So schoen kann die Liebe sein
Also hör endlich auf damit!”
„Hast du gefunden, wonach du suchst?”
Andrea erstarrte. Da sie mit dem Rücken zur Tür saß, konnte sie nur hoffen, dass Sam ihre Albernheit nicht mitbekommen hatte.
Als sie sich vorsichtig umsah, war sie froh, dass er den Blick auf die offene Truhe und nicht auf sie gerichtet hatte. Mit den Händen in den Taschen kam er auf sie zugeschlendert und blieb dann wie ein Monument purer Männlichkeit direkt vor ihr stehen.
Er deutete mit dem Kopf auf das Trikot. „Ich erinnere mich noch, wie Paul das immer getragen hat.”
Andrea legte die Jeans hin und rutschte ein wenig zurück, um Sam besser ansehen zu können. Sein Gesicht war jedoch ausdruckslos wie eine Maske, anscheinend verbarg er so geschickt seine Gefühle. Also wandte sie sich wieder der Truhe zu und langte hinein. „Erinnerst du dich hieran?”
Sam hockte sich neben sie und nahm ihr den Baseball aus der Hand. Langsam drehte er ihn in seinen langen, kräftigen Fingern. Und plötzlich fiel diese starre Maske von ihm ab, und ein Lächeln erhellte sein Gesicht. „Sehr gut sogar. Es war unser erstes Spiel in der Profiliga.”
„Und Paul fing den Ball bei einem home run.”
Sam nickte grinsend. „Der Ball landete zwei Reihen über uns, kullerte hinunter und landete vor seinen Füßen. Es war ein Foul, kein home run. Paul fand nur, dass sich die andere Version besser anhörte.”
Andrea lachte. „Das ist typisch für ihn. Ich meine, war.”
„Ja, das stimmt.” Sams Ton war auf einmal voller Bedauern.
Als er ihr den Ball wieder geben wollte, meinte sie großzügig: „Behalt ihn.”
„Das kann ich nicht …”
„Er hätte es so gewollt. Außerdem habt ihr zwei mich damals zu dem Spiel nicht mitgenommen, warum sollte ich ihn also behalten?”
Sam lächelte jetzt wieder. „Wir haben dich nicht mitgenommen, weil Paul Angst hatte, dass du mich vom Spiel ablenken könntest.”
„Das ist nicht wahr!”
„Okay, vielleicht hatte er keine Angst, aber ich. Deshalb habe ich nicht darauf bestanden, dass du mitkommst.”
Andrea errötete. „Sehr charmant”, murmelte sie.
„Es ist die Wahrheit, Andrea. Du warst eine Ablenkung für mich. Und bist es immer noch.”
Um das Thema zu wechseln, klopfte sie neben sich auf den Böden. „Setz dich. Da ist noch etwas, was ich dir geben möchte.”
Sam ließ sich ebenfalls im Schneidersitz nieder und legte den Ball zur Seite. Andrea griff in die Truhe und holte das Geschenk heraus, das sie vor Jahren dort verwahrt hatte. Das Papier war ein wenig verblichen und die Schleife zerdrückt. Unter dem Band steckte ein Umschlag, auf dem stand: „Für Sam, den Mann.”
Sie reichte es ihm. „Es ist ein Geschenk von Paul. Er wollte es dir wohl zu deiner bestandenen Prüfung geben. Ich habe es in seinem Zimmer beim Aufräumen gefunden.”
Sam nahm das Päckchen entgegen und legte es sich in den Schoß. Andrea bemerkte das leichte Zittern seiner Finger, als er den Umschlag herauszog, ihn öffnete und eine Karte hervorholte. Während er las, zeichnete sich auf seinem Gesicht ein so heftiger Schmerz ab, dass Andrea schlucken musste.
„Was steht da drauf?” fragte sie leise.
Er reichte ihr die Karte.
Hallo, Sam. Nur eine Kleinigkeit für Dich zum Abschied. Ich würde Dir ja viel lieber Andi mit nach Hause geben, aber sie würde Dir nur Kummer bereiten. Also behalte ich sie erst einmal hier, es sei denn, Du entscheidest Dich, zurückzukommen und sie mir doch noch abzunehmen. Ernsthaft, wenn mir etwas passieren sollte, kümmere Dich um sie. Sie verdient es, glücklich zu werden.
Vergiss mich nicht. Dein Freund Paul
Tränen brannten ihr in den Augen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und ihre Brust schmerzte angesichts der Trauer, die sie schon so lange zu unterdrücken versuchte. „Er wusste es”, sagte sie mit erstickter Stimme.
„Was wusste er?”
Sie sah von der Karte auf. „Als wir seine Sachen ausräumten, um das Zimmer für Joe herzurichten, fanden wir auch zwei Weihnachtsgeschenke, eins für mich und eins für Tess.
Paul ist sonst immer erst Heiligabend kurz vor Ladenschluss Geschenke einkaufen gegangen.
Ich denke, dass er wusste, was passieren würde.”
Sam seufzte. „Andrea, ich weigere mich zu glauben, dass Paul sich das Leben genommen hat.”
„Das wollte ich damit nicht sagen. Tess nennt die Fähigkeit, sein Schicksal vorauszusehen,
‚Engelsintuition’.”
„Und du glaubst daran?”
„Ich denke, dass alles möglich ist.” Jedenfalls hatte sie
Weitere Kostenlose Bücher