebe sein
über ein riesiges Vermögen verfügte. Für Joe würde sie eben ihren Stolz überwinden müssen.
Sam erhob sich, ging zu einer Kommode und besah sich ein neueres Foto von Joe, das daraufstand. „Weiß man, warum er Diabetes hat?”
„Nein. Es ist einfach so. Niemanden trifft irgendeine Schuld.”
Er schaute sie über die Schulter aufmerksam an. „Und geht es ihm gut?”
„Meistens. Das heißt, seit die Krankheit diagnostiziert wurde und er Diät hält. Er ist so tapfer. Er beklagt sich nicht einmal, wenn er seine Spritzen bekommt.”
„Ich finde es furchtbar, dass er so leiden muss.” Er wandte sich wieder dem Foto zu. „Hat er je nach mir gefragt?”
Andrea stand jetzt auch auf und stellte sich hinter ihn. „Ja, mehrmals in den vergangenen Jahren.”
„Und was hast du ihm erzählt?”
„Dass du nicht bleiben konntest, dass du in einem weit entfernten Land wohnst. Und dass du ihn liebst und bei uns sein würdest, wenn du könntest.”
Langsam drehte er sich zu ihr um. „Also hast du ihn nicht angelogen.”
„Habe ich das nicht?”
Er neigte den Kopf. „Nein. Es stimmt, ich konnte wirklich nicht in den Staaten bleiben, Andrea. Und jetzt, wo ich ihn gesehen habe, würde ich lieber sterben, als es zulassen, dass ihm irgendetwas passiert.”
Andrea schluckte. „Das freut mich zu hören, aber ich mache mir auch Gedanken darüber, wie wir es ihm erklären sollen.”
„Das überlass ich ganz dir, aber ich fände es schön, wenn er wüsste, dass ich sein Vater bin.”
In einer perfekten Welt würde Andrea das auch schön finden, aber diese Situation war weit davon entfernt, perfekt zu sein. Wie wollte Sam ihm das sagen? ,Hey, Joe, ich bin dein Dad, und es tut mir Leid, aber ich muss zurückgehen und meine Pflichten als König erfüllen’? „Und was dann?”
„Ich könnte zum Beispiel jedes Jahr in seinen Sommerferien hierher kommen.”
„Reicht das, Sam?”
Wieder seufzte er. „Ich habe keine andere Wahl.”
„Redest du von deinen Pflichten? Ich bezweifle, dass Joe verstehen würde, dass deine Position wichtiger ist als er. Es könnte sein, dass er dir das irgendwann einmal übel nehmen wird.”
„So wie seine Mutter?” fragte er leise.
O ja, sie hatte ihm seine überstürzte Abreise sogar sehr übel genommen. Und sie hatte es bitter bereut, mit ihm geschlafen und ein Kind gezeugt zu haben, das sie nun ganz allein aufziehen musste. Doch letztendlich konnte sie es ihm nicht vorwerfen, jedenfalls nicht in Bezug auf Joe, da er erst jetzt von ihm erfahren hatte. Aber das war wiederum sein Fehler, denn er war damals verschwunden, ohne eine Adresse zu hinterlassen. Es war schon eine verzwickte Situation.
Trotzdem musste sie das tun, was das Beste für alle Beteiligten war, selbst wenn es hieß, eine Art Waffenstillstand zu schließen.
„Ich bin darüber hinweg, Sam.”
„Aber du kannst mir niemals vergeben, oder?”
„Ich habe dir vergeben.” Bis zu einem gewissen Grad. Aber sie würde niemals vergessen können.
„Das freut mich, Andrea. Ich hoffe nur, dass du mir wieder vertraust.”
Das war schon ein wenig schwieriger. Sie hatte noch immer Angst, dass Sam seine Meinung ändern und versuchen könnte, ihren Sohn mit in sein Land zu nehmen, vor allem, wenn er ihn erst besser kennen gelernt und sich an ihn gewöhnt hätte. Aber sie wollte sich wenigstens bemühen, ihm zu vertrauen. „Also, wo hast du deine Zelte aufgeschlagen?”
„Hier.”
„Wie bitte?”
„Tess meinte, es wäre das Beste, wenn ich in Joes Nähe bliebe. Sie hat mir ihr Zimmer überlassen und ist in die Schlafbaracke gezogen, obwohl ich das nicht wollte. Sie bestand einfach darauf. Inzwischen habe ich meine Sachen aus dem Hotel in Lexington geholt und werde Rashid gleich dorthin zurückschicken. Er soll sich ein paar schöne Tage machen und auf mich warten, bis ich wieder abreise.”
Eine leichte Unruhe überkam sie. Wenn sie unter demselben Dach schliefen, würde es sich nicht vermeiden lassen, dass sie sich täglich sahen. „Ich finde, du solltest warten, bis Joe wieder da ist, bevor du hier einziehst.”
„Ich musste Tess versprechen, hier einiges zu reparieren. Und solange Joe weg ist, habe ich dafür noch Zeit. Später möchte ich mich ausschließlich um den Jungen kümmern.”
Wieder einmal Tess. Verflixt, sie mischte sich auch in alles ein. „Na ja, wenn das so ist.
Ein bisschen Hilfe könnte ich schon gebrauchen”, räumte Andrea ein. Sie konnte auch ein bisschen Mut gebrauchen. Im Moment
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